Verlängert bis 1. Februar 2015. Im Juni 1535 stach Kaiser Karl V. mit einer Flotte von 400 Schiffen und über 30.000 Soldaten von Sardinien aus in See, um das von Osmanen besetzte Königreich Tunis zu erobern. Um die Ereignisse des Feldzuges und seinen erhofften Sieg in allen Details der Nachwelt zu überliefern, hatte Karl V. neben Historikern und Dichtern auch seinen Hofmaler Jan Cornelisz Vermeyen als Begleiter und Berichterstatter ausgewählt. Erst 1546, elf Jahre nach dem Sieg, erhielt der flämische Künstler den Auftrag, Vorlagen für insgesamt zwölf monumentale Tapisserien mit Darstellungen des Feldzuges anzufertigen. Als Grundlage dienten ihm Zeichnungen und Skizzen, die er selbst vor Ort in großer Zahl angefertigt hatte.Solche Kartons, also original große Vorlagen, die dem Wirker als Hilfsmittel bei der Herstellung von Tapisserien dienten, haben sich nur selten erhalten. Das Kunsthistorische Museum Wien ist jedoch in der glücklichen Lage, zehn der ehemals zwölf „Tunis-Kartons“ zu seinem Bestand zu zählen. Sie haben die Zeiten überstanden, da sie als eigenständige Kunstwerke geschätzt und von späteren Generationen sogar Tizian zugeschrieben wurden. Bei der Ausführung dieser Kartons in Kohlestift, koloriert mit Aquarell bzw. Gouachfarben, wurde Vermeyen unter anderem vom flämischen Maler Pieter Coecke van Aelst unterstützt. Vier Jahre dauerte es die ca. 4 Meter hohen Vorlagen zu vollenden. Die topographisch genau wiedergegebenen Schauplätze und die detailreichen Schilderungen führen das turbulente Kriegsgeschehen anschaulich vor Augen. Auf jedem Karton ist eine oder mehrere Phasen des Feldzuges dargestellt. Für das inhaltliche Programm war vermutlich der spanische Historiker und Kosmograph Alsonso de Santa Cruz verantwortlich, der zwar nicht an dem Feldzug teilgenommen, aber auf der Grundlage von Augenzeugenberichten einen vielbeachteten geschichtlichen Abriss der Ereignisse verfasst hatte.
Diese einzigartigen Kartons stehen im Zentrum der Ausstellung. Ergänzt wird der Blick auf die Eroberung von Tunis durch Bestände verschiedener Sammlungen des Kunsthistorischen Museums Wien wie der Bibliothek, der Gemäldegalerie, der Hofjagd- und Rüstkammer, dem Münzkabinett, sowie Schloss Ambras Innsbruck, die verschiedene Blicke auf das Geschehen von 1535 ermöglichen.
Kuratiert von Katja Schmitz-von Ledebur