In 40 Jahren hat der 1938 in Vilters (Kanton St. Gallen) geborene, heute in Zürich ansässige Mäzen und ehemalige Geschäftsmann Hubert Looser eine hochkarätige Sammlung, hauptsächlich der Gegenwartskunst, zusammengetragen. Um zentrale Werkgruppen und Spitzenwerke in Zukunft zusammenzuhalten und sie dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben die Zürcher Kunstgesellschaft und die Fondation Hubert Looser im Jahr 2012 eine Vereinbarung getroffen, die dem Kunsthaus Zürich ermöglicht, 70 Werke aus der Privatsammlung auszuwählen und als Dauerleihgaben in die Kunsthaus-Erweiterung zu integrieren. Bevor diese Präsentation im Jahr 2017 Realität wird, zeigt das Kunsthaus jetzt nahezu die komplette Sammlung Hubert Looser erstmals in der Schweiz.
TWOMBLY, DE KOONING, KELLYRund 70 Gemälde, Skulpturen, Installationen und Arbeiten auf Papier hat Sammlungskonservator Philippe Büttner für die aktuelle Ausstellung ausgewählt. Im Mittelpunkt stehen schon jetzt die Positionen, die für das Kunsthaus ab 2017 eine ausserordentliche Bereicherung der eigenen Bestände darstellen werden: So wird Cy Twombly mit sechs – auch jüngeren – Werken präsentiert, die später die eigene, hochkarätige Sammlung aus der frühen und mittleren Schaffensphase des Amerikaners ideal ergänzen. John Chamberlain und David Smith treten mit markanten Positionen auf. Sie stossen 2017 zusammen mit den Werken Willem de Koonings aus der Looser-Sammlung zu den im Kunsthaus bereits vorhandenen Arbeiten des Abstrakten Expressionismus von Jackson Pollock, Barnett Newman und Mark Rothko. Insbesondere das Ensemble von neun Werken Willem de Koonings ist herausragend. Es finden sich darunter ein Triptychon von 1985 und zwei Bronzeskulpturen, unter ihnen die berühmte «Hostess» von 1973. Von Donald Judd – einem Hauptvertreter der «Minimal Art» – wird eine repräsentative Wandplastik gezeigt. Ellsworth Kelly war bislang im Kunsthaus ebenso wenig vertreten wie Al Taylor.
MARTIN, RYMAN, PENONEMit zwei Bildern von Agnes Martin kommt eine bedeutende abstrakte Künstlerin ins Kunsthaus, die mit ihrer geometrisch klaren, aber zugleich vibrierend sensiblen Kunst zwischen Abstraktem Expressionismus und Minimal Art steht. Ebenso vertreten sind mit druckgrafischen Werken Jasper Johns und Brice Marden. Zwei Gemälde von Robert Ryman werden in Nachbarschaft zu Werken Cy Twomblys gezeigt, bevor sie in der Kunsthaus-Erweiterung auf weitere wichtige Werke desselben Malers treffen. Lucio Fontanas Plastiken runden das Ensemble mit seinen «Concetti spaziali» ab. Das Mythisch-Archaische in der Natur gewinnt durch Giuseppe Penones Installationen einen höheren Stellenwert. Sein mit Lorbeerblättern ausgekleideter Raum umfängt den Besucher nicht nur dreidimensional, sondern auch mit einem intensiven Duft. In separaten Räumen der ansonsten offenen Ausstellungsarchitektur untergebracht sind auch Schweizer Kunst und fragile Zeichnungen. Zur Sammlung Hubert Looser gehört auch eine zehnteilige, tonnenschwere skulpturale Installation von Tony Smith für den Aussenbereich, von der drei Elemente am Zürichberg entfernt und an den Heimplatz transportiert worden sind.
