Susanna im BadeDaniel 13Albrecht Altdorfer (um 1482/85–1538), 1526 München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 698 Die tugendhafte Susanna badet im Garten ihres präch tigen Hauses. Zwei zu Richtern bestellte Älteste der babylonischen Gemeinde beobachten sie d abei heimlich aus einem Gebüsch. Als die Dienerinnen fortgehen, um Öl und Salben zu holen, b edrängen die Voyeure die Schöne, ihnen zu Willen zu sein, andernfalls wollen die Männer sie d es Ehebruchs mit einem Jüngling anklagen. Susanna widersetzt sich. Sie will eher ihr Leben ve rlieren als sündigen. Es kommt zur öffentlichen Anklage. Durch das Einschreiten des vo n Gott erleuchteten jungen Daniel nimmt die Geschichte eine gute Wendung: Die Ältesten werden i m Verhör der Lüge überführt und zum Tode durch Steinigung verurteilt; Susanna ist gerettet. Die Bestrafung ist als Nebenszene auf der Terrasse dargestellt. Das Thema der Errettung hat dazu geführt, dass Dars tellungen schon in der Katakombenmalerei und auf Sarkophagen zu finden sind. Im Spätmittelal ter und Barock wurde die Geschichte der Susanna zum beliebten Tugendexempel.
Hagar und Ismael in der WüsteGenesis 21,14–19Claude Lorrain (Claude Gellée) (1600–1682), 1668 München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 598 Von Abraham verstoßen, irrte Hagar mit ihrem Sohn I smael durch die Wüste; schließlich gingen ihre Vorräte zur Neige und sie fürchtete um das Leb en ihres Sohnes. Gott schickte jedoch einen Engel zu Hilfe, der Hagar den Weg zu einer rettende n Quelle wies – so machte Gott sein 2 Versprechen wahr, dass Ismael der Stammvater eines großen Volkes werden sollte (nach islamischer Überlieferung der Araber). Das Thema wurde schon im Mittelalter in typologisch en Werken vielfach aufgegriffen. Dem Galaterbrief des Paulus zufolge vertritt Hagar das Alte und Sara das Neue Testament. Das Gegenstück des Gemäldes zeigt die Verstoßung Ha gars (in der ständigen Ausstellung im 1. OG der Alten Pinakothek zu sehen). Beide Bilder ent standen für den Grafen Johann Friedrich von Waldstein, der sich als Geistlicher und späterer Er zbischof von Prag des theologischen Gehalts des Themas mit Sicherheit bewusst war. Möglicherwei se ist das Gebirge links im Gemälde als Anspielung auf den Berg Sinai zu lesen, mit dem Hag ar bei Paulus verbunden wird. Vorrangig freilich geht es um die differenziert-sin nliche Darstellung zweier Landschaften, von denen die eine in Morgen-, die andere, hier gezeigt e, in Nachmittagslicht getaucht ist.
Abraham verstößt Hagar und IsmaelGenesis 21,14Gottfried Kneller (1646–1723) (zugeschrieben), um 1 670 München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 376 Das Gemälde, wahrscheinlich ein Frühwerk Gottfried Knellers, zeigt die Szene der Verstoßung der Hagar – ein Thema, das in der niederländischen Malerei d es 17. Jahrhunderts äußerst beliebt war, das aber auch schon zuvor in Buchmalerei und D ruckgraphik häufig bebildert wurde. Abraham erscheint hier als betagter Patricharch, de ssen Gesten sein Mitgefühl für Hagar verraten: Sein Blick trifft den ihren, die Hand auf Hagars Schulter liest sich ambivalent als Mischung aus zärtlichem Abschiedsgestus und bestimm tem Hinausgeleiten. Ebenso wichtig wie das psychologische Moment sind jedoch die differenz ierte Behandlung der Gewänder und das bunte Kolorit. – Der aus Lübeck stammende Kneller h atte bei Rembrandt und vor allem bei dessen Schüler Ferdinand Bol gelernt.
Die Opferung IsaaksGenesis 22,10–13Rembrandt (Rembrandt Harmensz. van Rijn) (1606–1669 ) und Werkstatt, 1636 München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 438 Gott befahl Abraham, er solle ihm seinen Sohn Isaak zum Opfer bringen. Abraham beugte sich dem Befehl, doch in dem Moment, als er das Messer h ob, um Isaak zu töten, griff ein Engel ein: Abraham hatte seine Gottesfurcht bewiesen. Anstelle von Isaak schlachtete Abraham daraufhin einen Widder, der sich in einem Gestrüpp verfangen hatte. Rembrandt verwandelt den Wendepunkt der Erzählung i m Gemälde in einen hochdramatischen Augenblick: Der Engel umfasst Abrahams Handgelenk; der Betrachter sieht, wie das Messer fällt. Schon früh wurde diese Erzählung als Präfiguration des Opfertodes Christi verstanden. Besonders in den calvinistisch geprägten nördlichen Niederlanden wurde Abraham als Vorbild für seine große Glaubensfestigkeit geschätzt. Alttestamentliche Themen nehmen in Rembrandts Schaf fen keinen geringen Raum ein; er schildert sie in einer ganz eigenen Direktheit, die auch menschliche Aspekte nachvollziehbar werden lässt. Das Münchner Gemälde gilt als eine von Rembrandt ko nzipierte und abschließend übergangene Werkstatt-Variante zu der gänzlich eigenhändigen Opferung Isaaks , die sich in St. Petersburg (Eremitage) befindet.
