Pierre Bonnard, Dame vor dem Spiegel, um 1905, Öl auf Leinwand  ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München Pierre Bonnard, Dame vor dem Spiegel, um 1905, Öl auf Leinwand ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München - Mit freundlicher Genehmigung von: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen

Was: Ausstellung

Wann: 04.07.2013 - 30.09.2013

»Paris Intense« lautet der Titel, den Félix Vallotton seiner 1893/94 entstandenen Graphik-Serie gab. In seinen Bildern wirft der Künstler einen modernen Blick auf die französische Metropole. Er demaskiert das Paris der Belle Époque und zeigt eine verdichtete, intensivierte Realität jenseits von Tand und manierierter Eleganz. Kurz zuvor hatte sich Vallotton der…
»Paris Intense« lautet der Titel, den Félix Vallotton seiner 1893/94 entstandenen Graphik-Serie gab. In seinen Bildern wirft der Künstler einen modernen Blick auf die französische Metropole. Er demaskiert das Paris der Belle Époque und zeigt eine verdichtete, intensivierte Realität jenseits von Tand und manierierter Eleganz. Kurz zuvor hatte sich Vallotton der Künstlergruppe der Nabis (hebräisch für Propheten oder Erleuchtete) angeschlossen, einem Kreis junger Studenten der Académie Julian, deren ungewöhnliche Formensprache im Paris des Fin de Siècle Plakaten, Zeitschriften, Interieurs oder Theaterdekorationen ein neues Gesicht verlieh.

Meisterwerke der Nabis wie Vuillards „Szene im Café“, Bonnards „Braunkohlengrube“, oder Maillols Skulptur der „Flora“ sind dem Besucher der Neuen Pinakothek bereits vertraut. Die Ausstellung zeigt nun alle in der Sammlung des Hauses vertretenen Künstler zum ersten Mal vereint und wirft ein neues Licht auf die ungewöhnliche Gruppe und ihre Intentionen.

Zum inneren Kreis der Nabis zählten u. a. Pierre Bonnard, Maurice Denis, Paul Sérusier, Félix Vallotton und Édouard Vuillard. Sie alle waren auf der Suche nach neuen „echten“ Ausdrucksformen. Die Kunst sollte von ihren repräsentativen Funktionen befreit, der Naturalismus der Impressionisten überwunden werden. Dem Vorbild Gauguins folgend, komponierten die jungen Maler Bilder aus leuchtenden, stark konturierten Farbfeldern und erzeugten mit ihrer einfachen Formensprache zugleich eine hintergründige Atmosphäre, die weit über die pastose Oberfläche hinausweist. Das Sujet trat zurück, während die Materialität des Bildes, seine Linien, Farben und Formen zu Protagonisten wurden. Den Schritt zur Abstraktion vollzogen die Nabis damit noch nicht, doch treiben einige ihrer Werke die Auflösung des Bildgegenstandes und seine Reduktion auf wesentliche Elemente weit voran.

Diese Modernität fand ihren Ausdruck in verschiedenen Medien. Bonnard etwa schuf ungewöhnliche Werbeplakate ebenso wie kongeniale Illustrationen zu den symbolistischen Gedichten Paul Verlaines. Vuillard dekorierte Wohnräume mit großformatigen Interieurszenen, in denen sich seine Auftraggeber selbst gespiegelt sahen. Vallotton wiederum fertigte für Zeitschriften wie die avantgardistische Revue blanche Holzschnitte an, die in klaren Linien eine kühl sezierende Physiognomie städtischen Lebens und menschlicher Beziehungen vor Augen führen. Einige der Nabis Künstler entwarfen Bühnenbilder für das symbolistische Theater und gestalteten kunsthandwerkliche Gegenstände wie Möbel oder Paravents. Kunst und Leben sollten einander durchdringen, so die Maxime der jungen Maler, die das Leben auf den Pariser Straßen, in den Parks und hinter den Türen der Appartements in atmosphärisch dichten Bildern festhielten.

In dieser Ausstellung präsentiert die Neue Pinakothek Werke der Nabis und ihrer Wegbereiter wie Gauguin, van Gogh und Puvis de Chavannes aus eigenen Beständen. Eine Reihe bedeutender Exponate der Staatlichen Graphischen Sammlung München sowie einige kostbare externe Leihgaben erweitern die Präsentation. Die Ausstellung erhebt nicht den Anspruch, alle Mitglieder der Künstlergruppe vorzustellen. Vielmehr setzt die charakteristische Auswahl bedeutender Gemälde und Skulpturen von Bonnard, Vuillard, Vallotton, Sérusier, Denis und Maillol einen neuen Akzent auf die herausragenden Nabis-Bestände der eigenen Sammlung.

Es erscheint ein Katalog bei Hatje Cantz: Paris Intense. Die Nabis - Von Bonnard bis Vallotton Hrsg. Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Texte von Rachel King, Annabel Zettel, Gestaltung von Schmid, Widmaier, München. Deutsch 2013. ca. 128 Seiten, ca. 70 Abb.. Erscheinungstermin: Juli 2013. ISBN 978-3-7757-3643-5. Preis im Buchhandel ca. 24,80 Euro.

Kuratorin: Dr. Annabel Zettel

Maximilien Luce, Seinequai in Paris, 1899, Öl auf Leinwand  ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München Maximilien Luce, Seinequai in Paris, 1899, Öl auf Leinwand ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München - Mit freundlicher Genehmigung von: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen / Bayerische Staatsgemäldesammlungen Aristide Maillol, Venus mit Perlenkette, 1918-1928, Bronze  ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München Aristide Maillol, Venus mit Perlenkette, 1918-1928, Bronze ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München - Mit freundlicher Genehmigung von: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen / Bayerische Staatsgemäldesammlungen Felix Vallotton, Misia Godebska-Natanson, 1898, Gouache auf Pappe, auf Holz geklebt  ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München Felix Vallotton, Misia Godebska-Natanson, 1898, Gouache auf Pappe, auf Holz geklebt ©Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München - Mit freundlicher Genehmigung von: Bayerischen Staatsgemäldesammlungen / Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Tags: Aristide Maillol, Félix Vallotton, Maurice Denis, Maximilien Luce, Paris

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