Von der Höhle zum Heiligtum: Das Kiewer Höhlenkloster gilt als bedeutendstes Kloster der osteuropäischen Orthodoxie. Während jährlich rund eine Million Menschen zu dem Kloster mit der fast 1.000-jährigen Geschichte pilgern, ist es im Westen nur wenig bekannt. Die Studio-Ausstellung „Faszination Kiew. Ikonen, Mönche, Heilige“ der Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur will das nun ändern.Die Geschichte des Kiewer Höhlenklosters begann vor fast einem Jahrtausend am rechten Ufer des Dnipro: Dem Beispiel des Eremiten Antonius folgend, siedelten sich hier in den natürlichen Höhlen am Fluss die ersten Mönche an. Von hier aus verbreitet sich der christliche Glaube in der „Kiewer Rus“ – jenem mittelalterlichen Großreich, das als Vorläuferstaat der Ukraine sowie Russlands und Belarus‘ gilt.
Mit den Jahrhunderten wuchs über den Höhlen ein prachtvolles orthodoxes Kloster heran. Insgesamt 126 Heilige sind dort bestattet. Um ihre Wunderkräfte ranken sich unzählige Legenden. Die eindrucksvolle Anlage trotzt seit fast 1.000 Jahren den Stürmen der Zeit. Heute ist das UNESCO-Weltkulturerbe – wie viele andere Kulturgüter der Ukraine – wieder vom Krieg bedroht.
Ausgehend von der Bedeutung und der Geschichte des Kiewer Höhlenklosters begibt sich die Dalheimer Ausstellung zu den Ursprüngen der orthodoxen Klosterkultur im osteuropäischen Raum. Sie stellt zentrale Orte und Akteure des Mönchtums vor und spürt ihrer Bedeutung für die Kulturgeschichte sowohl der Ukraine als auch des gesamten ostslawisch-orthodoxen Raums nach. Im Zentrum der Schau, die in Kooperation mit dem Ikonen-Museum Recklinghausen gezeigt wird, stehen rund 30 faszinierende Ikonen aus den vergangenen fünf Jahrhunderten. Die goldglänzenden Schätze beeindrucken durch die Vielfältigkeit ihrer Darstellung und ziehen ihre Betrachterinnen und Betrachter in den Bann der orthodoxen Spiritualität und Heiligenverehrung.
In einer Zeit, die in existentieller Weise an die europäische Solidarität appelliert, rückt die Schau in dem ehemaligen Kloster Dalheim mit dem Kiewer Höhlenkloster ein kulturelles Wahrzeichen der Ukraine in den Mittelpunkt. Gleichzeitig richtet sie den Blick auf die gemeinsamen Wurzeln der europäischen Kulturgeschichte.
Die Ausstellung wird gefördert von der Ernst von Siemens Kunststiftung. Im Rahmen der Zusammenarbeit im Osteuropa-Kolleg NRW bearbeiten Studentinnen und Studenten der Ruhr-Universität Bochum ein Praxisprojekt zur Ausstellung.