»Es ist sehr schön, das Werk eines Künstlers über mehr als fünfzig Jahre vor sich zu haben, die Zeit ablesen zu können und vor allem auch die stetige Veränderung der künstlerischen Handschrift vor Augen zu haben«, erläutert Museumsleiterin Cornelie Holzach. Der Schmuck Winfried Krügers, genannt Vincy, zeichnet sich durch klare Konturen und kühne Formen aus. Er arbeitet mit verschiedensten Oberflächen, vornehmlich in Silber, und spielt dabei mit Kontrasten — sei es in Bezug auf Materialität oder Farbigkeit, im Wechsel von Spielerischem mit Streng-Geometrischem oder dem Zusammenspiel von Präzision und Robustheit. Während in Krügers frühen Arbeiten die traditionelle Gestaltung anklingt, lässt er diese bald hinter sich und sucht seine eigene künstlerische Linie. Er folgt dem Lustprinzip und macht Neues, anderes, was ihm aufregend erscheint. In der Zeit der großen Experimente und des Ausbrechens aus althergebrachten Beschränkungen in den 1980er Jahren bewegt er sich frei zwischen Schmuck, Zeichnung, Malerei und Inszenierung. Seine neuesten Arbeiten sind kühl, klar, glatt und präzise, meist aus mattsilbernem Metallblech. Bis heute hat er auf unabhängige und uneitle Weise oft Neuland betreten, hat mit scharfem Blick Eindrücke aus dem Alltag gesammelt und in Schmuck verwandelt, immer mit einem gut Teil Humor und gelassener Distanz: »Was sehen und in Schmuck herüberziehen — das ist es«, fasst er seine Herangehensweise selbst in Worte. Oder, anders von der Leiterin der Goldschmiedeschule Sigrid Kopittke ausgedrückt: »Im Grunde ist nichts vor ihm sicher, um eine Verwandlung in Schmuck zu erfahren.«
Winfried Krüger gehört einer Generation von Schmuckkünstlern an, die die Anfänge des Avantgarde-Schmucks in den 1960er Jahren miterlebt hat. Mit 16 begann der »Pforzheimer Junge« seine Ausbildung zum Juwelengoldschmied an der hiesigen Berufsfachschule und studierte dann an der Kunst+Werkschule bei Reinhold Reiling. Auf das Studium folgte eine Zeit in Berlin, in der er in Ateliergemeinschaft mit Manfred Bischoff und Georg Dobler Möbel baute, Kunstgeschichte studierte, Hüte modellierte oder beim Film arbeitete — »als nach allen Seiten hin offenes Multitalent«, wie Barbara Maas in ihrem Katalogbeitrag schreibt. Ab 1989 unterrichtete er für über 20 Jahre am 1988 gegründeten Berufskolleg. Dabei ist ihm gedankliche Freiheit stets wichtig gewesen, und er betrachtet technisch-handwerkliches Können und Gestaltung als gleichwertige Elemente.
PublikationGalerie Marzee, Nijmegen (HG.): Winfried Krüger. No Title. Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 2014. 224 Seiten, ca. 400 Abbildungen, ISBN 978-3- 89790-417-0, 39,90 €.
Biografie 1944 Geboren in Bauschlott
1960–1963 Ausbildung zum Juwelengoldschmied an der Berufsfachschule für Goldschmiede und in der Firma Hermann Hottinger in Pforzheim
1963–1969 Studium an der Kunst+Werkschule Pforzheim
1969–1970 bei Prof. Reinhold Reiling Industriedesigner bei der Firma Paul Heinrich Gerhard in Hermann Hottinger in Pforzheim
1963–1969 Studium an der Kunst+Werkschule Pforzheim bei Prof. Reinhold Reiling
1969–1970 Industriedesigner bei der Firma Paul Heinrich Gerhard in Pforzheim
1970–1974 Als Designer selbstständig, Mitarbeit in der Galerie Ophir in Berlin
1974–1979 Studium der Theaterwissenschaft und der Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin
seit 1974 eigene Werkstatt, Einzelschmuck und Malerei
1989–2011 Lehrer am Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät, Pforzheim
1989–2011 Pforzheim Lehrer am Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät,
Ausstellungen und Beteiligungen (in Auswahl)1970 Biblioteca Municipal, Terassa/Barcelona (ES)1971 Vincy Krüger und Hans Leicht, Galerie Miniatur Schmuck Grafik, Hamburg1973 Schmuck 73: Tendenzen, Schmuckmuseum Pforzheim1974 Kunstquadrate, Galerie Ophir, Berlin1980 Galerie Fidel Roca, Sabadell/Barcelona (ES)1981 Keine Angst vor Schmuck. Baumgärtel — Dobler — Krüger, Galerie Knaut, Bonn Unikatschmuck — Malerei, Galerie Flügge, Hamburg Dobler — Bischoff — Krüger, Die Werkstattgalerie, Berlin1982 Konfrontation, zwei Sachen ein Ding, Ralf-Rainer Odenwald Malerei, Winfried Krüger Schmuck, Kunst- und Kunstgewerbeverein Pforzheim, Reuchlinhaus Sonderschau Schmuck, Internationale Handwerksmesse München Ralf-Rainer