Neue Sonderausstellung anlässlich des 200. Geburtstags von Richard Wagner im Charlottengang der Residenz MünchenAm 4. Mai 1864, vor 149 Jahren, fand in der Residenz München eine schicksalhafte Begegnung statt. König Ludwig II. traf Richard Wagner. Zum ersten Mal standen sich der König und sein künstlerisches Idol, das er durch die Berufung an den Münchner Hof aus höchster finanzieller Not gerettet hatte, persönlich gegenüber. Aus Anlass des 200. Geburtstags Richard Wagners erinnert das Residenzmuseum an die für sein Werk zentrale Beziehung zu König Ludwig II.
Im Mittelpunkt stehen drei jüngst wiederentdeckte, von Wagners Werk inspirierte graphische Blätter aus dem persönlichen Besitz König Ludwigs II. Über die Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen konnten sie aus der Sammlung Max Oppel der Bayerischen Schlösserverwaltung als Dauerleihgaben übereignet werden. "Die Möglichkeit, die Blätter zum Jahrestag der ersten Begegnung von Richard Wagner und König Ludwig II. in der Residenz, dem authentischen Schauplatz dieses Treffens, zu präsentieren, stellt einen Glücksfall dar. Das Wechselspiel von Bühne und gebauter Architektur bestimmte zeitlebens Ludwigs künstlerisches Streben und prägte von Beginn seiner Regentschaft auch die Ausstattung der königlichen Wohnräume in der Residenz.“, erklärte der Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, Bernd Schreiber, bei der Eröffnung der Ausstellung am 2. Mai in der Residenz München.
Schlaglichtartig zeigen die Graphiken die Begeisterung des Königs für die in München entstandenen Opernprojekte Wagners und seine persönliche Anteilnahme an Aufführungspraxis und Bühnenbildentwurf – mit enormen Folgen nicht nur für die Musik- sondern auch die Kunst- und Architekturgeschichte.
Noch im Jahr seiner ersten Begegnung mit Richard Wagner ließ der König den privaten Zugang zu seinem Wohnappartement in der Residenz, den sogenannten Nibelungengang, mit Bildern zu Themen aus Wagners Ringtetralogie ausschmücken. In den folgenden zwei Jahrzehnten entstand eine Fülle bildlicher Darstellungen mit Sujets aus Wagners Opernwelt sowohl für die Ausstattung der Residenz wie der anderen königlichen Schlösser.
Das erste in der Ausstellung präsentierte Blatt zeigt einen Entwurf zu einer Serie großformatiger Aquarellblätter, die König Ludwig II. inspiriert von Themen der Wagnerschen Opernwelt 1866 bei Eduard Ille (1823-1900) sowie Heinrich und August Spieß für die Ausstattung seiner privaten Wohnräume in Schloss Berg in Auftrag gab. Auf dem Entwurf ist der Nürnberger Schusterpoet Hans Sachs, Hauptfigur von Wagners komischer Oper "Die Meistersinger von Nürnberg", umringt von Persönlichkeiten aus der Epoche der Renaissance zu sehen. Trotz großer Widerstände wurde die Oper auf Befehl Ludwigs II. 1868 in München uraufgeführt.
Wohl im Zusammenhang mit der ersten Münchner Gesamtaufführung des Rings schuf der Wiener Maler und Bühnenbildner Josef Hoffmann von 1878 bis 1885 im Auftrag Ludwigs II. einen Zyklus von 17 hochformatigen Illustrationen zu den einzelnen Teilen der Wagnerschen Tetralogie, in dem er ältere Bühnenbildentwürfe verarbeitete. Nach dem Tod des Königs wurden die Blätter mit anderen persönlichen Besitztümern des Königs verkauft und galten seitdem als verschollen. In den letzten Jahren sind jedoch zwei Zeichnungen mit Szenen aus der "Walküre", dem zweiten Teil der Tetralogie, in Privatbesitz aufgetaucht. Sie wurden von der Sammlung Max Oppel über die Museumsstiftung zur Förderung der Staatlichen Bayerischen Museen der Bayerischen Schlösserverwaltung als Dauerleihgabe überlassen und können in der Ausstellung nach über 125 Jahren erstmals wieder öffentlich präsentiert werden.