Die Ausstellung nähert sich dem „Mythos Chanel“ in drei Kapiteln. Der erste Teil dokumentiert mit rund 35 originalen Kleidungstücken, Accessoires und über 40 Modeschmuck-Objekten aus der Zeit zwischen 1925 und 1971 das Schaffen der Modedesignerin. Zu Chanels Schaffensperiode vor dem zweiten Weltkrieg zählen Abend- und Tagesmode und das Parfüm „Chanel N° 5“, von dem ein Originalflakon zu sehen ist. Nach ihrer Rückkehr nach Paris 1954 führt Chanel ihr Haus bis zum ihrem Tod 1971 weiter. Aus dieser Zeit zeigt die Ausstellung unter anderem rund 10 Kleidungsstücke, die Chanel für die Schauspielerin Marlene Dietrich entworfen hat, darunter Tageskleidung und Kleidung für repräsentative Anlässe. Außerdem ist eine große Anzahl Modeschmuck zu sehen, ergänzt durch originale Fotografien.
Das zweite Kapitel beleuchtet die bis heute anhaltende große Bedeutung der Chanel-Klassiker. So stehen historischen Originalen des Chanel-Kostüms rund 20 verschiedene Adaptionen gegenüber, darunter Modelle anderer Modehäuser, unbekannter Ateliers und Konfektionären. Der Reigen der „Lookalikes“ und „entfernten Verwandten“ endet dabei nicht mit der Lebenszeit von Chanel, sondern bezieht die aktuelle Mode mit ein. Auch wird ein Ausschnitt aus den unendlichen Variationen des Kleidertypus des schwarzen Kleides von den 1920er Jahren bis heute gezeigt, etwa von Designern wie Yves Saint Laurent, Max Heyman und Issey Miyake oder Nina Ricci. Sie sind dabei keineswegs als Kopien von Modellen von Chanel zu verstehen. Das kurze schwarze Kleid passt zum modernen, dynamischen Lebensstil der 1920er Jahre. Später darf es in keinem Kleiderschrank fehlen und ist in den fünfziger und sechziger Jahren der Inbegriff des Pariser Chics.
Im dritten Abschnitt steht das Schaffen von Karl Lagerfeld für das Haus Chanel im Mittelpunkt. Er hat es verstanden, die Marke zu modernisieren, ohne ihre typischen Merkmale zu verleugnen. Die Ausstellung zeigt insbesondere Stücke, die Chanel-Klassiker zitieren, oder mit Details der berühmten Vorgängerin Referenz erweisen. Auch diese Auswahl wird durch Modeschmuck ergänzt. Der Kreis schließt sich, da auch Lagerfelds aktuelle Winterkollektion 2013/14 mit der legendären Anfangszeit Coco Chanels spielt. In der Ausstellung sind auch über 100 historische Modemagazine aus den Jahren 1920 bis 1971 zu sehen, darunter eine Ausgabe der amerikanischen Vogue vom 1. Oktober 1926, in dem das „Kleine Schwarze“ abgebildet ist. Sie sind das wichtigste Medium für die Verbreitung und Rezeption der Mode Chanels und können von den Besuchern auf dem Tablet-Computer durchgeblättert werden.
Coco Chanel: Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Gabrielle Chanel gründet – nachdem sie sich 1908 als Modistin selbstständig gemacht hatte – 1913 ihren ersten Couture-Salon in Paris. 1919 zieht sie um in die Rue Cambon 31, die Adresse, an der sich das Modehaus Chanel bis heute befindet. Mit dem Kriegsausbruch 1939 endet Coco Chanels erste Schaffensphase. 15 Jahre bleibt ihr Couture-Haus geschlossen, bis sie 1954, im Alter von 70 Jahren, ihr Comeback wagt.Die Ausstellung zeigt Kreationen Chanels aus beiden Schaffensphasen. Das „Kleine Schwarze“ wird zu ihrem Markenzeichen. Weitere Modelle der Tages- und Abendkleidung zeigen, wie sehr die Modeschöpferin am Puls der Zeit arbeitet, und belegen zugleich die hohe Qualität ihrer Entwürfe in Design und Ausführung. In den 1950er und 1960er Jahren sind es vor allem ihre Kostüme, die Furore machen, allen voran das „Chanel-Kostüm“, das sie erstmals 1957 auf dem Laufsteg präsentiert. Ihre berühmte gesteppte Handtasche, im Februar 1955 lanciert und schlicht „2.55“ genannt, zählt längst zu den Klassikern und fehlt bis heute in keiner Kollektion des Luxuslabels. Ergänzt werden ihre Kollektionen stets durch passenden Modeschmuck. Bis heute ist Coco Chanel eine schillernde und faszinierende Persönlichkeit, der zahlreiche Filme und Bücher gewidmet sind. Ihre Verbindungen zu Entscheidern des Dritten Reiches werden heute allerdings auch kontrovers diskutiert.
