PERSONALE FÜR FRANKA LECHNERDie diesjährige Verleihung des Niederösterreichischen Kulturpreises fand am Freitag, 03.11.2023durch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitnerim Festspielhaus St.Pöltenstatt. Der Würdigungspreis in der Sparte Bildende Kunst ging an Franka Lechner (*1944). Ihr vielfältiges Œuvrereicht von Tapisserie über Malerei bis zu Lyrik. Die Landesgalerie Niederösterreich widmet ihr eine umfassende Personale.
Gerda Ridler, künstlerische Direktorin der Landesgalerie Niederösterreich, gratuliert der Kulturpreisträgerin Franka Lechner herzlich: „Franka Lechner zählt zu den wichtigen Vertreter:innen im Bereich derTextilkunst. Sie hat die Tradition der Webkunst gegen den Zeitgeist stets hochgehalten und nimmt in der österreichischen Kunst eine singuläre und preiswürdige Position ein. Ich freue mich sehr, mit der Personale in der Landesgalerie Niederösterreich Einblick in das konsequent verfolgte künstlerische Lebenswerk Lechners geben zu können.“
Franka Lechner vereint als Künstlerpersönlichkeit Bildende Kunst und Literatur. Sie webt und malt zeit ihres Lebens. Ihre Malereien, Collagen, Tapisserien und Gedichte sind geprägt von ihrer Sicht auf die Welt.
Hubert Nitsch, Kurator der Ausstellung, betont die tiefgründigen Inhalte in Lechners Arbeiten:„In denWerken findet sich derBlickder Künstlerinauf die Welt. Sie verarbeitet darin mythologische, spirituelle, gesellschaftskritische, politische und persönliche Themen sowie Naturbetrachtungen.“
Die inhaltlichen Themen in LechnersWerkenerschließen sich oft über die beigefügten Titel, wie zum Beispiel „Das brüchige Land“. Manche ihrer Kunstwerke kann man alsMeditationsobjekte, manche alspolitische Statementsverstehen. Immer zeigen sie eineKünstlerin mit wachem Blick, die die Fäden richtig legt und die richtigen Worte findet.Lechners Arbeiten sind in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen sowieim öffentlichen Raum vertreten. Die Künstlerin realisierte Tapisserien für die Pfarrkirche in Bad Schallerbach, für die Aussegnungshalle in Schwanenstadt und für das AKH in Wien.
WEBEN ALS METAPHER FÜR DAS LEBENIn ihren künstlerischen Anfängen konzentrierte sich Lechner auf die Malerei und Collagen auf Papier und experimentierte mit textilem Material. In den 1970er-Jahren rückten die am Hochwebstuhl hergestellten Bildteppiche in den Vordergrund. Weben ist für Lechner eine „Metapher für das Leben“, der gewebte Faden „reichttief in das Unterbewusstsein“. Ihre frühen Tapisserien sindvon geometrischen Formen und kraftvollen Farben bestimmt. In den späteren Bildteppichen überwiegen offene Farbkompositionen mit frei gesetzten Linien und fein nuancierten Farbübergängen.
Vor dem Weben fertigt die Künstlerin Skizzen mit Blei-und Buntstiften an. Am Webstuhlwerden die Skizzen mit unterschiedlich gefärbte Wollfädendetailgetreu umgesetzt. Lechner arbeitet mit Schafwolle, die sie selbst färbt. Die Wollfäden werden Schicht um Schicht in die senkrecht gespannten Kettfäden des Webstuhls eingewebt. Durch das Ineinander und Miteinander des Fadenmaterials entsteht ein strukturiertes Bild von farbiger, haptischer und raumbezogener Qualität.Lechners Tapisserien werden von einer Energie der Farbklänge getragen. Siesindvoller Poesie und kontemplativer Anmutung, aber auch tiefgründiger Überlegungen.
Viele Teppiche von Franka Lechner haben ein hochrechteckiges Format, sie hat aber auch Diptychen oder Triptychengestaltet. In der Ausstellung ist beispielsweise die dreiteilige Arbeit „Zeitrot -gestern, heute, morgen “ von 1991aus den Landessammlungen Niederösterreich zu sehen.Die Künstlerin arbeitet in zwei Ateliers; einerseits in Wien sowie in den Sommermonaten in Rosenburg am Kamp in Niederösterreich.
MALEREI UND LYRIKDie Malereien von Franka Lechner sind vielschichtig bearbeitete Botschaften auf Papier. Sie bilden ein Zusammenspiel von malerischen, skripturalen und grafischen Elementen. Meist sind die Grafiken als Collagen gestaltet, in die unter anderem Zeitungsausschnitte, Partituren oder alte Rechnungsblätter aus Familienbesitz eingearbeitet werden. Teilweise übermalt und überzeichnet sie diese, bis sie ein dichtes und doch transparentes Stadium erreichen. In derAusstellung werden die Grafikenden Begriffen Erde, Wasser, Feuer und Luft zugeordnet.
Ab dem Jahr 1982 widmet sich Lechner neben der bildenden Kunst auch der Lyrik. Der künstlerische Eigenwert der unterschiedlichen Genres ist der Künstlerinwichtig, dennoch berühren und befruchten sich die verschiedenen Werkserien gegenseitig. Über die Jahrzehnte sind so „gewebte Gedichte und gedichtete Gewebe“ entstanden.1989 wirdsie mit dem Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für Literatur geehrt.Die Künstlerin schreibt in ihrem Gedichtband„Wortgewebt“: „Weben ist eine mächtige Metapher für das Leben. Der Faden, der den Stoff bildet, reicht tief in das Unterbewusstsein, umschließt Zeit und Raum, Gefühltes und Gedachtes im Dialog mit dem Innen und Außen. In manchen Gobelins ‚schreibe‘ ich webend Gedichte: Farbe, Licht, Schatten werden zu vertikalen und horizontalen Strukturen: Textur geordnet zu Zeilen eines imaginären Gedichtes.“
PRÄSENTATION IN GÖTTWEIGIn der Ausstellung in Krems werden 18 Tapisserien, 12 Miniaturtapisserien, 24 Grafiken sowie eine Entwurfsskizze eines Bildteppichs gezeigt. Die Arbeiten stammen aus fünf Jahrzehnten undgeben einen Einblick in das vielfältigeLebenswerk der Künstlerin. Die Schau spanntaucheinen inhaltlichen Faden von der Landesgalerie Niederösterreich über die Donau. In der Krypta des Benediktinerstiftes Göttweig wird zeitgleich der Bildteppich „Meditation“von 1992 gezeigt.
Sommer (März–Okt.)DI–SO 10.00–18.00 UhrMO, wenn Feiertag
Winter (Nov.–Feb.)DI–SO 10.00–17.00 UhrMO, wenn Feiertag
Schließtage24.12., 31.12. und 01.01.
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