In den letzten Jahren hat die Photographie innerhalb der künstlerischen Medien einen neuen Höhe- punkt erreicht. Ausgehend von der Düsseldorfer Schule mit Künstlern wie Andreas Gursky, Thomas Struth, Thomas Ruff oder Candida Höfer hat sich eine junge Generation von Künstlern entwickelt, die auf unterschiedliche Weise das Thema ‚Raum’ und ‚Ort’ im Zeichen historischer Veränderungen und so- zialer Krisen aufzeigen. Mit der Ausstellung Lost Places widmet sich die Hamburger Kunsthalle diesen neuen Positionen, die in Photographie, Film und Installation verschiedenste Orte und Lebensräume und ihre zunehmende Isolierung dokumentieren.Joel Sternfelds dokumentarische Photographien zeigen Orte, die Schauplatz eines Verbrechens waren. Thomas Demand reinszeniert reale Tatorte zunächst als Modell, um sie dann abzulichten. Beate Güt- schow wiederum konstruiert in ihren großformatigen Photographien Stadt- und Naturlandschaften, die an bekannte Orte erinnern, jedoch keinen wirklichen Bezug zulassen. Sarah Schönfeld zeigt in ihren Photographien „das Bild der Erinnerung im Raum der Gegenwart“. Sie besucht alte Orte ihrer DDR- Kindheit und zeigt diese im gegenwärtigen Zustand, wobei sie beide Momente miteinander konfrontiert. Der Amerikaner Andrew Moore photographierte den Verfall amerikanischer Industriestädte wie Detroit als Beispiel des Niedergangs ganzer sozialer Systeme. Omer Fast erzählt in seiner fiktiven Video- Installation Nostalgia die Geschichte illegaler Auswanderer aus drei verschiedenen Perspektiven.
Der französische Philosoph Maurice Halbwachs hat in seinem Buch Das kollektive Gedächtnis und der Raum auf die Bedeutung „räumlicher Bilder“ für das Gedächtnis sozialer Gemeinschaften hingewiesen. Gerade weil heute die zuverlässige Verortungen von Dingen und Erinnerungen – auch durch die digitale Photographie – nicht mehr gesichert sind, gerät dieser Anspruch ins Wanken. Was passiert mit realen Orten, wenn ein Raum die gewohnte Bedeutung verliert und zudem virtuell erfahrbar wird? Die Ausstel- lung Lost Places zeigt ca. 30 unterschiedliche Positionen zeitgenössischer Photographie und Video- kunst zu diesem Thema mit zahlreichen Leihgaben aus Museen und privaten Sammlungen.
Beteiligte Künstler: Thomas Demand (*1964), Omer Fast (*1972), Beate Gütschow (*1970), Andreas Gursky (*1955), Candida Höfer (*1944), Sabine Hornig (*1964), Jan Köchermann (1967), Alexandra Ranner (*1967), Ben Rivers (*1972), Thomas Ruff (*1958), Sarah Schönfeld (*1979), Gregor Schneider (*1969), Joel Sternfeld (*1944), Thomas Struth (*1954), Guy Tillim (*1962), Wolfgang Tillmans (*1968), Jeff Wall (*1946), Jane und Louise Wilson (*1967) u. a.
Kuratorin: Dr. Petra Roettig