Jos Pirkner wurde 1927 geboren und hat das künstlerische Handwerk von der Pike auf gelernt. Pirkner absolvierte 1946 die Meisterschule für angewandte Kunst in Graz mit Auszeichnung. In den 50er Jahren folgt der Ruf nach Utrecht, wo er in er weltberühmten „Edelsmidse Brom“ als selbständiger Gold- und Silberbildhauer arbeitete. In den Niederlanden lernte er Johanna (Joke) kennen, die große Liebe seines Lebens, seine Muse und später seine engagierte künstlerische Mitarbeiterin, die ihn selbst bei schweren Arbeiten wie Abformen und Schweißen unterstützt. Sein ganzes Leben lang hat Pirkner neugierig Wissen aufgesaugt, Techniken und Materialien studiert.Mit seinen Plastiken in Silber, Bronze oder Glas hat Pirkner rasch große Erfolge in Europa und den USA. Ein Großteil seiner Werke sind Auftragsarbeiten, anfangs vor allem für den öffentlichen Raum. Weltbekannt wurde er durch die architektonische Gestaltung des Red Bull Headquarters in Fuschl. 14 riesige Bullen, Europas größte Bronzeskulptur, stürmen als gewaltige Herde aus dem Gebäudeinneren hinaus ins Wasser, immense Kraft und drängende Vorwärtsbewegung darstellend. Dafür wurden 47 Tonnen Lehm verarbeitet. In Fuschl hat Pirkner ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das ihm in internationalen Fachkreisen der Architektur höchstes Lob und neidlose Anerkennung eingetragen hat.
Pirkner interessieren nicht Diskussionen über Gegenständlichkeit oder Abstraktion in der Kunst. Welche Emotionen löst Kunst aus, was denkt und fühlt der Betrachter. Das erscheint ihm wichtig. Er skizziert aus und mit Leidenschaft, egal ob mit Stift oder Kreide, ob auf Papier, Karton oder dem Fußboden. Und auch sein Malstil ist von Spontaneität geprägt. Der Kernpunkt seiner künstlerischen Arbeit liegt zumeist in der Darstellung von Körpern, von Bewegungen und Gefühlen. Das Festhalten von Augenblicken menschlicher Empfindungen, von Freude und Angst, von Anspannung und Entspannung, von Beziehungen, beschäftigt ihn sozusagen als vierte Dimension zeitlebens in seiner plastischen Arbeit. „Nicht die Anatomie ist die Herausforderung für mich, nicht der Körper selbst, sondern seine Sprache. Sie ist vielsagend und eindeutig.“
Das Formen mit feuchtem Lehm ist körperliche Schwerarbeit. Sein Hauptwerkzeug dabei sind die Hände, dann noch ein nasses Tuch und ein Stück Holz fürs Klopfen, Streichen, Kneten und Linienziehen. Dann folgen Abformen, Gießen und Nachbearbeiten der Bronzeteile durch Schweißen, Feilen, Polieren, Patinieren.
Jos Pirkner ist ein äußerst erfolgreicher Künstler und eine längst international anerkannte Größe, dank zahlreicher Aufträge und wichtiger Sammler. Er will nicht Modetrends nachlaufen, sondern authentisch bleiben, seine Kunst nach seinen Vorstellungen gestalten und nicht fremdbestimmt werden. Deshalb hat er sich immer den Mechanismen des internationalen Kunstmarktes verweigert. Jos Pirkner arbeitet bis heute täglich an seinen Werken, zeichnet, malt und formt unermüdlich weiter. Künstlerische Arbeit ist sein Lebenselixier.
Der Schriftsteller Julian Green sagt: „Im Werk von Jos Pirkner vereinen sich Vorstellungskraft und Energie. Und noch eine andere, bei einem Bildhauer seltene Qualität fühle ich: den Sinn für Menschliche Empfindsamkeit.“
Text: Dr. Erich Marx