„Blumen sind schön und harmlos. Aber diese Formen! Diese Farben! Diese zeitlich gedehnte Explosion! […] Die Frage ist, wie man Blumenbilder interessanter gestalten könnte […], um ihre Schönheit zu beschneiden, sie etwas weniger harmlos zu machen.“So wie die hier zitierte Christy Astuy arbeitet auch Karin Pliem an Möglichkeiten der künstlerischen Neuformulierung eines Hauptthemas der Kunst aus dem Bereich der klassischen Gattungen Stillleben, Naturstück und Landschaft.
„In meiner Malerei geht es um die Korrespondenz zwischen Natur und Zivilisation wie auch um das Zusammenfinden von Emotion und rationaler Konstruktion“, sagt Karin Pliem. Und weiter: „Auf meinen Reisen durch die Welt zeichne und sammle ich Naturalien unterschiedlicher Herkunft, die ich im Bild zu einer ‚Mitte‘ im Sinne einer ‚Zusammenkunft von Gegensätzen‘ zusammenführe. Meine Motive verändere ich in Größe, Farbigkeit und Perspektive, um Brüche festgefahrener Seh- und Denkweisen zu erzeugen. Diese Brüche bringen Spannung ins Bild – und führen zur Mitte: der Bruch führt zur Emotion, und Emotion verbindet und Verbindung führt wiederum zu jener Mitte, für die die Verbindung lebensnotwendig ist. Selbst die heterogensten Dinge der Welt haben einen gemeinsamen Nenner, einen ursächlichen Zusammenhang.“
Karin Pliems Malerei ist im Strich offen, farbintensiv, nicht selten „expressiv“ – die auf ihren Reisen gefundenen Sujets setzt sie auf zuvor flüchtig-flüssig geworfene, landschaftsartige Hintergründe, um sie dort mit- und gegeneinander korrespondieren zu lassen.
Christy Astuys Malerei hingegen ist im Detail stets sachlich-präzis und hat zugleich Qualitäten altmeisterlicher Feinmalerei, die ihr Studium kunsthistorischer Größen von Velasquez bis Manet bekunden. Mittels einer speziellen „Kunst der Kombinatorik“ generiert sie unter Verwendung von Versatzstücken aus der Kulturgeschichte höchst aktuelle, weil die Befindlichkeit des Individuums in unserer Zeit thematisierende „Erzählungen“, die zugleich stets das Bruchstückhafte von Welterkennungs und -erfahrungsmöglichkeiten reflektieren.
Pliem wie Astuy inszenieren in ihrer Malerei eine je höchst komplexe Welt der Verspannungen zwischen Orten und Zeiten, ihrer jeweiligen Semiotik und allen kontrovers erscheinenden „Logiken“ vom kartesianischen Weltbild bis zur subjektiv-emotional bestimmten Sicht des Ichs ...
(Lucas Gehrmann)
Karin Pliem, geboren 1963 in Salzburg/A, lebt und arbeitet seit 1983 in Wien. Studium: Malerei in Salzburg (Giselbert Hoke), Gobelinweberei in Buchs/CH und Biarritz/F (Iris Mansard), Bildhauerei und Malerei an der Hochschule für Angewandte Kunst Wien (Wander Bertoni, Carl Unger und Adolf Frohner). Ab 1984 Studienreisen durch Europa und Asien. Seit 1986 Einzelausstellungen und Beteiligungen u.a. in Salzburg, Wien, Klagenfurt und Neuchâtel/CH. karinpliem.at
Christy Astuy, geboren 1956 in Carmel, CA/USA, lebt und arbeitet seit 1980 in Wien. Studium: Hochschule für Angewandte Kunst Wien (bis 1984) und an der Akademie der bildenden Künste Wien (bis 1988). Von 1993 bis 1997 Assistentin an der Universität für Angewandte Kunst Wien (Mario Terzic). 1995 und 2000 Auslandsstipendien in Paris und Rom. Seit 1988 Einzelausstellungen und Beteiligungen u.a. in Salzburg, Wien, Baden, Krems, Graz, Innsbruck, Split/HR, Tel Aviv/IL, Prag/CZ, Rom/I und Siegen/D. christyastuy.com
Am Sonntag, dem 29. April 2012, ab 11 Uhr, herzlichst ein.
Zur Ausstellung: Lucas Gehrmann, Kurator Kunsthalle Wien
Die Künstlerinnen sind anwesend
Ausstellungsdauer: 30. April bis 17. Juni 2012
Konzert und musikalische „Promenade“ durch die Ausstellung:
So., 3. 6. 2012, 17 Uhr (Zugang ab 14 Uhr)
Komposition und Arrangements: Meinhard Rüdenauer, Klemens Pliem. Es musiziert die Jazzformation HOLLOTRIO (Klemens Marktl, drums; Wolfram Derschmidt, bass; Klemens Pliem, reeds)