Tatiana Krupinina, Russia: A Nation of Miracle Believers, 2013  © Jan Berg Tatiana Krupinina, Russia: A Nation of Miracle Believers, 2013 © Jan Berg - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse

Was: Ausstellung

Wann: 26.06.2013 - 13.10.2013

Mit der neuen Ausstellungsreihe MAK FASHION Lab initiiert das MAK eine experimentelle Auseinandersetzung mit intelligenter Mode als Teilbereich der angewandten Kunst.

In die Zukunft weisende, speziell für das MAK in Auftrag gegebene Projekte untersuchen Interaktionen zwischen Mode und neuen Technologien und eröffnen anhand smarter Textilien einen interdisziplinären…

Mit der neuen Ausstellungsreihe MAK FASHION Lab initiiert das MAK eine experimentelle Auseinandersetzung mit intelligenter Mode als Teilbereich der angewandten Kunst.

In die Zukunft weisende, speziell für das MAK in Auftrag gegebene Projekte untersuchen Interaktionen zwischen Mode und neuen Technologien und eröffnen anhand smarter Textilien einen interdisziplinären Diskurs über das Spannungsfeld von Kunst, Design, Wissenschaft und Forschung. Den Auftakt bildet die Auseinandersetzung mit dem Thema „Sonic Fabric“. Mit der ortsspezifischen Installation BLESS N°45 Soundperfume verwandelt das Studio BLESS (Berlin/Paris) in Zusammenarbeit mit Popkalab (Rotterdam/Rio de Janeiro) den MAK DESIGN SPACE in eine interaktive Soundlandschaft, bestehend aus Kleidungsstücken und Raumaccessoires zur analogen oder digitalen Klangerzeugung.

„Mit dem MAK FASHION Lab öffnet sich das MAK, das eine der wertvollsten und umfangreichsten musealen Sammlungen an Textilien und Teppichen besitzt, für innovative, avantgardistische Modewelten, die nicht nur trendig und tragbar sind, sondern mit ihrem interdisziplinären Anspruch zukunftsweisende Designlösungen vorlegen“, so MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein. Für die Konzeption konnte Sabine Seymour, unter anderem Autorin der Publikation Fashionable Technology (2008), gewonnen werden, die das MAK FASHION Lab gemeinsam mit Thomas Geisler, Kustode der MAK-Sammlung Design, entwickelt und umsetzt.

Geräuschkulissen sind ständiger Hintergrund im Alltag. Als sich Mitte der 1970er Jahre die bevorzugt auf der Schulter getragenen „Ghettoblaster“ aus ihrer subkulturellen Erscheinung zum Modephänomen entwickelten, konnte man miterleben, wie allerorts individuelle Klanglandschaften in der Öffentlichkeit entstanden. Diese waren zwar nicht tragbar im Sinne eines Kleidungsstücks, zeugten aber vom Bedürfnis, unterwegs seine Persönlichkeit in „Klangwolken“ auszudrücken. 1979 brachte Sony den Walkman auf den Markt und setzte den Grundstein für den Boom der tragbaren Musik. Heute verfügt jedes Smartphone über das digitale Musikformat MP3.

Die experimentelle Installation BLESS N°45 Soundperfume untersucht die Frage: Wie willst du klingen? Das 1997 von Ines Kaag (Berlin) und Desiree Heiss (Paris) gegründete Fashion- und Designstudio BLESS hat sich in diesem Projekt erstmals dem Tragen technischer Intelligenz verschrieben, wobei Technik die Bekleidung nicht zweckentfremden soll und auch nicht ästhetisch bestimmend sein darf. Gemeinsam mit dem von Ricardo O’Nascimento gegründeten, auf interaktive Medien spezialisierten Designstudio Popkalab entwickelt BLESS drei neue Arbeiten, für die Körper- und Raumaccessoires aus der bestehenden Kollektion „vertont“ werden.

Die aus hochwertigsten Materialien gefertigten BLESS-Stücke erzeugen eine individuelle Geräuschkulisse, die die Persönlichkeit ihrer BenutzerInnen zum Ausdruck bringt. Außergewöhnlich an den Arbeiten ist ihr Anspruch, jedes Textilaccessoire erst im Zusammenspiel mit dem Benutzer zum Instrument – sei es durch Bewegungsmuster oder die Art des Tragens – werden zu lassen. Das Ergebnis ist eine persönliche Klangnote, ein individuelles Soundparfum. BesucherInnen können selbst experimentieren und durch das Tragen von Geräusch aufnehmenden und wiedergebenden Schuhen individuelle Tonmischungen erzeugen. Die dabei entstehende „Klangverwirrung“ durchbricht eingeübte Hörmuster. Der Träger steht und hat gleichzeitig das Gefühl zu gehen. Mit einem „Kompositionsschal“ schließlich kann unter Verwendung der Verschlüsse ein spezifisches Klangstück erzeugt werden.

