1512 erhielt Raffael (1483-1520) den Auftrag für die „Sixtinische Madonna“. 2012 feiern die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit einer großen Sonderausstellung das 500-jährige Jubiläum des Auftrags und der Entstehung des Gemäldes. Mit Blick auf dieses Ereignis gibt das Bundesministerium der Finanzen gemeinsam mit dem Vatikan das Sonderpostwertzeichen „500 Jahre Sixtinische Madonna“ heraus, das ab dem 1. März 2012 in allen Verkaufsstellen der Deutschen Post sowie in Vatikanstadt erhältlich ist. In Anwesenheit des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich wurde heute im Rahmen einer Feierstunde das Sonderpostwertzeichen vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen, Hartmut Koschyk MdB, vor dem weltberühmten Gemälde im Semperbau am Zwinger in Dresden vorgestellt.
Staatssekretär Hartmut Koschyk überreichte Erstdrucke des Sonderpostwertzeichens an:
Prof. Dr. Dirk Syndram, Kommissarischer Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen
Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, Apostolischer Nuntius in Deutschland
Dr. Henry Hasenpflug, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in Vertretung für die Staatsministerin Frau Prof. Dr. Dr. Sabine von Schorlemer.
Der Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und des Kupferstich-Kabinetts, Prof. Dr. Bernhard Maaz dankte dem Bundesministerium der Finanzen und dem Vatikan: „Die überaus vielfältige Wirkungsgeschichte der „Sixtinischen Madonna“ wird durch deren Abbildung auf einem Postwertzeichen sowohl der Deutschen Post wie auch der Vatikanstadt nunmehr um eine weitere Facette bereichert. Sie wird fortan auch im internationalen Postverkehr Aufmerksamkeit erwecken, gleichsam eine himmlische Botschafterin. Ein schönes Geschenk zum 500-jährigen Jubiläum.“
Prof. Dr. Bernhard Maaz nahm die Veranstaltung zum Anlass, um das Konzept der Jubiläumsausstellung vorzustellen, die vom 26. Mai bis 26. August 2012 in der Gemäldegalerie Alte Meister stattfindet. In vier Sektionen beleuchtet die Ausstellung sowohl den kunst- und kulturhistorischen Kontext als auch die Rezeptionsgeschichte des Meisterwerkes:
I. Raffael in Rom
Diese Ausstellungssektion stellt die „Sixtinische Madonna“ im Kontext der römischen Arbeiten Raffaels und weiterer Künstler der Renaissance vor. Bedeutende Werke Raffaels werden als Leihgaben aus internationalen Museen zu sehen sein, so etwa die „Garvagh Madonna“ (um 1509/10) aus der Londoner National Gallery oder ein Fragment eines Engels (um 1512) aus der Pinacoteca Vaticana. Weitere Meisterwerke der italienischen Renaissance sind u.a. die Zeichnung „Maria in der Mandorla mit Aposteln und dem knienden Papst Sixtus IV.“ aus der Albertina in Wien sowie eine Madonna von Filippino Lippi (um 1475) aus dem Szépmüvészeti Museum in Budapest. Zudem wird in diesem Teil der Ausstellung auch der Auftraggeber Papst Julius II. vorgestellt, der die Dresdener Altartafel für das Kloster San Sisto in Piacenza malen ließ.
II. „Platz für den großen Raffael!“ –
Der spektakuläre Ankauf der „Sixtinischen Madonna“ durch August III.
Fast 250 Jahre blieb die „Sixtinische Madonna“ an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort in Piacenza so gut wie unbekannt. Erst durch ihren spektakulären Ankauf durch August III. 1752/54 für die Gemäldegalerie in Dresden trat sie in die Öffentlichkeit. Adolph Menzel hielt in seinem Pastell „Platz für den großen Raffael!“ (1855/59) den legendären Ausspruch Augusts III. bei der Ankunft des Gemäldes fest. Anhand bislang zum Teil nie ausgestellter Dokumente aus dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden, der Biblioteca Passerini-Landi und dem Archivio Gulieri in Piacenza wird die wechselvolle Ankaufsgeschichte vorgestellt.
III. Auf dem Weg zum Mythos –
Die „Sixtinische Madonna“ in Literatur, Kunst, Musik und Design
Durch die öffentliche Präsentation der „Sixtinischen Madonna“ in der Gemäldegalerie in Dresden begann gegen 1800 die rezeptionsgeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Werk in Literatur, Kunsthandwerk, Fotografie und Musik. Parallel dazu wurde die Sixtina in der Malerei und Grafik kopiert und reproduziert, wie Friedrich Burys Gemälde „Kurprinzessin Auguste die Sixtinische Madonna kopierend“ (um 1808/09) aus dem Museum Schloss Wilhelmshöhe in Kassel illustriert. Außerdem war das Gemälde ein beliebtes Motiv in Zeitschriften, Stickbildern, Werbung, Karikaturen und Poesiealben des Bürgertums im Biedermeier und im Deutschen Kaiserreich. Im 20. Jahrhundert wird der Mythos des Bildes durch den Zweiten Weltkrieg, den Abtransport nach Russland im Jahr 1945 und die propagierte Legende von der Rettung des Gemäldes durch die sowjetischen Truppen weiter geschrieben. Die Rettungslegende überdauerte die Rückkehr des Gemäldes im Jahr 1955 und fand ihren Ausdruck z.B. in dem Bild von Mikhail Kornetsky „Die Rettung der Madonna“ (1984/85) aus dem Latvian National Museum of Art in Riga.
IV. Eine internationale Karriere: Die Engelchen in Kitsch und Kunst
Die zwei Engelchen der „Sixtinischen Madonna“ wurden als eigenständiges Bildmotiv erstmals um 1800 benutzt. Seitdem haben sie losgelöst von der „Sixtinischen Madonna“ eine eigene „Karriere“ gemacht. Die Ausstellung zeigt Beispiele sowie Karikaturen vom frühen 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.
Die Sixtinische Madonna. Raffaels Kultbild wird 500!
Eine Ausstellung der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 26. Mai bis 26. August 2012 Ausstellungsort: Gemäldegalerie Alte Meister Öffnungszeiten: täglich von 10 – 18 Uhr Donnerstag und Samstag von 10 – 21 Uhr