Henri Cartier-Bresson (1908-2004) hat mit seinem umfangreichen fotografischen Werk und seinem 1952 erschienenen Buch „Der entscheidende Augenblick“ Generationen von Fotografen geprägt. Mit dieser Ausstellung, die seinen Reisen nach Indien, Amerika und Russland gewidmet ist, zeigt das KUNST HAUS WIEN den Mitbegründer der Fotoagentur Magnum von einer weniger bekannten Seite. Henri Cartier-Bresson hatte zunächst in Paris Malerei studiert, sich im Umfeld der Surrealisten bewegt und Dokumentarfilme gedreht. Anfang der 1930er-Jahre wandte er sich der Fotografie zu und hatte bereits 1933 seine erste Einzelausstellung in der Galerie Julien Levy in New York, 1947 eine große Retrospektive im Museum of Modern Art in New York und 1955 als erster Fotograf eine Ausstellung im Louvre in Paris.
Reisen nahmen ab den Anfängen in den 1930er-Jahren einen wichtigen Platz in der Fotografie von Henri Cartier-Bresson ein. So reiste er 1946 gemeinsam mit dem Schriftsteller Truman Capote nach New Orleans und unternahm 1947 gemeinsam mit dem Dichter John Malcolm Brinnin eine dreimonatige Reise durch die USA. Die Fotografien zum Thema „Amerika“, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, entstanden zwischen den 1930er- und 1960er-Jahren, die intensiven Reisen 1946 und 1947 bilden dabei einen Schwerpunkt.
Ende 1947, knapp nach der Unabhängigkeit Indiens, reiste Henri Cartier-Bresson in das damalige Bombay. Im Jänner 1948 fotografierte er Mahatma Gandhi, nur wenige Stunden, bevor dieser ermordet wurde. Henri Cartier-Bressons Fotografien aus Indien sind Zeugnis seiner intensiven Beschäftigung mit diesem Land und seinen Menschen. Zwischen 1947 und 1987 unternahm er sechs ausgedehnte Reisen nach Indien, die ihren Niederschlag in dieser Ausstellung finden.
Als erster ausländischer Fotograf reiste Cartier-Bresson 1954, im ersten Jahr nach Stalins Tod, in die Sowjetunion. Die Ausstellung vereint Fotografien aus diesem Jahr mit jenen einer Reise im Jahr 1972 zu einer sehr persönlichen Beobachtung der Entwicklung in diesem zu dieser Zeit sehr unzugänglichen Land. Zusammen mit den Fotografien aus den Vereinigten Staaten von Amerika formt sich eine subtile Gegenüberstellung des Alltags in den beiden Supermächten des Kalten Krieges.
Formal strenge, von der Geometrie geprägte Komposition trifft in den Fotografien von Henri Cartier- Bresson auf surrealistisch inspirierte Intuition und verbindet sich mit seinem Credo des „entscheidenden Moments“ zu seinem unverkennbaren fotografischen Blick.
Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit mit Magnum Photos und der Fondation Henri-Cartier- Bresson gezeigt.