Die Leica Galerie Wien präsentiert in ihrer dritten Ausstellung Arbeiten der weltbekannten Magnum-Fotografin Inge Morath (1923-2002), die größtenteils in den 50er- und 60er-Jahren entstanden. Von 7. Mai bis 20. Juli 2013 wird eine Auswahl von Porträts und Reportagefotografien der aus Graz stammenden Fotografin gezeigt, die von ihrem sensiblen Blick, ihrem hintergründig subtilen Humor und ihrem einzigartigen Gespür für den richtigen Augenblick zeugen. Im Laufe ihrer fast 50 Jahre währenden Karriere hat ihre Arbeit als Bildreporterin sie rund um den Globus geführt. Ihr Antrieb waren dabei stets die Begegnungen mit den Menschen. Moraths Reisereportagen beruhen auf einer tiefen Neugierde auf die Kultur der Länder und die Lebensumstände ihrer Bewohner. Ihre Porträts zeugen von einem einfühlsamen Interesse für ihre mitunter namhaften Modelle, Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur, darunter etwa Marilyn Monroe, Jayne Mansfield, Jean Cocteau und Gloria Vanderbilt.Inge Morath kam relativ spät zur Fotografie. Als sie sich 1952 eine gebrauchte Leica kaufte, um erste eigene Aufnahmen zu machen, hatte sie schon einige Jahre als Textjournalistin gearbeitet. Mit dem Fotografen Ernst Haas bildete sie im Wien der Nachkriegszeit ein Reporter-Team – er besorgte die Bilder, sie verfasste dazu die Artikel. Robert Capa, der 1947 mit Henri Cartier-Bresson und anderen Fotografen in Paris die Bildagentur Magnum Photos gegründet hatte, wurde auf die Arbeit der beiden aufmerksam und holte sie an die Seine.
1955 wurde sie als Vollmitglied in die Agentur berufen – und war damit eine der ersten Frauen, die Teil des elitären Fotografenzirkels wurden. Ihre ersten Aufträge für Magnum führten Morath nach England und Spanien, wo einige ihrer bekanntesten Bilder entstanden, so etwa das berühmte Porträt der Verlegerin Eveleigh Nash in London. Ende der 1950erJahre verlagerte sich Moraths Lebensmittelpunkt in die USA, wo sie neben ihren Reportagen zunehmend als Set-Fotografin für Hollywood-Produktionen arbeitete. Bei den Dreharbeiten zu The Misfits lernte sie 1960 ihren späteren Ehemann, den US-amerikanischen Dramatiker Arthur Miller kennen.
Die Fotografie, so hat es Inge Morath, die Kosmopolitin, die mehrere Sprachen fließend beherrschte, einmal beschrieben, sei für sie die universellste aller Sprachen. Auf ihren Reisen damit konfrontiert, dass ihre Muttersprache nach dem Krieg als Sprache des Feindes wahrgenommen wurde, fand sie in der Fotografie ein Ausdrucksmittel, das in der Lage war, die ehemaligen Frontlinien zu überwinden, von Menschen zu berichten und zu den Menschen zu sprechen.
Kuratiert von Fabian Knierim.
Die Fotografien stehen zum Verkauf (900 bis 4.000 EUR).