Mit der Ausstellung SOUNDS OF VIENNA feiert die Leica Galerie Wien einen der Großen der Österreichischen Fotografie: Franz Hubmann, der heuer am 2. Oktober einhundert Jahre alt geworden wäre. Das Fotomuseum WestLicht hatte vor genau zehn Jahren, zum neunzigsten Geburtstag des Fotografen, seine letzte große Wiener Ausstellung zu Lebzeiten ausgerichtet.Wie kein anderer hat Franz Hubmann, der Zeit seines Lebens mit der Leica fotografierte, es verstanden, den Klang der Straße aufzunehmen, das Wiener Leben mit seinen Caféhäusern, Bohémiens, Fiakern und Tandlern in seinen Bildern einzufangen. In der Ausstellung begegnet man ihnen wieder: dem legendären Ober Ali aus dem Café Hawelka, der mittlerweile mindestens genauso bekannt ist, wie seine literarischen Gäste, dem frierenden Blumenhändler am Stadtpark oder der Frau, die ihren Gummibaum im Kinderwagen durch Döbling spazieren fährt. Hubmanns untrügliches Gespür für den Augenblick brachte ihm den Ehrentitel „Henri Cartier-Bresson Österreichs“ ein, aber natürlich war er ein Meister der Fotografie aus eigenem Recht, der „unbestechliche Chronist des Wesentlichen und vermeintlich Unwesentlichen“, wie André Heller ihn einmal nannte. Hubmann widmete sich beidem mit gleichermaßen scharfem Auge: dem flüchtigen Lichtreflex auf nassem Kopfsteinpflaster wie den Protagonisten der hiesigen Kulturlandschaft. Dabei war es ihm gleich, ob es sich bereits um arrivierte Kräfte oder um damals noch vielversprechende Nachwuchskünstler wie Josef Mikl, Arnulf Rainer, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden handelte, die in Hubmanns „Der Jahrgang 1929“ betitelter Aufnahme wie eine Beat-Band posieren.
Als passionierter Musikliebhaber war nicht nur der Klang der Stadt Hubmanns Metier, auch die internationalen Größen der Musik, die in den Nachkriegsjahrzehnten Wien besuchten, versammelte er vor seiner Kamera: Der Geigenvirtuose Yehudi Menuhin, Pianist Friedrich Gulda bei einem seiner ersten Konzerte in der Hauptstadt, Herbert von Karajan bei den Proben im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Neben der Klassik waren es die Jazz-Konzerte, die Hubmann in den 1950er und 60er Jahren anzogen. Joachim Lieben brachte mit seiner Agentur die „Jazz at the Philharmonic“-Reihe, kurz JATP genannt, nach Wien, und damit die erste Garde der internationalen Jazz-Szene. In Hubmanns Fotografien überträgt sich die Leidenschaft, der Drive und die Coolness der Auftritte so begnadeter Musiker wie Louis Armstrong, Miles Davis oder Nat King Cole und man kann sich leicht vorstellen, wie der Jazz in die österreichische Tristesse der damaligen Zeit einschlug. Literarisches Pendant zu den Improvisationen der Jazz-Solisten waren die anarchistischen Soireen der Wiener Gruppe um H.C. Artmann, Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Gerhard Rühm und Oswald Wiener. Mit ihren an Dadaismus und Surrealismus geschulten Perfomances forderten sie den konservativen Geist der Nachkriegskultur heraus, und selbstverständlich war Hubmann dabei, um die inzwischen legendären Aufführungen mit seiner Leica zu dokumentieren.
Die Fotografien der Ausstellung stehen zum Verkauf. Preise auf Anfrage
Aus Anlass des 100. Geburtstags von Franz Hubmann erscheint im Christian Brandstätter Verlag das Buch FRANZ HUBMANN. SOUNDS OF VIENNA mit Texten von Karlheinz Roschitz, Christian Brandstätter, Axel Hubmann und Gerald Piffl. Das Buch wird am Abend der Ausstellungseröffnung präsentiert.
Parallel zur Leica Galerie Wien feiert auch die Leica Galerie Salzburg den Doyen der österreichischen Fotografie und eröffnet ihre Franz Hubmann-Ausstellung zum einhundertsten Geburtstag des Fotografen ebenfalls am 02. Oktober 2014.
KURZBIOGRAFIEFranz Hubmann wurde am 2. Oktober 1914 im niederösterreichischen Ebreichsdorf geboren. Nach einer Ausbildung als Textiltechniker arbeitete er für einige Jahre in einer Hutfabrik, bevor er 1938 zum Wehrdienst eingezogen wurde. Bereits seine erste Kamera, die er als Zwölfjähriger erhielt, machte ihn zum leidenschaftlichen Amateurfotografen – mit dem Studium der Fotografie an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt nach dem Krieg wurde seine Passion zum Beruf. Hubmann übernahm zunächst das Amt des Bildstellenleiters der Österreichischen Fremdenverkehrswerbung, 1954 schloss er sich der Redaktion der gerade von Karl Pawek gegründeten Kulturzeitschrift „magnum“ an. Die Arbeit als deren Bildredakteur und Cheffotograf und die dezidiert moderne bis avantgardistische Ausrichtung der Zeitschrift prägten nachhaltig seine Fotografie. Mit der Einstellung von „magnum“ 1966 konzentrierte sich Hubmann auf seine Tätigkeit als freier Fotograf und Buchautor – an die 80 Titel gingen bis zu seinem Tod daraus hervor – in den 1980er Jahren lehrte er als Gastprofessor an der damaligen Hochschule für Angewandte Kunst. Am 9. Juni 2007 starb Franz Hubmann in Wien.