Das Dommuseum präsentiert künstlerische Arbeiten aus dem 20. und 21. Jahrhundert, die sich alle auf eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur beziehen, auf „Die Göttliche…
Das Dommuseum präsentiert künstlerische Arbeiten aus dem 20. und 21. Jahrhundert, die sich alle auf eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur beziehen, auf „Die Göttliche…
Das Dommuseum präsentiert künstlerische Arbeiten aus dem 20. und 21. Jahrhundert, die sich alle auf eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur beziehen, auf „Die Göttliche Komödie“ („La Divina Commedia“) des Florentiners Dante Alighieri (1265–1321). „Die Göttliche Komödie“ diente als Vorlage für eine reiche und vielfältige Kunstproduktion von der Frührenaissance bis in die Moderne und Gegenwart.
In der Ausstellung wird mit dem umfangreichen Bilderzyklus des deutschen Malers und Grafikers Theodor Zeller (1900–1986) aus Denzlingen eine möglichst vollständige und textgetreue künstlerische Verarbeitung des literarischen Stoffes präsentiert. Weiters werden künstlerische Arbeiten aus dem Mutterland der Göttlichen Komödie gezeigt, im Besonderen Faksimile‐Zeichnungen von Sandro Botticelli (1445–1510), die als bedeutende Inspirationsquelle für Zeller gelten können, sowie meisterhafte Radierungen des Südtirolers Markus Vallazza (*1936) aus einem der umfassendsten Illustrationszyklen zum Thema überhaupt. Im Gegensatz zur illusionistischen Darstellungsweise Zellers zeichnen sich die Bilder des russischen Künstlers und Kinematographen Valery Kharitonov (*1939) durch ihren abstrakten und mystisch‐ spirituellen Charakter aus.
Eine völlig neuartige Kunstauffassung zeigt sich in der Installation zur Göttlichen Komödie des amerikanischen Künstlers und Menschenrechtsaktivisten Roger Roberts (*1952), indem er auch buddhistische, pazifische und afrikanische Elemente in seine Kunst einbezieht. Schließlich wird mit dem Bilderzyklus der „Sieben Todsünden des 20. Jahrhunderts“ des österreichischen Malers und Zeichners Robert Hammerstiel (*1933) auf den ersten der drei Abschnitte der „Göttlichen Komödie“ Bezug genommen, nämlich auf die „Hölle“, um auf die erschreckende Aktualität des Stoffes in unserer heutigen Welt aufmerksam zu machen.
Die Göttliche Komödie“ („La Divina Commedia“) Bei diesem Werk haben wir es „mit einem der höchsten Werke menschlichen Geistes zu tun und mit der vollkommensten Synthese des mittelalterlichen Daseins, das heißt, rund gesprochen, eines Jahrtausends der abendländischen Geschichte“ (Romano Guardini).
Dante Alighieri, der größte Dichter Italiens, zählt zu den drei Universalgenies der westlichen europäischen Literatur (zusammen mit Shakespeare und Goethe) und war auch Prosaschriftsteller, Rhetoriker, Vorreiter und Theoretiker der italienischen volkssprachlichen Literatur, Moralphilosoph und politischer Vordenker. Dass er sein Meisterwerk „Die Göttliche Komödie“ auf Italienisch und nicht wie bis dahin üblich in lateinischer Sprache verfasste, beeinflusste entscheidend die Entwicklung der europäischen Literatur von ihren lateinischen Wurzeln zur Ausdrucksform einer neuen Gesellschaft. Das Leitmotiv der „Divina Commedia“ lässt sich mit einem Satz umschreiben: des Menschen langer Weg zu Gott – der Weg des sündigen Menschen zum ewigen Heil.
Sie erzählt die Geschichte der visionären Wanderung Dantes vom Karfreitag bis zum Ostersonntag des Jahres 1300 durch die drei Reiche des Jenseits im mittelalterlich‐christlichen Kosmos in der Ich‐ Form. Diese Reise wird notwendig, „weil“, so Dante, „ich den rechten Weg verloren hatte“. Zunächst führt Dantes Weg durch die Tiefen der Hölle („Inferno“), danach in aufsteigenden Stufen auf den Berg der Läuterung („Purgatorio“) und schließlich in den Himmel („Paradiso“), der sich in neun Schalen über die Erde wölbt.
Dantes Jenseits ist einerseits mit Zeitgenossen des Dichters bevölkert, die heute nur noch aus der „Göttlichen Komödie“ bekannt sind (das Liebespaar Francesca da Rimini und Paolo Malatesta, sowie verschiedene Florentiner Politiker), andererseits mit mythologischen Gestalten (Odysseus), berühmten Herrschern (Friedrich Barbarossa), Päpsten (Nikolaus III.), antiken Autoren (Homer, Platon, Cicero), mittelalterlichen Dichtern (Bertran de Born) und Malern (Giotto, Cimabue), die Dante je nach persönlicher Einschätzung in den drei Reichen des Jenseits ansiedelt. Dantes Führer in der Hölle und auf dem Läuterungsberg ist der Dichter Vergil, der diese Aufgabe im irdischen Paradies schließlich an die engelsgleiche Frauengestalt Beatrice überträgt, die Dantes früh verstorbene Jugendliebe war. Mit ihr durchschwebt er das himmlische Paradies.
Den Höhepunkt und Abschluss der Reise Dantes bildet dessen Schau des dreieinigen Gottes. Alle Begegnungen Dantes mit Personen in den verschiedenen Jenseits‐Bereichen sind auch Begegnungen mit Anteilen in Dante selbst, die er anschaut, sich bewusst macht und so überwindet. Der Leser bzw. der Betrachter der Bilder in der Ausstellung macht sich unweigerlich auch selbst auf diesen Weg, findet sich in Bildern, Textstellen wieder. Die Ausstellung des Dommuseums bietet weiters die Möglichkeit, einen Zugang zu Dantes literarischem Werk zu finden. Die ausgestellten Illustrationen zur „Göttlichen Komödie“, in erster Linie die szenischen Darstellungen von Theodor Zeller, sind besonders anschaulich und geben detailgenau Originalstellen der Dichtung wieder.
Zu den Exponaten wird deshalb die jeweilige Stelle in Dantes Originalsprache, einem frühen Florentiner Italienisch, angeführt (mit einer Übertragung ins Deutsche). Zusätzliche Informationen sollen das Wesen dieser Dichtkunst erhellen. Das Werk bietet die umfassendste Gesamtschau des Mittelalters (der gesamte mittelalterliche Kosmos wird vorgestellt und durchschritten) und vermittelt den Besuchern die Erfahrung, wie spannend es ist, Wissen aus den unterschiedlichsten Gebieten an einem Thema anzuwenden und dieses Wissen mit Begeisterung auszubauen.
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