Amy Sillman Song Cave, 2017 Acryl auf Leinen 190,5 × 167,6 cm Privatsammlung Foto: John Berens Courtesy of the artist and Tajan SA Amy Sillman Song Cave, 2017 Acryl auf Leinen 190,5 × 167,6 cm Privatsammlung Foto: John Berens Courtesy of the artist and Tajan SA - Mit freundlicher Genehmigung von: KunstmuseumBern

Was: Ausstellung

Wann: 20.09.2024 - 02.02.2025

Amy Sillman ist eine wichtige Stimme der zeitgenössischen Malerei. Das Kunstmuseum Bern zeigt vom 20. September 2024 bis 2. Februar 2025 die erste gross angelegte institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Europa. Sillmans kraftvolle und anspielungsreiche künstlerische Sprache bezieht sich immer wieder auf die Malereigeschichte. In ihre Präsentation in Bern bezieht…
Amy Sillman ist eine wichtige Stimme der zeitgenössischen Malerei. Das Kunstmuseum Bern zeigt vom 20. September 2024 bis 2. Februar 2025 die erste gross angelegte institutionelle Einzelausstellung der Künstlerin in Europa. Sillmans kraftvolle und anspielungsreiche künstlerische Sprache bezieht sich immer wieder auf die Malereigeschichte. In ihre Präsentation in Bern bezieht sie Werke aus der Sammlung des Kunstmuseum Bern ein.

Die US-Amerikanische Malerin Amy Sillman (*1955) hat ihr Medium seit den 1990er-Jahren beständig befragt. Ihre Arbeiten umfassen Zeichnungen, Drucke, Texte sowie Objekte und Animationen. Die völlige Hingabe an Verfahren der Transformation, der Umkehrung, der Neugestaltung und der Überprüfung ist charakteristisch für Sillmans malerische Erkundungen. Ihre schnellen seriellen Zeichnungen und viellagigen Malereien bewegen sich gekonnt zwischen Abstraktion und Figuration – mal sind sie vielfarbig, mal monochrom, mal zeigen sie komplexe Formen, mal Figuren oder Körperteile. Und immer sind sie voller Lust an der Malerei.

«Wir würden sterben, wenn wir keinen Humor mehr hätten. Das wäre die totale Unterwerfung.» Amy Sillman

Bilder × Worte1975 zog Amy Sillman nach New York, um inspiriert von längeren Reisen durch Japan und die USA Japanologie zu studieren. Seit jeher fasziniert von Sprache belegte sie Kurse in Kalligrafie mit dem Wunsch, später Publizistin oder Übersetzerin zu werden. In diesem Kontext entdeckte sie erstmals ihre Leidenschaft für das Zusammenspiel von Wort und Bild, Abstraktion und Figuration. Angetrieben von dieser Begeisterung wechselte sie Ende der 1970er-Jahre an die School of Visual Arts New York, um Illustration zu studieren. Gleichgesinnte fand sie aber schnell in der Malerei. Die künstlerische Szene des New Yorks dieser Jahre prägte sie massgeblich.

Ihren Hintergrund in der Illustration und die Affinität für Sprache und Schrift sind ihr bis heute nicht nur erhalten geblieben, sondern integraler Teil ihrer Kunst. Ihre Arbeiten orientiert Sillman an traditionellen Formaten wie Landschaft und Porträt und an Begriffen wie der Abstraktion oder dem Cartoon, aber auch an der Faszination für die Formbildung während des Malprozesses, welche sie experimentell erkundet. Die Begeisterung und Sorgfalt, mit der sie malt und über Malerei spricht und denkt, zeigt sich sowohl in ihren Texten und ihren vielen Lehraufträgen wie auch in ihrer Betrachtung von Kunst und in der Präsentation ihrer Werke. Seit vielen Jahren schreibt Sillman über Kunst – sowohl über ihre eigene als auch über historische Positionen. Ihre Referenzen sind so vielseitig wie ihre Arbeiten und umfassen Anekdoten aus ihrem Alltag oder kunsthistorische, oft an der Praxis und an der Form interessierte Abhandlungen.

Die Künstlerin lotet die Rollen von Figürlichem, Cartoonhaftem und Abstraktem aus, wobei sie stets die Frage beschäftigt, ob etwas Abstraktes Träger von Gefühlen sein kann und ob sich daraus sogar eine Sprache formt. Dies zeigt sich etwa in den knapp 200 im Kunstmuseum Bern gezeigten Zeichnungen der Serie UGH for 2023 (Words / Torsos). Körper und Worte werden auf Linien und gutturale Buchstabenfolgen heruntergebrochen und so zur experimentellen Collage von wechselnden Gefühlszuständen. Neben- und übereinander an einer Wand präsentiert zeigen sich das Prozessartige genauso wie der Aufbau einer emotionalen Textur: Die Formen und Flächen gehen ineinander über, verdoppeln und verändern sich und erinnern in ihrer Abfolge an ein Storyboard oder ein Daumenkino. Sillmans Beschäftigung mit der Malerei hört aber nicht mit dem Niederlegen des Pinsels auf. Sie schafft digitale Animationen, die, wie ihre malerischen Serien, die Entwicklung der abstrakten Formen dokumentieren, die Dynamik des gestalterischen Prozesses nachzeichnen sowie zugleich Gefühle erzeugen und oft komische Geschichten wiedergeben.

«Ich schneide immer, verunstalte, übermale, lösche, füge hinzu, kratze weg, hole zurück, setze fort und kehre um. Das Digitale hat mir nur ein nützliches Werkzeug an die Hand gegeben, mit dem ich in der Zeit vor- und zurück gehen kann [...] nicht nur kumulativ vorwärts wie bei einer gemalten Oberfläche.» Amy Sillman

Gleichzeitig reagiert Sillman auf das Weltgeschehen, so in der Serie der Election Drawings: Strichfiguren, schwarz vor einem leeren weissen Hintergrund, liegen gekrümmt am Boden: mal kauernd, mal im Bett, mal übergeben sie sich. Die Kohlestriche sind robust, aber auch rabiat und vor allem wütend. Entstanden ist die Serie von 23 Graphitzeichnungen auf Papier 2016 nach dem Wahlsieg von Donald Trump. Inspiriert von Protestschildern ging es Sillman um die Emotionen, die in einem solchen Moment sowohl zum Handeln aufrufen wie auch handlungsunfähig machen.

 

KatalogAmy Sillman. Oh, Clock!Hrsg. von Eva Birkenstock, Kathleen Bühler und Nina ZimmerMit Texten von Eva Birkenstock, Julia Bryan-Wilson, Kathleen Bühler, Sabeth Buchmann, Rose Higham-Stainton, Michelle Kuo und Jenny Nachtigall.224 Seiten, 22 × 27,5 cm, zahlreiche farbige Abbildungen 2024: Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln ISBN: 978-3-7533-0698-8CHF 29

Tags: abstrakte Kunst, Amy Sillman, Malerei

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