Das Mannheimer Ehepaar Rudolf und Bertha Frank begann nach dem ersten Weltkrieg, Werke der Klassischen Moderne zu sammeln. Heute umfasst ihre Sammlung 42 Gemäl- de, Skulpturen und Papierarbeiten, darunter wichtige expressionistische Arbeiten von Erich Heckel, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Müller, Alexej von Jawlensky, Ale- xander Archipenko, Wilhelm Lehmbruck und Otto Dix. Seit 1992 befindet sich das Konvo- lut als Dauerleihgabe im Kunstmuseum Stuttgart. Die dritte Ausstellung der 2011 ge- starteten »Sammlerreihe« macht die Bedeutung der Sammlung Rudolf und Bertha Frank im Bereich der Klassischen Moderne für den Bestand des Museums sichtbar.Der Kunsthistoriker Gustav F. Hartlaub schrieb 1959 über Dr. Rudolf Frank: »Als Arzt wurde er ja weithin gerühmt. Ich kannte ihn mehr als begeisterten Kunstfreund und -sammler und zwar, was mir stets besonders wesentlich war, als Sammler unkon- ventionellen Stils, der schon >Moderne Kunst1992 wurde die Sammlung Rudolf und Bertha Frank schließlich als Dauerleihgabe an die Galerie der Stadt Stuttgart übergeben und bereichert seitdem die Bestände der städtischen Kunstsammlung. Eines der schönsten Werke ist dabei Erich Heckels Öl- bild »Aus Moritzburg« (1910). Versteckt liegt das Gebäude, ein Gasthaus, das Heckel mit seinen Freunden Kirchner und Pechstein regelmäßig besuchte, zwischen Bäu- men. Die vitale Intensität der Erlebnisse dort legt Heckel ganz in die glühende Farbe und den heftigen Pinselstrich. Auch Emil Noldes Gemälde »Stilleben (Clownpuppen)« aus dem Jahre 1913 gehört zu den Meisterwerken der Moderne. Wie lebendige We- sen hat Nolde die Clownpuppen auf dem ornamentierten Teppich aufgereiht. Sie sind erfüllt von einem grotesken Leben, das in der Moderne zum Sinnbild für die Entfrem- dung des Einzelnen wird. Als »Pietà« und »Altarbild der Moderne« hat Hans Rudolf Frank Otto Muellers Werk »Mutter und Sohn« bezeichnet. Dargestellt sind die Gattin Muellers, Maschka, und ihr Neffe Eugen, der bei den beiden lebte. Typisch für den Expressionismus werden Motive der christlichen Passion in den Alltag mit einfachen, groben Stilmitteln übertragen. Otto Dix’ Aquarell »Mexiko«, das er 1923 schuf, be- schreibt eine Hafenszene mit einem im Hintergrund explodierenden Vulkan und zeigt Dix’ Interesse an exotischen Szenen voller Leben, in denen Genuss und Gefahr in heikler Balance liegen.
Ein Gemälde von Otto Dix, das Porträt seiner Frau Martha Dix aus dem Jahre 1923, spielt in der Geschichte der Sammlung Rudolf und Bertha Frank eine ganz besondere Rolle. Dieses herausragende Werk deutscher Bildniskunst war von dem Sammler- paar kurz nach seiner Entstehung gekauft worden. Die Dix-Forschung hielt das das »Bildnis Frau Martha Dix« für verschollen, bis es in Darmstadt wieder auftauchte. 1992 kaufte die Landesgirokasse (heute Landesbank Baden-Württemberg) das Ge- mälde und stiftete es zum 175. Jubiläum ihres Bestehens im Jahr 1993 der berühmten Dix-Sammlung der Galerie der Stadt Stuttgart, die mit der Eröffnung des Museums- neubaus im Jahr 2005 in das heutige Kunstmuseum Stuttgart am Schlossplatz um- zog. Das Porträt sollte »der Anker« werden, »vor dem das Schiff der übrigen Be- stände dauerhaft in Stuttgart zur Ruhe kommen« könnte, wie Johann-Karl Schmidt formulierte, der erst als Kurator in Darmstadt und dann als Direktor der städtischen Sammlung in Stuttgart tätig war.