Die Sonderausstellung „Optica“ präsentiert die Ergebnisse einer mehrjährigen intensiven Forschungstätigkeit zum Bestand früher optischer Instrumente in der Sammlung des Astronomisch- Physikalischen Kabinetts in der Orangerie der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK). Davor war allenfalls unter Experten bekannt, dass der MHK-Bestand an Mikroskopen, Teleskopen, Laternae Magicae und Brennapparaten zu den reichhaltigsten in Europa gehört. Welche Kulturgeschichte aber mit diesen hochkarätigen Objekten verbunden ist, war völlig unerforscht. Die Ausstellung im Westpavillon der Orangerie dient drei Zielen: Zum einen soll mit ihr die Idee des verlorenen Optischen Zimmers des Kunsthauses rekonstruiert werden. Dieses geht zurück auf Landgraf Karl von Hessen-Kassel, einem an den Wundern des Mikro- und Makrokosmos sehr interessierten Herrscher in Europa. Auf zahlreichen Reisen kümmerte er sich um die Anschaffung optischer Instrumente wie Luftfernrohre, Mikroskope oder Brennlinsenapparate, deren Bedeutung er sich bewusst war. 1696 ließ er sie in dem von ihm gegründeten Kunsthaus publikumswirksam in einem großen Raum unter dem Namen „Optica“ aufstellen. Sie dienten dort jedoch nicht nur als Ausstellungsstücke, sondern auch der Forschung und Lehre.
Zum zweiten möchte die Ausstellung „Optica“ den Besuchern nahebringen, welche Bedeutung optische Instrumente für den Wandel des Weltbilds gehabt haben. Zum dritten möchte sie erzählen, welch hohen unterhaltenden Wert optische Instrumente gerade für einen Fürstenhof hatten. Neben den hervorragend erhaltenen Originalen zeigt die Ausstellung anhand von Abbildungen und Computeranimationen, was man durch ein Mikroskop und Teleskop des späten 17. Jahrhunderts sehen konnte und wie ein Brennlinsenapparat funktioniert. Ein wichtiges Highlight der Ausstellung ist eine nach den ausgestellten Originalen rekonstruierte Laterna Magica, mit der Nachbildungen von Glasdias aus dem frühen 18. Jahrhundert projiziert werden. Die originalen Glasdias, von denen viele noch vorhanden sind und auf amüsante Weise die wechselvollen Geschicke der Politik um 1700 karikieren, werden ebenfalls an einer Leuchtwand zu sehen sein.
Die Ausstellung eröffnet mit zwei Themen: Fürstliche Wissenschaft und fürstliche Belustigung. Eine Kunstkammer, auch die in Kassel, kann eher als ein Ort des Sammelns „curiöser“, künstlerischer und wissenschaftlicher Objekte verstanden werden. Dass die optischen Geräte in einem separaten Raum aufbewahrt wurden, war für das frühe 18. Jahrhundert noch ungewöhnlich. So befanden sich in diesem Optischen Zimmer sowohl wissenschaftliche Instrumente als auch Objekte zur Belustigung und für den Zeitvertreib.
Mit einem Fokus auf die Laterna Magica stellt der Bereich fürstliche Belustigung einige der ältesten noch erhaltenen Projektionsgeräte des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts vor. Neben der Frage, wie diese Geräte funktionieren, wird auch nach den mit ihrer Hilfe erzählten Geschichten gefragt. Eine große Sammlung von Glasbildern für die Laterna hat sich bis heute erhalten und wird ebenfalls in den Kontext der Belustigung gesetzt.
Die fürstliche Wissenschaft erlebte unter Landgraf Karl eine enorme Aufwertung und soll im gleichnamigen Bereich vorgestellt werden. Neben der Astronomie und dem Teleskop als ihrem Leitinstrument wurde auch das Mikroskop vor allem für biologische Studien verwendet. Brennlinsen und -spiegel ermöglichten sehr hohe Temperaturen, die für Experimente sonst nur schwierig und aufwändig zu erzielen waren.
Die Landgrafen von Hessen-Kassel und besonders Karl erwarben die teuersten Instrumente ihrer Zeit, und es ist ein großer Glücksfall, dass so viele von ihnen bis heute erhalten sind. Das Astronomisch- Physikalische Kabinett kann sich deshalb rühmen, einige der ältesten noch erhaltenen Teleskope, Mikroskope und Laternae Magicae der Welt zu besitzen.
Ausstellung
Optica - Rekonstruktion des Optischen Zimmers im Kunsthaus Landgraf Karls
Ausstellungsort
Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) Orangerie, Westpavillon An der Karlsaue 20 34117 Kassel
Dauer der Ausstellung
1. September 2011 bis 26. Februar 2012