PfE0135-ES-080109 Eva Leitolf Picknickpark Rostrogordo, spanisch-marokkanische Grenze, Melilla 2009 aus: Postcards from Europe Offenes Archiv aus Fotografien und Texten, seit 2006 c-print, 81 x 69 cm courtesy Eva Leitolf © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 PfE0135-ES-080109 Eva Leitolf Picknickpark Rostrogordo, spanisch-marokkanische Grenze, Melilla 2009 aus: Postcards from Europe Offenes Archiv aus Fotografien und Texten, seit 2006 c-print, 81 x 69 cm courtesy Eva Leitolf © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 - Mit freundlicher Genehmigung von: sprengelmuseum

Was: Ausstellung

Wann: 03.03.2013 - 04.08.2013

Im Zentrum zahlreicher Projekte der Fotografin Eva Leitolf (*1966, Würzburg) steht der Begriff der Heimat. In einer nüchternen, emotional bereinigten Bildsprache untersucht die Künstlerin, was dieser Begriff konstruiert, der mit einem Wechsel von Perspektiven zugleich Ein- und Ausgrenzungen impliziert. In zum Teil mehrjährigen Projekten konzentriert sich die Fotografin auf…
Im Zentrum zahlreicher Projekte der Fotografin Eva Leitolf (*1966, Würzburg) steht der Begriff der Heimat. In einer nüchternen, emotional bereinigten Bildsprache untersucht die Künstlerin, was dieser Begriff konstruiert, der mit einem Wechsel von Perspektiven zugleich Ein- und Ausgrenzungen impliziert. In zum Teil mehrjährigen Projekten konzentriert sich die Fotografin auf Orte, die symptomatisch für den Diskurs um diese Ein- und Ausgrenzungen stehen.

In diesem Zusammenhang ist die Arbeit „Deutsche Bilder – eine Spurensuche“ (1992–1994 / 2006–2008) zu nennen, die zwar nicht Teil der Ausstellung ist, mit dem hier präsentierten Projekt jedoch in Verbindung steht. Die Arbeit thematisiert fremdenfeindlich motivierte Ge- walttaten in Deutschland, und reflektiert den über sie gesellschaftlich geführten Diskurs in Bildern von Tatorten und ihrer Umgebung. Während die Künstlerin anfangs jedoch vor allem die abgebildeten Menschen – Sympathisanten im Umfeld und unbeteiligte Zuschauer – als Mittel der Reflexion heranzieht, konzentrieren sich ihre Fotografien dieser Serie seit 2006 auf die Orte des Geschehens, denen sie Texte hinzufügt. In diesen kurzen Passagen, die eine ver- bale Rekonstruktion des Tathergangs und seiner medialen, juristischen und politischen Aufbe- reitung darstellen, wird der visuelle Befund der Fotografie um akribische Recherchen erwei- tert. Das am Tatort Sichtbare wird so von der Ebene des Textes überschreiben: eine ‚Doppel- belichtung‘.

Mit dem Projekt „Postcards from Europe“ erweitert Leitolf seit 2006 ihren Arbeitsradius um Gesamteuropa. Bislang hat sie dafür Spanien, die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta, die ungarisch-ukrainischen Grenze, die Hafenstädte Calais und Dover, Griechenland und Italien bereist. Auch für dieses Projekt hat Leitolf die Orte des Geschehens aufgenommen. Ihr Thema der Ein- und Ausgrenzung vermitteln die Fotografien, indem sie u. a. die Möglichkeiten und Grenzen des Abbildbaren ausloten. Die Künstlerin, die hier dokumentarische und konzeptuel- le Strategien miteinander verbindet, eröffnet in ihnen ein Spannungsfeld zwischen dem, was sichtbar ist, und dem, was vorstellbar wird. Auch für „Postcards from Europe“ arbeitet Leitolf mit Texten, die sie aus u. a. Medienberichten, Protokollen und Gesprächen mit Journalisten zusammenstellt. Die Texte sind in einer nüchternen Sprache gehalten, die sich auf das Fakti- sche beschränkt.

Innerhalb dieser dokumentarischen Spurensuche unternimmt Leitolf den Versuch, den Um- gang der europäischen Staaten mit ihren Außengrenzen und den damit verbundenen Konflik- ten im Inneren abzubilden. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt dabei nicht auf einer Opfer- oder Leiddarstellung von Flüchtlingen. Es geht ihr darum, die systematischen Verfahrenswei- sen der europäischen Staaten, die Zuwanderer zu erfassen, zu verwalten und dabei die Festung Europa zu schützen, offenzulegen. „Postcards from Europe“ ist eine Langzeitstudie und angelegt als ein offenes Archiv.

Eva Leitolf, die bei Prof. Angela Neuke in Essen sowie in den USA, u. a. bei dem amerikani- schen Medientheoretiker und Künstler Allan Sekula in Kalifornien studierte, verbindet in ih- ren Bild-Text-Arbeiten journalistische, künstlerische und konzeptionelle Ansätze miteinander. Ihre Fotografien zeichnen sich durch eine ausgewogene Komposition und zart gedämpfte Far- bigkeit aus, auf deren Grundlage sich eine inhaltlich-analytische Auseinandersetzung mit den Themen ihrer Projekte entwickelt und die einen assoziativen Umgang mit dem Thema ermög- lichen.

Im Sprengel Museum Hannover wird mit 28 Bildern und den ihnen auf bildlosen Postkarten zugeordneten Texten ein Einblick in die Serie „Postcards from Europe“ gegeben. Menschen- leere Ansichten von Orten, von Stränden, Plantagen, Straßen und Wegen füllen sich mit In- formationen über kollektiv-biografische, ökonomische, juristische, politische und ökonomi- sche Zusammenhänge. Die jeweiligen Text-Postkarten liegen aus, sie können eingesteckt und mitgenommen werden, um die Festung Europas weiterzudenken.

PfE0482-IT-270110 Eva Leitolf Plantage, Rosarno, Italien 2010 aus: Postcards from Europe Offenes Archiv aus Fotografien und Texten, seit 2006 c-print, 81 x 69 cm courtesy Eva Leitolf © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 PfE0482-IT-270110 Eva Leitolf Plantage, Rosarno, Italien 2010 aus: Postcards from Europe Offenes Archiv aus Fotografien und Texten, seit 2006 c-print, 81 x 69 cm courtesy Eva Leitolf © VG Bild-Kunst, Bonn 2013 - Mit freundlicher Genehmigung von: sprengelmuseum / Sprengel Museum
Tags: Ansichtskarten, Eva Leitolf, Postkarten

Parallel erscheint eine gleichnamige Publikation von Eva Leitolf im Kehrer Verlag, auf die wir Sie gerne hinweisen möchten:Eva LeitolfPOSTCARDS FROM EUROPE 03/13Work from the ongoing archiveSchuber mit 20 Archivtafelnca. 29,7 x 39 cmMit einem Text von Eva LeitolfEnglisch/Deutschim ErscheinenKehrer Verlags, HeidelbergISBN 978-3-86828-398-3ca. 48,00 Euro2013
„Postcards from Europe 03/13“ ist die erste einer Reihe von geplanten Veröffentlichungen aus Eva Leitolfs fortlaufend wachsendem Archiv.