TEMPORÄRE GÄSTE: BRIGNONI UND PICASSODa das Kunsthaus mit seiner Auswahl ab 2017 Lücken schliessen und Werk-Gruppen übernehmen wird, lässt es prominente Einzelpositionen in der Obhut ihres Eigentümers. Diese Chance sollten Besucher der aktuellen Ausstellung nutzen und diejenigen Werke betrachten, die im Haus des Sammlers verbleiben. Dazu gehört die aus ausgeschnittenem Metallblech geformte und beidseitig mit Öl bemalte Plastik «Sylvette» (1954) von Pablo Picasso, die bei einer Umgehung dem Betrachter ihre unterschiedlichen, kubistisch anmutenden Profile zeigt. Loosers Leidenschaft gilt auch aussereuropäischen Skulpturen und dem Surrealismus. Erstere ist im Sammelprofil des Kunsthauses ein «Exotikum» und bleibt bei der Auswahl für 2017 unberücksichtigt. Die asiatischen Statuen werden dennoch thematisiert, denn das Interesse an ihnen hat den Sammler, einige der von ihm favorisierten Künstler und nicht wenige Besucher in ihren Sehgewohnheiten und Schaffensprozessen beeinflusst. Mit Zustimmung des Sammlers wird ein «Schaufenster» in seine Wohnsituation eingerichtet. Damit wird dem privaten Ursprung der Sammlung ebenso Rechnung getragen wie dem Bedürfnis der Besucher eines Museums, die Werke öffentlich grosszügig präsentiert und in wissenschaftlich-künstlerischen Kontexten vermittelt zu bekommen.
DYNAMISIERUNG DER SAMMLUNGIn einem bereits 2012 gedrehten Video führt der Sammler durch seine privaten Räume und äussert sich über seine Passion. Dem Zuschauer erschliesst sich eine Haltung, die unbeirrt von jeweiligen Moden Dialoge und Spannungsfelder forciert. Sie führt zu neuen Erlebnissen und Erkenntnissen in der Beschäftigung mit Kunst. Dies deckt sich mit den Zielen des Kunsthauses, seine eigene Sammlung im Erweiterungsbau von David Chipperfield am Heimplatz ab 2017 dynamisch zu präsentieren: in regelmässig wechselnden Konstellationen und thesenhaft gesetzten Gegenüberstellungen unterschiedlicher Gattungen und Formate.
PUBLIKATIONEN UND KUNSTVERMITTLUNGBesuchern der Ausstellung steht ein Audioguide (im Eintrittspreis enthalten) zur Verfügung. Über die Zukunft der Sammlung Hubert Looser im Kunsthaus Zürich informiert eine zur Ausstellung herausgebrachte Publikation (80 Seiten, 68 Abbildungen). Sie enthält Beiträge von Philippe Büttner (Sammlungskonservator Kunsthaus Zürich), Florian Steininger (Kurator Bank Austria Kunstforum, Wien) und Raphaël Bouvier (Kurator Fondation Beyeler) sowie ein Verzeichnis der ausgestellten Werke mit dem Hinweis, welche davon 2017 ins Kunsthaus Zürich einziehen. Eine grosszügig bebilderte Standard-Publikation, «Die Sammlung Hubert Looser», erschien 2012 im Hatje Cantz Verlag. Sie gewährt Einblicke in das private Leben mit Kunst und zeigt auf rund 250 Seiten über 120 Abbildungen der in der Sammlung vertretenen Werke. Beide Publikationen sind am Museumsshop erhältlich – das fest gebundene Katalog-Buch für CHF 48.- und die neue Publikation für CHF 29.-.Parallel zur Ausstellung findet ein Kunstvermittlungsprogramm statt: die Sommerwerkstatt! Die rund 40 Workshops, Führungen und Gespräche richten sich an alle Generationen. Information und Anmeldung unter www.kunsthaus.ch. Über die Aktivitäten der Fondation Hubert Looser informiert deren Website www.fondation-hubert-looser.ch.
Unterstützt durch Farrow & Ball.
Ausstellung geöffnet: Sa/So/Di 10–18 Uhr, Mi/Do/Fr 10–20 Uhr Feiertag 1. August 10 bis 18 UhrEintritt inkl. Audioguide: CHF 20.-/CHF 15.- (reduziert und Gruppen ab 20 Personen). Bis 16 Jahre gratis. Freie Gruppen und Schulklassen werden um Voranmeldung gebeten.Öffentliche Führungen: Mittwochs 18 Uhr und sonntags 11 Uhr Private Führungen auch in Fremdsprachen nach Vereinbarung unter +41 (0)44 253 84 84.Vorverkauf: SBB RailAway-Kombi: Ermässigung auf Anreise und Eintritt: am Bahnhof oder beim Rail Service 0900 300 300 (CHF 1.19/Min. ab Festnetz), www.sbb.ch. Zürich Tourismus: Tourist Service im Hauptbahnhof, Tel. +41 44 215 40 00, www.zuerich.com.Magasins Fnac: Verkaufsstellen CH: Rives, Balexert, Lausanne, Fribourg, Pathé Kino Basel, www.fnac.ch; F: Carrefour, Géant, Magasins U, 0 892 68 36 22 (0.34 €/min), www.fnac.com; BE: www.fnac.be.
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