In der aktuellen Diskussion in Hamburg um Speicherstadt, Hafencity und Gängeviertel fällt immer wieder das Schlagwort der Gentrifizierung. In der Kritik steht, wie gewachsene soziale Strukturen und schützenswerte Architektur durch ungebremste Profitmaximierung modernen Bauten und einer Umnutzung weichen. Die Ausstellung wirft einen Blick ins 19. Jahrhundert und zeigt, dass die Hafenerweiterung als ein frühes Beispiel dieser Prozesse gelten kann. Mit dem Zollanschluss an das Deutsche Reich 1888 ist zollfreier Handel nur noch in einem neu ausgewiesenen Freihafenbezirk möglich. Dem Bau einer völlig neuen Infrastruktur mit Speichern, Quais und Kanälen unmittelbar an der Elbe fällt der ganze Stadtteil auf der Kehrwieder-Wandrahm-Insel und mit ihm ein „nicht geringer Theil der eigenthümlichsten Straßen und Bauten des alten Hamburgs zum Opfer“, wie es in einem Zeitungsbericht heißt.
Die Dokumentation der Architektur ist eine der Hauptaufgaben der Fotografie im 19. Jahrhundert. Als Vorbild dienen Projekte wie die Mission heliographique der Comission des monuments historiques, die 1851 bedeutende französische Baudenkmäler erfasst hat. Der Auftrag an Koppmann ist eine der ersten systematischen Erfassungen eines Stadtviertels in Deutschland.
Koppmanns Aufnahmen aus den Jahren 1883 und 1884 werden in zwei Mappen mit je 36 Blättern veröffentlicht. Eine Mappe mit den Aufnahmen der neuen Speicherstadt wird 1888 verlegt. Sie treffen auf ein reges öffentliches Interesse, denn zur gleichen Zeit erscheint ein ähnlich angelegtes Mappenwerk des Hamburger Fotografen und Verlegers Johann Heinrich Strumper (1843-1913). Koppmans Bilder geben uns bis heute einen sehr genauen Eindruck von der vorindustriellen Lebens- und Handelswelt am Hafenrand mit ihren unterschiedlichen sozialen Sphären. Es gelingt ihm, den im Verschwinden begriffenen Stadtteil mit der Kamera zu vermessen, ohne ihn dabei zu beschönigen oder zu verklären. Neben der sachlichen Schilderung der Architektur bildet Koppmann auch den Alltag ihrer Bewohner ab, die auf vielen Aufnahmen präsent sind und für den Fotografen in ihren Aktivitäten innehalten. Die von großformatigen Glasnegativen entstandenen Albumin-Abzüge ermöglichen es durch ihren Detailreichtum, zufällige Entdeckungen in dieser stillgestellten Welt zu machen.
Die Ausstellung zeigt erstmals die Website „Historisches-Hamburg“, ein virtueller Stadtrundgang entwickelt von der Stadtteilschule Horn, gefördert von der Claussen-Simon-Stiftung.
BiographienGeorg Koppmann Hamburg 1842-1909 1865 gründet Georg Koppmann ein Atelier in Hamburg, das sich vor allem auf topographische Darstellungen aus der Umgebung der Hansestadt spezialisiert, aber auch Portrait- und Architekturaufnahmen anbietet. Ab 1870 ist er in Braunschweig tätig, da die Geschäfte in Hamburg wegen des Deutsch-Französischen Krieges stark nachlassen. 1871 erhält er den Auftrag, die historischen Gebäude in Hildesheim zu fotografieren. Zudem erhält er Aufträge in Hannover, Erfurt, Eisenach und Leipzig. Nach 1972 beauftragt ihn die Hamburger Baudeputation, die stadthistorisch bedeutsamen Gebäude und Straßen, die der Hafenerweiterung weichen mussten, fotografisch zu dokumentieren. So entstanden in 40 Jahren etwa zehntausend Aufnahmen vom historischen Hamburg.
Johann Heinrich Strumper (1843 – 1913)Johann Heinrich Strumpers erste Aufnahmen entstehen um 1868. 1873 gründet er die „Photographische Anstalt und Kunstanstalt J. H. Strumper“. Sie wird ab 1874, mit Eintritt seines Bruders U. Otto Strumper in „Strumper & Co. Kunstverlag, Anstalt für Photographie und Lichtdruck“ umbenannt. Es erscheint eine Reihe großer Mappenwerke zur Stadtgeschichte Hamburgs: 1877 eine Mappe mit Entwürfen des Hamburger Rathauses, 1878 „Hamburgs Privat-Bauten“, 1883 Aufnahmen aus Alt-Hamburg, Straßenbilder nach dem Zollanschluss. Neben den Ansichten Hamburgs produziert er auch Reisefotografien in den Mittelmeerländern und Ägypten im Auftrag der Hamburg-Amerika Linie.
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag: 10-18 UhrDonnerstag: 10-21 UhrDonnerstag an oder vor Feiertagen: 10-18 UhrEintritt10 Euro, ermäßigt 7 Euro, Donnerstag ab 17 Uhr 7 Euro nur Besuch der Destille 2 Euro nur Besuch der Gerd Bucerius Bibliothek 2 Euro (frei für Studierende der staatl. Hamburger Hochschulen) Kunstmeilenpass (5 Häuser, 1 Ticket) 29 Euro, ermäßigt 15 Euro Jahresticket für Studierende staatlich anerkannter Hoch- und Fachhochschulen, Azubis und Schüler über 17 Jahre einmalig 10 Euro pro Jahr (gültig bis Ende des Kalenderjahres)
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