Im Beisein von Kulturlandesrat Christian Buchmann präsentierte die Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum heute Vormittag eine erste Zwischenbilanz zum slowenisch-österreichischen Forschungsprojekt „InterArch-Steiermark“, das sich mit dem interaktiven archäologischen Erbe der österreichischen und slowenischen Steiermark beschäftigt. Die Projektinternetseite mit Objekten und historischen Dokumenten zu den Fundstellen im heutigen Slowenien– ca. 7.200 archäologische Objekte, mehrere hunderte Münzen und 24.300 Archivalienseiten – die der Öffentlichkeit in einer Datenbank zugänglich gemacht werden, ging heute online.Die archäologischen und numismatischen Sammlungen gehören zu den ältesten des Universalmuseums Joanneum und gehen direkt auf den Stifter des Museums, Erzherzog Johann zurück, der bereits in den Gründungsstatuten 1811 festschrieb, dass sich die Sammeltätigkeit des Joanneums auch diesen Bereichen zu widmen hat. Von 1811 bis zum Ende der Österreichisch-Ungarischen Monarchie im Jahr 1918 gelangten so 7.200 archäologische Objekte und mehrere Hundert Münzen aus dem nördlichen Slowenien aus archäologischen Grabungen oder im Kauf- oder Tauschwege in das Joanneum.
2011 initiierte das Universalmuseum Joanneum im Rahmen des Operationellen Programms Slowenien-Österreich 2007-2013 gemeinsam mit österreichischen und slowenischen Projektpartnern das Projekt InterArch-Steiermark, das die Aufarbeitung und Digitalisierung dieser Objekte und Archivalien aus bzw. zur slowenischen Steiermark, zur Nutzung für die Raumplanung, den Denkmalschutz und die archäologische Forschung zum Ziel hat und im August 2014 abgeschlossen sein wird.
Aktuell sind rund 7.200 Objekte sowie 14.263 Archivalienseiten digital erfasst. Dies bedeutet unter anderem fast 13.000 Objektfotos, die bereits in der Datenbank und auf der Projektinternetseite (interarch-steiermark.eu) abrufbar sind. Das Projektbudget beträgt 812.850 EUR. 85% davon werden aus den Mitteln der Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert, 10% aus Eigenmittel und 5% steuern Kofinanzierenden Stellen (Land Steiermark, Abteilung 7, und Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie der Republik Slowenien) bei.
StatementsDr. Christian Buchmann, Landesrat für Wirtschaft, Europa und Kultur "Wer nicht weiß woher er kommt, weiß auch nicht wohin er geht! Als ältestes Museum Österreichs nimmt das Universalmuseum Joanneum in der archäologischen Erforschung des Kulturraumes Slowenien-Österreich eine Vorreiterrolle ein. InterArch-Steiermark, ist für mich sowohl als Europa- als auch als Kulturlandesrat ein beispielhaftes Forschungsprojekt. Ich lege auf ein Europa der Regionen wert und als so eine Region sind auch die Steiermark und die Štajerska in Slowenien zu betrachten. Ein alter Kulturraum, durch Grenzen getrennt, aber vor allem von steirischer Seite schon seit den 60er-Jahren mit Trigon wieder als solcher gesehen. Es gibt eine Unzahl von Fundstücken, die das gemeinsame Erbe der Region Štajerska darstellen. Mit diesem Projekt, das das komplexeste Gemeinschaftsprojekt ist, das steirische und slowenische Archäologen in Angriff genommen haben, wird dieses Erbe nun auch digital erfasst und so allen Menschen zugänglich gemacht."
Dr. Wolfgang Muchitsch, Direktor Universalmuseum Joanneum "Das Universalmuseum Joanneum ist nicht nur Österreichs ältestes Museum, sondern auch die älteste technisch-naturwissenschaftliche Forschungseinrichtung der Steiermark. Unsere wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten aktuell an über neunzig Forschungsprojekten, die für die verschiedenen wissenschaftlichen Fachbereiche große Bedeutung haben, von der Öffentlichkeit aber oftmals kaum wahrgenommen werden. Dass das Universalmuseum Joanneum als Projektträger des EU-finanzierten Projektes InterArch-Steiermark ausgewählt wurde, spiegelt die Akzeptanz und das Ansehen unserer Forschungstätigkeiten wider. Die Digitalisierung und Aufarbeitung der archäologischen und numismatischen Objekte aus dem Gebiet der slowenischen Steiermark ist zudem nicht nur ein gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Österreich und Slowenien, sondern zeigt auch den verantwortungsbewussten Umgang des Joanneums mit seiner Sammlungsgeschichte."
Mag. Karl Peitler, Leiter der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum "Mehr denn je sind sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung Archäologie & Münzkabinett des Universalmuseums Joanneum bewusst, dass ihnen über 7000 Funde anvertraut sind, die für die Geschichte der Republik Slowenien von großer Bedeutung sind. Die Aufarbeitung dieser Objekte und darauf Bezug nehmenden Archivalien ist aber nicht nur für die archäologische Forschung in Slowenien von Bedeutung, sondern auch für die Rekonstruktion der Provenienzgeschichte der archäologischen und numismatischen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum. Im Gegenstand und in den Zielen des Projekts InterArch-Steiermark zeigt sich das große Potenzial, das in archäologischen und numismatischen Objekten für die Erforschung der gemeinsamen Geschichte der österreichischen und slowenischen Steiermark angelegt ist."
Dr. Marko Mele, Projektleiter InterArch-Steiermark und Chefkurator der Ur- und Frühgeschichtlichen Sammlung des Universalmuseums Joanneum "Die Zahlen – fast 25.000 Seiten an Archivalien und mehr als 7.000 Objekte, die im Rahmen des Projekts InterArch-Steiermark digitalisiert werden – sind überwältigend. Die immense Menge an Informationen, die in diesen Quellen verborgen ist, wird viele Generationen von Archäologinnen und Archäologen in Slowenien und Österreich beschäftigen. Durch das Projekt InterArch-Steiermark wird die erste und wichtigste Aufgabe zur Nutzung dieses bislang ungehobenen Schatzes erledigt: die Öffnung der archäologischen Sammlungen des Universalmuseums Joanneums und ein freier Zugang zu den Informationen einer mehr als 100-jährigen archäologische Erforschung Sloweniens. Damit erwarten wir uns nicht nur eine neue Epoche für die Denkmalpflege und die Raumplanung in Slowenien, sondern auch weitere spannende grenzübergreifende Forschungsprojekte, die uns ein besseres Verständnis unserer gemeinsamen Geschichte ermöglichen. Das digitale Werkzeug, das im Rahmen des Projekts entwickelt wird, wird auch in der Zukunft einen Mehrwert für das Denkmalmanagement und den Kulturtourismus in Österreich und Slowenien schaffen."