Ferdinand Hodler (1853–1918) Arbeitslos, um 1891 Bleistift, Kohle, Pastell, Wasserfarbe auf Papier, 61 x 46 cm © Sammlung Christoph Blocher Ferdinand Hodler (1853–1918) Arbeitslos, um 1891 Bleistift, Kohle, Pastell, Wasserfarbe auf Papier, 61 x 46 cm © Sammlung Christoph Blocher - Mit freundlicher Genehmigung von: HamburgerKunsthalle

Was: Ausstellung

Wann: 17.02.2012 - 13.05.2012

Im Mittelpunkt der Ausstellung Müde Helden: Ferdinand Hodler – Aleksandr Dejneka – Neo Rauch steht die Entwicklung der Utopie des 'Neuen Menschen' im 20. Jahrhundert. Im Werk der drei Maler dieser Ausstellung wird die Geschichte dieses Ideals wie in einem Brennspiegel gebündelt reflektiert.

Der Schweizer Maler Ferdinand Hodler (1853–1918) steht am Anfang dieser…

Im Mittelpunkt der Ausstellung Müde Helden: Ferdinand Hodler – Aleksandr Dejneka – Neo Rauch steht die Entwicklung der Utopie des 'Neuen Menschen' im 20. Jahrhundert. Im Werk der drei Maler dieser Ausstellung wird die Geschichte dieses Ideals wie in einem Brennspiegel gebündelt reflektiert.

Der Schweizer Maler Ferdinand Hodler (1853–1918) steht am Anfang dieser historischen Entwick- lung. Als einer der hervorstechenden Vertreter der Lebensreformbewegung gibt er dem um 1900 mit großem Pathos vorgetragenen Thema des 'Neuen Menschen' in seiner Malerei künstlerischen Aus- druck. Seine großfigurigen Gemälde weiblicher und männlicher Gestalten tragen jedoch, ungeachtet ih- rer Monumentalität, bereits die Zeichen des Artifiziellen und Dekorativen an sich - und können von da- her als 'müde Helden' betrachtet werden.

Der im Westen weniger bekannte, in Kursk geborene Aleksandr Dejneka (1899-1969) war zwischen 1918, dem Todesjahr Ferdinand Hodlers und der Verordnung des Sozialistischen Realismus in der Sow- jetunion im Jahr 1932 ein Protagonist der postrevolutionären Malerei. Bisher völlig unbeachtet blieb, wie sehr sich der russische Maler in seinen Bildmotiven, wie auch in der Körpersprache und der Modellie- rung seiner Personen an Hodlers eurythmisch bewegten Figuren orientiert. In seinen Gemälden ersetzt Dejneka die aufblühende Natur durch im Aufbau befindliche Industrielandschaften. Dejnekas Arbeite- rinnen und Arbeiter erscheinen wie die Wiedergeburt der symbolistischen Malerei des Schweizers in proletarischem Gewand.

Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts greift der in der DDR aufgewachsene und ausgebildete Neo Rauch (*1960) den von Hodler und Dejneka geprägten Typus nach dem Ende des Kommunis- mus erneut auf. Mit bewusstem Rückgriff auf die Helden aus Technik und Industrie der Zwanziger und Dreißiger Jahre lässt er die Figuren in Posen der Handlungshemmung erstarren und in absurden Zu- sammenhängen ins Leere laufen. Die Utopie des 'Neuen Menschen' verkehrt sich hier in eine Absage an die Fortschrittsgläubigkeit und an jegliche Ideologie.

In der Ausstellung Müde Helden wird das Werk des international anerkannten, führenden Malerstars der Leipziger Schule, Neo Rauch, erstmals in einem historischen und kunsthistorischen Zusammenhang präsentiert. Zudem bietet Müde Helden die Gelegenheit, das Werk des in Russland hoch geschätzten Malers Aleksandr Dejneka zu entdecken, der mit einer großen Anzahl wichtiger Gemälde vertreten sein wird, die noch nie in Deutschland zu sehen waren. In thematisch geordneten Bezügen zu einer großen Werkgruppe ihres modernen Vorläufers, Ferdinand Hodler, erschließt sich so die historische Entwick- lung vom ‚Neuen Menschen‘ um 1900 zum zeitgenössischen ‚Müden Helden‘.

Die Ausstellung umfasst über 100 großformatige Gemälde sowie Graphik und Zeichnungen.

Kuratoren: Prof. Dr. Hubertus Gaßner, Dr. Daniel Koep und Dr. des. Markus Bertsch

Aleksandr Dejneka (1899-1969) Wettlauf, 1932/33 Öl auf Leinwand, 229 x 259 cm © Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg; VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Aleksandr Dejneka (1899-1969) Wettlauf, 1932/33 Öl auf Leinwand, 229 x 259 cm © Staatliches Russisches Museum, St. Petersburg; VG Bild-Kunst, Bonn 2012 - Mit freundlicher Genehmigung von: HamburgerKunsthalle
Tags: Aleksandr Dejneka, Ferdinand Hodler, Neo Rauch