Aussicht, Ramatuelle 18.4.1983 / 5 Farbstift 21 x 29,7 cm Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett Foto Martin P. Bühler, Kunstmuseum Basel © Pro Litteris, Zürich Aussicht, Ramatuelle 18.4.1983 / 5 Farbstift 21 x 29,7 cm Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett Foto Martin P. Bühler, Kunstmuseum Basel © Pro Litteris, Zürich - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstmuseumbasel

Was: Ausstellung

Wann: 20.10.2012 - 17.02.2013

Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel widmet dem Berner Markus

Raetz (*1941) eine retrospektive Zeichnungsausstellung. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler wurden über 200 Aquarelle, Zeichnungen und Polaroids, 60 Skizzenbücher und ein Trickfilm, die zwischen 1960 und 2012 entstanden sind, ausgewählt. Sie geben Einblick in Raetz’ vielfältige, technisch…

Das Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel widmet dem Berner Markus

Raetz (*1941) eine retrospektive Zeichnungsausstellung. In enger Zusammenarbeit mit dem Künstler wurden über 200 Aquarelle, Zeichnungen und Polaroids, 60 Skizzenbücher und ein Trickfilm, die zwischen 1960 und 2012 entstanden sind, ausgewählt. Sie geben Einblick in Raetz’ vielfältige, technisch versierte und oft humorvolle Auseinandersetzung mit Wahrnehmungsprozessen. Raetz ist einer der bedeutendsten Schweizer Künstler seiner Generation. Seine Laufbahn begann in der Aufbruchstimmung der 1960er-Jahre in Bern, als Harald Szeemann die Kunsthalle leitete. Schon 1968 und 1972 wurde Raetz an die documenta in Kassel eingeladen. Nach längeren Aufenthalten in Amsterdam (1969–1973) und Carona (Tessin, 1973–1976) sowie ausgedehnten Reisen nach Italien, Ägypten und Tunesien liess er sich 1977 in Bern nieder, wo er bis heute tätig ist. Neben dem Auftritt im Schweizer Pavillon der Biennale von Venedig von 1988 ist der Künstler regelmässig im In- und Ausland in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten und ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Allein die Anzahl von ca. 30'000 Zeichnungen, die das Œuvre von Raetz umfasst, gibt eine Vorstellung davon, welch zentrale Rolle das Medium für ihn spielt. Er bewart alle Zeichnungen auf und will damit den künstlerischen Prozess in seiner Gesamtheit dokumentieren.

Die Zeichnungen haben unterschiedliche Funktionen, so gibt es die Ideenskizzen und Vorstudien für Bilder oder Plastiken, darunter präzise Berechnungen und spielerische Annäherungen. Es gibt Zeichnungsserien ebenso wie die autonomen und bildmässigen Einzelblätter und es gibt 60 Skizzenbücher und -hefte. Raetz stellt eine Zeichnung nicht gerne isoliert aus. Für ihn gehört jedes Blatt in einen Zusammenhang und kann erst in der Nachbarschaft zu anderen Werken seine Wirkung ganz entfalten.Die Konzeptkunst, die gegen Ende der 1960er-Jahre Einzug in die Schweiz hielt, stellte den künstlerischen Schaffensprozess über das repräsentative Einzelwerk, was der Zeichnung neue Aufmerksamkeit verschaffte. Raetz, der schon immer gezeichnet hatte, machte das Medium in den 1970er-Jahren zu seiner primären und phasenweise gar ausschliesslichen Tätigkeit und galt schon bald als der Schweizer Zeichner schlechthin.

Mit beeindruckender Konsequenz widmete er sich diesem Medium und erforschte mit dem Stift in der Hand das Sehen und dessen zeitlichen Charakter. Seither ist er auf einer lebenslangen Expedition im Bereich des Sichtbaren unterwegs. Dabei kombiniert er mit Leichtigkeit Intuition und Intelligenz, Systematik und Spontaneität. Am liebsten sucht er die Zwischenbereiche der Wahrnehmung auf, dort wo Unschärfen entstehen, wo sich Fragen stellen. Die Motive von Raetz’ Zeichnungen, seien es Stars wie Elvis oder Marilyn, Pin-ups oder Selbstporträts, spielen eine sekundäre Rolle. Im Zentrum steht immer die Frage, wie ein Bild entsteht und wie es das Sehen reflektiert. So schuf er beispielsweise Punkt- und Linienraster oder Zerrbilder, sogenannte Anamorphosen. Dass eine Zeichnung nicht zwingend auf Papier entstehen muss, zeigen die Körpersilhouetten im Sand oder Physiognomien aus dünnen Ästchen, die er mithilfe von Polaroids festhält.

Einzelne Modelle von Plastiken und Installationen sowie wenige Skulpturen verdeutlichen in der Ausstellung, dass Raetz’ zeichnerische Erforschung von Wahrnehmungsprozessen auch im Raum stattfindet. Im Zusammenhang mit diesen Projekten entstehen jeweils präzise und zuweilen auch spielerische Vorstudien, die seit den 1990er-Jahren den Schwerpunkt seines Zeichnens bilden.

Die ausgestellten Werke stammen zum grössten Teil aus dem Besitz des Künstlers und seiner Frau Monika Raetz und werden ergänzt durch die Bestände des Basler Kupferstichkabinetts. Zudem werden Leihgaben aus dem Aargauer Kunsthaus in Aarau, dem Kunstmuseum Solothurn und aus mehreren Privatsammlungen gezeigt. Dass diese Zeichnungsretrospektive in Basel stattfindet, liegt in der besonderen Beziehung begründet, die Raetz mit dem Kunstmuseum verbindet. Unter der Leitung von Dieter Koepplin hat das Kupferstichkabinett 1968 begonnen, eine umfangreiche Gruppe von Zeichnungen und Druckgraphiken des Künstlers anzulegen. 1972 organisierte Koepplin mit Markus Raetz. Zeichnungen, Objekte dessen erste institutionelle Einzelausstellung im Kunstmuseum Basel. 1989 folgte im Museum für Gegenwartskunst die Ausstellung, Markus Raetz. Installation, Zeichnungen. 40 Jahre nach dem ersten Auftritt in Basel findet nun auch die Retrospektive hier im Kunstmuseum statt.

Markus Raetz in seinem Atelier in Bern, 2011 © Alexander Jaquemet Markus Raetz in seinem Atelier in Bern, 2011 © Alexander Jaquemet - Mit freundlicher Genehmigung von: kunstmuseumbasel /
Tags: Markus Raetz, Polaroids, Skizzen