Die Linie, so Klee, ist „Gedanke“, und der Gedanke ist „Medium zwischen Erde und Kosmos“. Die Linie, die sichtbar macht, ist damit Mittler zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Die Linie ist aber auch „die erste bewegliche Tat“, ein primum movens – und damit schöpferisch.Silke Katharina Hahn konfrontiert in ihren neusten Arbeiten die Linie in Dimension und Farbigkeit. Die farbige zweidimensionale begegnet der dreidimensionalen Linie aus schwarzer Materialität. Mit einer akribischen Vorarbeit und Planung, gepaart mit der Kontinuität der Wiederholung, unterwirft sie sich dem absoluten Zufall. Wir erleben ein Wechselspiel aus Chaos und Struktur, aus Zufall und Ordnung.
Die Linie, die erste bewegliche Tat. Aber welche von sieben möglichen Farben beim Zeichnen mit nur einem Stift erscheint, ist nicht planbar. Und kaum absehbar ist für Silke K. Hahn wie die dreidimensionale, durch Hitze geformte Linie sich entwickelt, welche Form sie nimmt, welche Fäden sie nach sich zieht.
In ihren neuen Werkserien gleichen und unterscheiden sich ihre einzelnen Arbeiten wie zwei Linien – zwei Gedanken. Sie stehen für permanente Veränderung und bilden zugleich eine Essenz, sind Relikte von Erfahrung und Begegnungen. Als Betrachter begeben wir uns auf eine Reise in einen Kosmos der ständigen Transformation.