Das Forum Schweizer Geschichte Schwyz lädt vom 10. April bis 30. Oktober 2011 zu einem etwas anderen Blick auf die Alpen ein: Wer hat St. Anton zum Skiort gemacht? Wer war etwa der erste Freeclimber? Es waren Juden mit Pioniergeist. Die Ausstellung «Hast Du meine Alpen gesehen? Eine jüdische Beziehungsgeschichte» rückt die Bedeutung jüdischer Bergsteiger und Künstler, Tourismuspioniere und Intellektueller, Forscher und Sammler ins Rampenlicht. Ihre Rolle bei der Entdeckung und Erschliessung der Alpen ist zentrales Thema. Nach Hohenems, Wien und München ist die Wanderausstellung «Hast Du meine Alpen gesehen?» zum ersten Mal in der Schweiz zu sehen. Aufgezeigt wird die wechselvolle Beziehung der europäischen Juden zu den Alpen, namentlich zu den alpinen Gebieten in Österreich, Deutschland und in der Schweiz. Die Ausstellung erzählt Geschichten von Menschen, Landschaften, Orten und Objekten mit ihren oft überraschenden Bezügen.
Mit dem Bild Moses, der den Berg Sinai erklimmt und dort die Zehn Gebote empfängt, wird bereits der Bezug der Juden zu den Bergen hergestellt. «Wenn ich vor Gott stehen werde, wird der Ewige mich fragen: „Hast Du meine Alpen gesehen?“» soll der Begründer der jüdischen Neo-Orthodoxie Samson Raphael Hirsch gesagt haben, bevor er die Schweiz besuchte.
Zeitreise durch die Alpen
Die Ausstellung führt die Besuchenden auf eine Reise durch Raum und Zeit, von Hohenems und Wien nach Graubünden und Savoyen, ins Wallis, nach Südtirol und ins Salzkammergut. Die Wanderung geht durch die Welten des Alpinismus und des modernen Skisports über die Erschliessung der Berge für den internationalen Tourismus und zu den alpinen Nischen jüdischer Orthodoxie. Dort, wo sich Gastlichkeit und gezähmte Bergwelt verbinden, wie in Davos, Schuls und St. Moritz. Es ist eine Reise zu den Erinnerungen und Träumen von einer idealisierten alpinen Welt jenseits der Städte, eine Reise durch die Widersprüche von Assimilation,
Juden als Pioniere in den Alpen
Viele österreichische Juden, deren Familien zwei, drei Generationen zuvor noch in Osteuropa beheimatet waren, beteiligten sich entscheidend daran, dass sich die Alpen zu prosperierenden Regionen entwickelten. Unter den Pionieren, welche die Gebirgslandschaft als Hoteliers, Kurärzte und Alpinisten erschlossen, finden sich zahlreiche Juden. In der Schweiz kommen Juden vor allem als Feriengäste in den aufstrebenden Tourismusorten mit der Bergbevölkerung in Kontakt. So findet sich bereits Ende 19. Jahrhundert ein koscheres Hotel in St. Moritz und in den 1920er Jahren wird in Davos eine jüdische Heilanstalt für Tuberkulosekranke eröffnet. Das Zusammenleben mit der ansässigen Bevölkerung gestaltet sich in der Schweiz nicht immer konfliktfrei. Insbesondere die schwarz gekleideten, nicht dem Konsum verpflichteten und eher verschlossenen orthodoxen Juden, sind nicht überall gern gesehene Gäste. Gelegentlich wird ihnen sogar mit unverkennbarer Abneigung begegnet. Die Jahre 1938–1945 waren durch Flucht und Vernichtung geprägt. Die geliebten Berge wurden nicht zum Zufluchtsort, sondern zum Hindernis auf der Flucht. Verfolgung und Migration und von der zögerlichen, erneuten Hinwendung.