Das kleine Schwarze und Kostüme von Chanel – die Rezeption: Die Mode und der Stil Coco Chanels werden bereits zu ihren Lebzeiten in großem Umfang rezipiert. Ein Vergleich mit konkurrierenden Couturiers zeigt, dass Coco Chanel eine großzügigere Modellschutzpolitik betreibt: Mit Einverständnis der Modeschöpferin dürfen ihre Entwürfe bis zu einem bestimmten Grad kopiert und nachgeahmt werden: Für sie ist es eine Bestätigung ihrer Bedeutsamkeit, wenn sich Frauen weltweit in ihrem Stil kleiden – ein nicht zu unterschätzender Aspekt für den „Mythos Chanel“, der in dieser Ausstellung erstmals untersucht wird. Im Oktober 1926 bezeichnet die amerikanische Vogue ein kurzes schwarzes Kleid von Chanel als The Chanel „Ford“ – the frock that all the world will wear (der „Ford“ von Chanel - das Kleid, das die ganze Welt tragen wird). Damit wird dieses Kleid von Chanel in seiner Universalität und Modernität mit einer der wichtigsten Erfindungen der Zeit gleichgesetzt und ihm wird eine große Zukunft vorausgesagt. Das „Kleine Schwarze“ ist geboren. Und obwohl Chanel nicht das allererste schlichte schwarze Tageskleid entworfen hat, bleibt es untrennbar mit ihrem Namen verknüpft. Selbst das vielleicht berühmteste „Kleine Schwarze“, das Audrey Hepburn in dem Filmklassiker „Frühstück bei Tiffany“ trägt, wird fälschlicherweise oft Chanel zugeschrieben. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung des Modeklassikers von den 1920er Jahren bis heute. Als Ikone ist auch das „Chanel-Kostüm“ mit kastigem, kragenlosem Jäckchen und oft kontrastierendem Bortenbesatz in die Modegeschichte eingegangen. Der Begriff „Chanel-Kostüm“ ist sogar als Schlagwort im Duden verzeichnet. Dass Coco Chanel eine Vielzahl verschiedener Kostüme gefertigt hat, die andere Modehäuser oder auch Hausschneiderinnen adaptierten, veranschaulichen die gezeigten Exponate. Ob die einzelnen Modelle in Lizenz gefertigt wurden oder ob es sich um Interpretationen beziehungsweise Kopien handelt, lässt sich heute meist nicht mehr klären. Unabhängig davon ist jedoch sicher, dass alle Modelle ihren Beitrag zum „Mythos Chanel“ leisteten.
Chanel nach Chanel: Nach Coco Chanels Tod im Jahr 1971 versuchen verschiedene Entwerfer ihr Erbe mit dem aktuellen Zeitgeist zu verbinden. Es ist jedoch niemandem so überzeugend und erfolgreich gelungen wie Karl Lagerfeld, der 1983 Chanels kongenialer Nachfolger wird. Bis heute versteht er es, das Charakteristische ihres Stils stets aktuell zu halten. Im Haus Chanel werden ausschließlich Damenkollektionen für Haute Couture und Prêt-à-Porter entworfen. Auch das „Kleine Schwarze“ und das Chanel-Kostüm sind bis heute fest in den Kollektionen des Modehauses verankert, werden stetig erneuert und zitiert. Darüber hinaus „spielt“ Lagerfeld mit Versatzstücken wie beispielsweise Coco Chanels Profil, der Kamelie als ihrer Lieblingsblume oder ihrer Glückszahl „5“. Nicht zuletzt sind aber auch seine zahlreichen Chanel- Illustrationen sowie die 2012 gezeigte Ausstellung „The Little Black Jacket“, die eine Hommage an die große Modeschöpferin darstellen und zugleich Stoff bergen für den „Mythos Lagerfeld“. Die Ausstellung wird von einem breit angelegten Vermittlungsprogramm mit Workshops, einer exklusiven Tour durch Hamburger Modeateliers, einer interaktiven Mitmachstation, einem Ferienprogramm und einem Mode-Blog begleitet.
Parallel zeigt das MKG die Ausstellung „Neue Frauen. Die Sammlung Fotografie im Kontext“ mit einer Auswahl histori- scher Fotografien aus der 1920er Jahren über den neuen Typus der selbstbewussten, arbeitenden und sportlichen Frau.
Leihgeber: Deutsche Kinemathek - Marlene Dietrich Collection Berlin, Deutsches Textilmuseum Krefeld, Draiflessen Collection Mettingen, Gemeentemuseum Den Haag, Kunstbibliothek Berlin, Modemuseum Hasselt, Musée Internationale de la Parfumerie Grasse, Museum Bellerive Zürich, Stadtmuseum München, Stadtmuseum Nordhorn Stiftung Stadtmuseum Berlin sowie in- und ausländische Privatsammlungen.
Katalog: Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Mythos Chanel“, herausgegeben von Maria Spitz, eine Publikation der Draiflessen Collection, mit Texten von Britta Bommert, Madelief Hohé, Amy de la Haye, Angela Völker, Hildegard Ringena, Adelheid Rasche, Birgit Haase, Fotografien von Christin Losta, 378 Seiten, mit über 100 großteils farbigen Abbildungen, 50 Euro.
Die Ausstellung wurde konzipiert von Dr. Maria Spitz, Draiflessen Collection Mettingen, und dort vom 6. April bis 7. Juli 2013 gezeigt. Vom 12. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014 ist sie im Gemeentemuseum Den Haag zu sehen. In Hamburg wird die Ausstellung teilweise neu zusammenstellt und gestaltet.
Mit dem Mitteln der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen konnten für die Hamburger Ausstellung zwölf originale Chanel-Modelle erworben werden.
Die Hamburger Station wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung der Karin Stilke Stiftung.
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag: 10-18 UhrDonnerstag: 10-21 UhrDonnerstag an oder vor Feiertagen: 10-18 UhrEintritt10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Donnerstag ab 17 Uhr 7 Euro nur Besuch der Destille 2 Euro nur Besuch der Gerd Bucerius Bibliothek 2 Euro (frei für Studierende der staatl. Hamburger Hochschulen) Kunstmeilenpass (5 Häuser, 1 Ticket) 29 Euro, ermäßigt 15 Euro Jahresticket für Studierende staatlich anerkannter Hoch- und Fachhochschulen, Azubis und Schüler über 17 Jahre einmalig 10 Euro pro Jahr (gültig bis Ende des Kalenderjahres)
Kuratorin der Hamburger Station: Angelika Riley
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