Mit der Ausstellung von Nobuyoshi Araki und Juergen Teller treten auf Initiative der Galerie OstLicht und von Peter Coeln in Wien zwei der bedeutendsten Fotografen der Gegenwart erstmals mit neuen, für ihre gemeinsame Ausstellung konzipierten Arbeiten in einen künstlerischen Dialog.In der Ausstellung ARAKI TELLER TELLER ARAKI begegnen sich damit zwei Haltungen außergewöhnlicher Fotografen, die durch künstlerische Radikalität und einen nahezu unstillbaren Hunger nach Bildern als Instrument ihrer persönlichen Welterfahrung verbunden sind und deren elementares Interesse den seelischen und körperlichen Ambivalenzen der menschlichen Existenz gilt. Zur Ausstellung wird ein von Araki und Teller gemeinsam gestaltetes Künstlerbuch herausgegeben.
Nobuyoshi Araki zeigt Arbeiten seines seit 2012 verfolgten Projekts „Last by Leica“. Es handelt sich dabei um eine Art visuelles Tagebuch, in dem er seine fotografischen Eindrücke und Einfälle zu einem berührenden Kommentar über sein Leben, seine künstlerische Arbeit und Arbeitsweise verdichtet. Junge Frauen, wuchernde japanische Häuserlandschaften, aufbrechende Wolkenkonfigurationen verweisen auf die Themen seines Lebens.
Der Titel „Last by Leica“ hat zwei Bedeutungen: Araki verwendete dafür die letzte von Leica produzierte Analog-Kamera, eine Leica M7 und beendet damit seine Reihe, die er mit „Life by Leica“ in den 1980er-Jahren begonnen, und im Jahr 2000 mit „Love by Leica“ fortgesetzt hat. Nachdem Araki einen Schlaganfall erlitten und das Licht seines rechten Auges verloren hat, finden sich in „Last by Leica“ auch ein Selbstporträt im Spital sowie Bilder mit einem Elektrokardiogramm. Daneben werden Arbeiten aus der aktuellen Serie „Paradise“ ausgestellt. Sie zeigen Puppen und Blumen vor schwarzem Hintergrund. Araki versucht darin das Paradies wiederzubeleben, um die Dunkelheit, das Leid und die Schatten des Todes, die sein Leben begleiten, abzustreifen. Schließlich ergänzen Fotografien aus seinem jahrzehntelangen Lebensprojekt „Someone`s Wife“ die Auswahl.
Auch Juergen Teller erweist sich mit seinen für das Buch ausgewählten Arbeiten als Geschichtenerzähler. Ob er nun Schauspieler der Berliner Schaubühne porträtiert, eine ihre Jahre nicht verbergende Frau für die Frühjahrskampagne von Vivienne Westwood in Szene setzt, die nackten Oberkörper von sich und seinen Kollegen unter dem Titel „Betriebsausflug“ präsentiert, uns irritierend schöne Bilder von einer privaten Indienreise mitbringt oder den von ihm verehrten Araki in ironischer Pose zeigt – Juergen Teller lässt uns mit seinen Arbeiten an seinem Leben teilhaben. In der Ausstellung wird er der „Last by Leica“-Serie von Araki den neuen Werkkomplex „Woo!“ gegenüberstellen. „Woo!“ war auch der Titel seiner ICA Schau (London, 2013), bei der er die Ausstellungsräume mit seinen Fotografien beklebte und so eine riesige in situ Collage schuf. Ursprünglich nur mit Zeitungs- und Magazinausrissen seiner abgedruckten Bilder geplant, ergänzte Teller die Installation um weitere Fotografien aus seinem Werkkomplex der letzten zwanzig Jahre. So entstand eine Fotocollage mit unerwarteten, zeitübergreifenden Zusammenhängen, die Teller in einer Art Selbstreflexion und Dekonstruktion fragmentarisch abfotografierte. Viele dieser Bilder werden nun in Wien erstmals als Prints präsentiert.
Das Buch zur Ausstellung: Nobuyoshi Araki und Juergen Teller sind für ihre herausragenden Publikationen bekannt. Zur Ausstellung wird ein von Araki und Teller erstmals gemeinsam konzipiertes und gestaltetes Künstlerbuch herausgegeben. Das Buch erscheint im unabhängigen Verlag eyesenica, der 1998 von Araki und Hisako Motoo gegründet wurde und die Bücher Arakis sowie anderer Fotografen wie etwa Daido Moriyama herausbringt. Das Künstlerbuch versammelt über 300 Fotografien, darunter bisher nicht publizierte, in der Ausstellung gezeigte Werke auf rund 400 Seiten. Daneben widmen sich Araki und Teller gegenseitig einen persönlichen Text.
Die Ausstellung mit rund 150 Arbeiten wird von Gerald Matt in Zusammenarbeit mit Hisako Motoo (eyesenica) und Juergen Teller kuratiert.
Die Ausstellung wird anschließend in Moskau, Belgrad und voraussichtlich in Prag und Warschau gezeigt.