Odenwald Malerei, Winfried Krüger Schmuck, Galerie Marzee, Nijmegen (NL)1983 International Jewellery Art Exibition, Isetan Art Museum, Tokyo (JP), Nabio Gallery, Osaka (JP) Sonderschau Material, Internationale Handwerksmesse München Schmuck — konzentriert, Galerie VFK, Berlin Metaforum, Taideteollisuusmuseo, Helsinki (FI)1984 Feinschmiede, Berlin BK Triennale, Zeitgenössisches Kunsthandwerk, Kunstgewerbemuseum, Frankfurt/M Kestnergesellschaft, Hannover Galerie Ph. Debray, Riihimäki (FI) — Einzelausstellung 1985 Galerie Glück, Stuttgart Galerie Spektrum, München1986 Galerie Schmuckforum, Zürich (CH) Affenliebe, Hexenbesen und Samurais, Galerie Spektrum, München Galerie Beeld & Aambeld Enschede (NL) Galerie Que Van, Knokke (BE) Galerie Louise Smit, Amsterdam (NL)1987 Prospektiva Contemporary Jewellery ‘87, Barcelona (ES) Winfried Krüger Varjoja, Galerie Ph. Debray, Riihimäki (FI) 7 Goldschmiede — 50 Stücke, Kunstgewerbemuseum Berlin Die Werkstattgalerie, Berlin — Einzelausstellung Black Box, Klecks Theater, Hamburg Galerie VFK, Berlin Bundespostmuseum, Frankfurt am Main1988 Galerie Schmuckforum, Zürich (CH) Berlin (West)–Schmuck, Galerie Kunsthandwerk e.V., Berlin Deutsches Goldschmiedehaus Hanau Galerie am Graben, Wien (AT) Galerie Spektrum, München — Einzelausstellung1989 Zeitgenössische Schmuckkunst aus der Bundesrepublik Deutschland, Institut für Auslandsbeziehungen, Stuttgart Ornamenta 1, Schmuckmuseum Pforzheim Galerie Kirsch, Bremen1990 Beauty is a story, Museum voor Hedendaagse Kunst, ‘s-Hertogenbosch (NL) Museum Alden Biesen, Bilzen (BE)1991 Galerie Marzee, Nijmegen (NL)1992 Krüger Schmuck – Odenwald Malerei, Die Galerie am Steinweg, Passau Kunsthandwerk Baden-Württemberg, Karlsruhe Staatspreis des Landes Baden-Württemberg Studio Marijke Valanzasca, Padua (IT)1993 Galerie Hélène Porée, Paris (FR) Was ihr wollt, Galerie Spektrum, München1994 Was ihr wollt, Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Museum am Markt Grenzbereiche der Funktion, Galerie Handwerk, Koblenz Galerie Slavik, Wien (AT)1995 Silberstreif, Eine Kunstausstellung Nekarwerke Esslingen, Göppingen Six Pack, Kunstverein Pforzheim, Reuchlinhaus Wohlleber – Krüger, Die Werkstattgalerie, Berlin1996 Krüger — Odenwald, Galerie Marzee, Nijmegen (NL) Six Pack, Deutsches Goldschmiedehaus Hanau Zurück in die Zukunft. Krüger – Wohlleber, Galerie V+V, Wien (AT) Jewellery in Europe and America. New Times, New Thinking, Craft Council Gallery, London (GB), Wanderausstellung Koreanisch-Deutsche Zeitgenössische Schmuck- und Geräteausstellung, Walker Hill Art Center, Seoul (KR)1998 Charon Kransen Arts, New York (US)1999 10 Jahre Galerie Slavik, Galerie Slavik, Wien (AT)2000 Schmuckgestaltung in Pforzheim. Dozenten und Studenten, Schmuckmuseum Pforzheim Maison d‘Art, Straßburg (FR)2001 Galerie Marzee, Nijmegen (NL)2002 Galerie Spektrum, München2005 Choice. Zeitgenössische Schmuckkunst aus Deutschland, Museum of Arts and Crafts, Itami (JP), Galerie YU, Hiko Mizuno Jewelry College, Tokyo (JP), Schmuckmuseum Pforzheim2006 Galerie Spektrum, München2007 Wertzeichen. 75 Jahre Gesellschaft für Goldschmiedekunst, Deutsches Goldschmiedehaus Hanau2008 Galerie Marzee, Nijmegen (NL)Dobler – Krüger, Galerie Spektrum, München 2010 Alles ist Spur, Galerie der Goldschmiedeschule Pforzheim 20 Jahre Galerie Slavik, Galerie Slavik, Wien (AT)2012 German Contemporary Metal Crafts, Gold Museum, New Taipei City (CN)2014 Schmuck von Winfried Krüger, Schmuckmuseum Pforzheim — Einzelausstellung2014 Winfried Krüger — Schmuck, Ralf-Rainer Odenwald – Malerei, Galerie Marzee, Nijmegen (NL)2015 Winfried Krüger, CODA Museum, Apeldoorn (NL)
Öffnungszeiten des Schmuckmuseums Pforzheim Di bis So und feiertags 10 bis 17 Uhr (außer Hl. Abend und Silvester)| Eintritt in die Dauerausstellung 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, z.B. mit der SWR2-Kulturkarte, bis 14 Jahre und mit Oberrheinischem Museumspass frei | Gruppenführungen auf Anfrage | Öffentliche Führung durch die Dauerausstellung sonntags 15 Uhr, 5 €, ermäßigt 3,50 € | Partner von Kulturland Baden-Württemberg | Medien- bzw. Kulturpartner des Schmuckmuseums sind Pforzheimer Zeitung und SWR2 | Weitere Informationen unter www.schmuckmuseum.de
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