Die Geschichte der EstherEsther 2–7Hans Burgkmair (1473–1531), 1528 München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 689 Die Jüdin Esther war vom persischen König Ahasveros (Xerxes) zur Königin erwählt worden. Der König hatte seinen Gefolgsmann Haman mit Machtbefug nissen ausgestattet, die dieser 3 missbrauchte. So verlangte Haman, dass jedermann di e Knie vor ihm beuge. Doch Esthers Pflegevater Mordechai weigerte sich. Aus Zorn darüb er plante Haman, alle Juden im Land zu ermorden. Mordechai bat daraufhin Esther um Hilfe. Obwohl dies mit Todesgefahr verbunden war, trat Est her vor den König. Doch nahm dieser sie freundlich auf und senkte sein goldenes Zepter zum Zeichen seiner Gnade, damit sie dessen Spitze berühre (Est 5,2). Nach listenreicher Interv ention Esthers wird Haman schließlich entlarvt und der König erkennt dessen Machtmissbrauch. Haman muss Mordechai hoch zu Ross durch die Stadt geleiten und endet schließlich an dem Gal gen, den er für diesen vorgesehen hatte. In typologischen Reihen ( Heilsspiegel, Kap. 39) wird die Esther-Geschichte oft der Fürbit te leistenden Maria gegenübergestellt. Esther ist auch Bestandteil der Bilderreihe der Berühmten Frauen , die in der Renaissance beliebt waren. Das Gemälde war Teil des Historienzyklus des bayeri schen Herzogs Wilhelm IV. und Jakobäas von Baden in der Münchner Residenz.
Die Beschneidung ChristiGenesis 17,10–14; Leviticus 12,3Hans Holbein d. Ä. (um 1465–1524),Kaisheimer Altar: Beschneidung Christi, 1502 München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 728 Als Zeichen des Bundes mit Gott werden nach jüdisch em Brauch männliche Nachkommen am achten Tag nach der Geburt an der Vorhaut beschnitt en. An diesem Tag erhalten sie ihren Namen. Die biblische Überlieferung führt diese Sitt e auf das Gebot Gottes an Abraham zurück. Als fromme Juden folgten auch Maria und Joseph dem Gesetz (Lk 2,21). Ein bestimmter Ort ist für die Beschneidung nicht v orgeschrieben. Die christliche Kunst verlegt sie zumeist in den Tempel und zeigt den Mohel (Besc hneider) als Hohepriester. Die in den Bildern stets auffällig präsentierte Pyxis erklärt sich u. a. durch das in Sancta Sanctorum in Rom als Reliquie verehrte Sanctum Praeputium Jesu. Hans Holbein d. Ä. stellt die Szene, die in Andacht stexten der Zeit als »erste Blutvergießung Jesu« der Passion zugeordnet wird, ohne jeden Anflu g antijüdischer Polemik und weitgehend sachlich richtig dar. Zehn männliche Zeugen sind be isammen (ein „Minjan“); Frauen fehlen hier, wenngleich sie bei der Beschneidung zugelassen ware n. Der (hier als Hohepriester dargestellte) Sandek häl t das Kind auf dem Schoß. Das Becken (mit Blutspuren darin) und die Handhabung des Messers du rch den Mohel steigern die Glaubwürdigkeit der Szene. Der skeptische Blick des Kindes bleibt im Rahmen einer menschlich nachvollziehbaren Reaktion. Der hohe Stellenwert de s Ereignisses findet in der Anwesenheit des Altarstifters, Abt Georg Kastner vom Kloster Kaishe im, respektvollen Ausdruck. Der Hohepriester ist entsprechend den Vorschriften in E x 28 dargestellt: Möglicherweise irrtümlich oder aus kompositionellen Gründen hat Holbein den B esatz aus goldenden Glöckchen und Granatäpfeln an das Schulterkleid statt an das blau e Obergewand des Hohepriesters angefügt.
Susanna und die beiden AltenDaniel 13,16–23Peter Paul Rubens (1577–1640), um 1636/38München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 317 Die gottesfürchtige Susanna wurde bei einem Bad in ihrem Garten von zwei lüsternen Greisen, Ältesten der Gemeinde in Babylon, beobachtet. Weil sie alle Annäherungsversuche zurückwies, verleumdeten die beiden sie vor Gericht: Sie habe m it einem jungen Mann Ehebruch begangen. Der Prophet Daniel konnte Susanna kurz vor ihrer Hi nrichtung retten, indem er die Ankläger der Falschaussage überführte. Susanna hockt links im Bild; von rechts stürzen die Greise auf sie zu. Die Haltung der Bedrängten, in der sich unter anderem Anklänge an d en antiken Skulpturentypus der Venus pudica finden, verdeutlicht ihre Furcht und Scham – galt S usanna doch, gerade im Barock, als Exemplum für weibliche Sittsamkeit. Freilich muss s ich der (männliche) Betrachter damit auseinandersetzen, dass er gegenüber der nackten Su sanna, auch wenn sie ihm den Rücken zuwendet, selbst zum Voyeur wird.