Diese Kleidungsstücke integriert BLESS in einen an den Ort angepassten Vorhang, bestehend aus Klangobjekten und Kollektionsstücken, der von den BesucherInnen ähnlich einer Harfe zum Klingen gebracht werden kann. Eine zum ultimativen Musik- und Performanceinstrument umfunktionierte Hängematte, die durch das Bewegen ihrer großen Kissen Sound erzeugt, erweitert das Klangerleben um eine räumliche Dimension. Das ungewöhnliche Schaustück, das von den BesucherInnen „gespielt“ werden darf, wird zunächst im Rahmen der Eröffnung anlässlich eines MAK NITE Lab in der MAK-Säulenhalle zum Einsatz kommen.

Einen Einblick in die künstlerische Forschungsarbeit zu „Sonic Fabric“ geben Video- Collagen zu verschiedensten Projekten, die das Wechselspiel von Klang, Textil und Körper zum Inhalt haben. Sie zeigen unter anderem die für die Ausstellung titelgebende Arbeit Sonic Fabric (2007) der Ton-und Konzeptkünstlerin Alyce Santoro, eines der ersten Projekte zum Thema Klang und Textil, bei dem recycelte alte Kassettenbänder mit Polyestergarn zu einem „spielbaren“ Textil verwoben wurden. Zu sehen sind außerdem spielerische Produktentwicklungen für Nike und Adidas, bei denen mit Sneakers ein individueller Beat erzeugt werden kann.

Sabine Seymour betreibt Forschung zur „Kleidung der nächsten Generation“ und zur Schnittstelle von Ästhetik und Funktion. Die Trendsetterin und Querdenkerin mit ganzheitlichem Ansatz ist Verfasserin der Bestseller Fashionable Technology. The Intersection of Design, Fashion, Science, and Technology (2008) und Functional Aesthetics (2010) sowie Redaktionsmitglied beim International Journal of Mobile Human Computer Interaction (Hershey, USA) und beim Journal of Textile Design Research and Practice (London). Derzeit ist Sabine Seymour, die unter anderem mit dem Stipendium der Michael Kalil Stiftung für smartes Design 2010 ausgezeichnet wurde, Leiterin des Fashionable Technology Lab an der Parsons The New School for Design (New York), Co-Vorsitzende des von der Rockefeller-Stiftung geförderten Projekts Computational Fashion am Eyebeam Art+Technology Center (New York), Gastprofessorin an der Aalto Universität (Helsinki) und Chief Creative Officer ihres eigenen Unternehmens Moondial (www.moondial.com).

Die erstmals gezeigten BLESS-Arbeiten, die ein völlig neues Trageerlebnis bieten, weisen auf den Laborcharakter des MAK FASHION Lab hin, das zu visionären neuen Ansätzen und Entwicklungen im technischen und wissenschaftlichen Bereich anregen möchte. Trotz seines experimentellen Charakters versteht sich das Lab als Impulsgeber für die Mode- und Designindustrie. Daher findet im Rahmen der Kooperation „design> neue strategien“ von MAK und departure – die Kreativagentur der Stadt Wien am 26. und 27. Juni 2013 ein modulartiger Impulsworkshop mit den beteiligten KünstlerInnen und TechnikerInnen unter der Leitung von Sabine Seymour statt. Der Workshop richtet sich insbesondere an die heimische Mode-, Textil- und Technologiebranche, die für innovative und interdisziplinäre Entwicklungs- und Produktionsabläufe gewonnen werden sollen. (Details unter www.departure.at)

Detaillierte Informationen zu BLESS und Popkalab unter www.bless-service.de sowie www.popkalab.com.

Details zu den Erlebnisevents, Workshops und zum MAK FASHION LAB Blog auf fashion.mak.at

BLESS, N°45 Metalstringcurtain [Vorhang aus Metallfäden], Objektgestaltung: Bless, Boudicca, Sandra Backlund, Art Institute of Chicago, 2012  © AIC BLESS, N°45 Metalstringcurtain [Vorhang aus Metallfäden], Objektgestaltung: Bless, Boudicca, Sandra Backlund, Art Institute of Chicago, 2012 © AIC - Mit freundlicher Genehmigung von: makpresse
Tags: Design, Kunst, Mode, Soundinstallation, Textilien, Wien, Wissenschaft

ÖffnungszeitenDi 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 UhrJeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei