Radierungen, Lithografien, Gicléeprints, Siebdrucke und Mischtechnken auf Papier20.6. – 6.9.2024
Vernissage am Donnerstag 20.6. um 19 UhrLaudatio: Jana Mantel, freie Journalistin und Kulturmanagerin
Armin Mueller-Stahl ist ein Mann, der Charakter nicht nur darstellt. Mit 60 Jahren hat er eine Hollywood-Karriere begonnen, mit 70 sein großes Talent als bildender Künstler gezeigt, mit 80 ging er als Sänger auf Tournee. Am 17.Dezember 2023 feierte er seinen 94. Geburtstag.
Armin Mueller-Stahl hat in seinem Leben zunächst Konzert-Geige studiert, Gedichte und mehrere Bücher geschrieben, er malt, zeichnet und stellt seine Werke auch aus. 2010 erscheint seine erste CD mit eigenen Liedern - natürlich selbst gesungen.
Und so hat alles angefangen: Armin Mueller-Stahl wird am 17. Dezember 1930 als drittes von fünf Kindern in Tilsit geboren. Sein Vater ist Bankkaufmann, hat aber eine sehr große Leidenschaft für das Theaterspielen. Die Mutter ist Ärztin. Nach dem Abitur studiert Armin Mueller-Stahl Musikwissenschaften in Berlin und will Geiger werden. Als er sein Examen in der Tasche hat, entscheidet er sich für die Schauspielerei. Ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule muss er nach einem Jahr abbrechen - ihm wird "mangelnde Begabung" attestiert. Doch er gibt nicht auf und bekommt 1952 sein erstes festes Engagement am Berliner Theater.
1980 reist Mueller-Stahl mit seiner zweiten Frau, der Ärztin Gabriele Scholz, und seinem 1974 geborenen Sohn nach West-Berlin aus. 1984 zieht die Familie nach Schleswig-Holstein. Der Künstler kann sowohl im Theater wie bei Film und Fernsehen relativ problemlos an seine Erfolge in der DDR anknüpfen, spielt im "Tatort" und in Fassbinder-Filmen wie "Lola" und "Die Sehnsucht der Veronika Voss". Mueller-Stahl entwickelt sich zum Charakterdarsteller. International werden Regisseure und Jurys auf ihn aufmerksam. Trotz seiner großen Erfolge bleibt der Mann mit den klaren blauen Augen unangepasst: So lehnt er 1985 die Rolle des Chefarztes in der Fernsehserie "Die Schwarzwaldklinik" ab. Viele können das nicht verstehen, doch Mueller-Stahl will keine Serienfigur werden.
Stattdessen erobert der 60-Jährige nun Hollywood mit Filmen wie "Avalon" (1990) und Jim Jarmuschs "Night on Earth" (1991). 1997 wird er für seine Rolle in dem Film "Shine" als bester Nebendarsteller für den Oscar nominiert. In Deutschland brilliert er 2001 als Thomas Mann in dem Fernseh-Dreiteiler "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" und erhält dafür unter anderem den Grimme-Preis. Zuletzt war er in den Literaturverfilmungen "Buddenbrooks" (2008) und "Illuminati" (2009) sowie in "Knight of Cups" (2015) auf der Kinoleinwand zu sehen. Während seiner beeindruckenden Schauspiel-Karriere hat sich Mueller-Stahl immer auch seinen vielen anderen künstlerischen Talenten gewidmet. Vielleicht hat ihn unter anderem das so unabhängig von Zwängen der Film- und Fernsehwelt bleiben lassen. Schon vor mehr als 40 Jahren beginnt er zum Beispiel auch zu malen. Seine erste Ausstellung präsentiert Mueller-Stahl jedoch erst anlässlich seines 70. Geburtstags.
In den vergangenen Jahren hat Mueller-Stahl erfolgreich zwei seiner vielen Talente miteinander verbunden: das Malen und das Schreiben. Zuletzt erscheint 2018 der Lyrik- und Bildband "Der wien Vogel fliegen kann". Hier verwebt der begnadete Künstler ein politisches Gedicht, in dem es um das Leben hinter Mauern in der DDR bis hin zu Diktaturen in aller Welt geht, mit expressiven Malereien Seit 1973 ist Armin Mueller-Stahl mit Gabriele Scholz verheiratet: "Ich bin einer der seltenen Außerirdischen, die eine glückliche Ehe führen", sagte er in einem Interview mit NDR.de. Seit 1985 lebt der mit Preisen und Anerkennungen überhäufte Künstler den Großteil des Jahres in Sierksdorf an der Lübecker Bucht. Die übrige Zeit verbringt er in Pacific Palisades bei Los Angeles oder in Berlin-Köpenick. 2008 erhält Armin Mueller-Stahl das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik. Zwei Jahre später wird er der fünfte Ehrenbürger Schleswig-Holsteins.
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