Adam und Eva (Der Sündenfall)Genesis 3,1–7Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553), um 1510/16 München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 720 Gegen das Verbot Gottes essen Adam und Eva, verführ t von der Schlange, von den Früchten des Baumes in der Mitte des Paradieses. Abwartend, nach denklich und ernst wenden sie sich einander zu. Anscheinend hat noch keiner von beiden in den Apfel gebissen, den jeder in der Hand hält. Der Betrachter weiß, was folgt. Dieser W issensvorsprung erzeugt die psychologische Spannung im Bild. Es ist die früheste einer großen Zahl von Adam-und- Eva-Darstellungen im Werk Lucas Cranachs d. Ä. Ursprünglich bestand das Gemälde aus zwei Tei len eines Flügelpaars, das einen Altar verschloss. Nachdem die (heute verschollenen) Innen seiten der Flügel zu unbekanntem Zeitpunkt abgespalten worden waren, fügte man die b eiden Teile, verbreitert durch eine schmale Mittelleiste zu einem Gemälde zusammen. Seit Paulus (Röm 5,12 ff. und 1 Kor 15,22) wird Ada m mit Christus (dem neuen Adam) verglichen; Eva wird oft mit Maria (bzw. Ecclesia , der Kirche) gleichgesetzt.
JudithSimon Vouet (1590–1649), 1620/25München, Alte Pinakothek, Inv.-Nr. 2279 Die schöne und kluge Witwe Judith bezauberte listig den feindlichen Feldherrn Holofernes und ließ sich in seinem Lager bewirten. In der Nacht hi eb sie dem Betrunkenen den Kopf ab und wendete damit das Schicksal ihres Volkes: Die israe litischen Einwohner ihrer Heimatstadt Betulia schlugen die übermächtigen Truppen König Ne bukadnezars in die Flucht. Judith erscheint hier als Halbfigur; mit der Rechte n umfasst sie das Schwert, mit der Linken hält sie ein Haarbüschel des bereits abgetrennten Kopfes in die Höhe – vielleicht, so vermuten Kunsthistoriker, eine Anspielung auf die Geschichte von Simson und Delila. Großen Wert legt der Maler auf die elegante Erscheinung der jungen Frau. Zugleich erinnert die Darstellung deutlich an Domenichinos Bilder von Sibyllen, was ihr die Ko nnotation heilsgeschichtlicher Relevanz verleiht. Halbfigurige Darstellungen antiker und bi blischer Heldinnen waren als Bestandteile von Serien oder Gegenstücken beliebt. - Manche Autoren stellen die Zuschreibung an Simon Vouet in Frage.
Aarons Stab, Gideons Vlies, verschlossene Pforte un d brennender DornbuschExodus 3,2; Numeri 17,16–25 (1–9); Ezechiel 44,2; R ichter 6,40Meister der Ottobeurer Marientafel (tätig um 1425/5 0 in Schwaben), Verteidigung der Lehre von der unberührten Jungfräulichkeit der Gottesmutter M aria, um 1450 Ottobeuren, Staatsgalerie in der Benediktinerabtei, Inv.-Nr. 1472 Aarons Stab ergrünte über Nacht als Zeichen dafür, dass Gott ihn als ersten Hohepriester erwählt hatte (Num 17,16–25 bzw. 1–9); Gideons Vlie s blieb im Morgentau trocken als Zeichen dafür, dass Gott ihn zum Retter Israels ausersehen hatte (Richter 6,40); das ewig verschlossene Tor des Tempels (durch das der Herr einzog) beschre ibt Ezechiel (Ez 44,2); Gott erschien Moses in einem brennenden Dornbusch, den das Feuer nicht verzehrte (Ex 3,2). Dies sind die alttestamentlichen Vorbilder, die in christlicher Deutung am häufigsten auf die Jungfräulichkeit Mariens bezogen werden. Die Motive werden von Gleic hnissen aus der Geschichte, Mythologie und antiken Naturkunde begleitet, die das Mittelalt er kannte. In den Ecken finden sich Johannes Evangelist, die Kirchenväter Ambrosius und Augustin us sowie Thomas von Aquin. Siehe das beigefügte Schema. Zusammengestellt sind diese Exempel im Defensorium inviolatae perpetuaeque virginitatis beatae Mariae , einer weit verbreiteten Verteidigungsschrift der Jungfräulichkeit Mariens des Wiener Dominikaners und Theologieprofessors Franz v on Retz (gest. 1427).
ÖffnungszeitenTäglich außer MO 10.00 - 18.00DI 10.00 - 20.00EintrittspreiseDI-SA 9 Euro | ermäßigt 6 EuroSO 3 Euro | ermäßigt 2 EuroHinweis: Während der Laufzeit der Ausstellung gilt das Ticket für das gesamte Haus.
Copyright © 2024 findART.cc - All rights reserved