Das Bucerius Kunst Forum widmet dem französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson (1908 bis 2004) die erste große Retrospektive in Deutschland seit 20Jahren. In verschiedenen Kapiteln werden neben den frühen, surrealistisch geprägten Aufnahmen und Filmarbeiten sowie den Fotoreportagen auch Cartier-Bressons Porträts bekannter Künstler:innen und Schriftsteller:innen gezeigt, ebenso wie seine späteren Fotografien, in denen der Fokus auf dem menschli-chen Alltagsverhalten liegt. In 220Schwarzweißfotografien, sowie Beiträgen in Magazinen und Bücherngibt die Ausstellung Zeugnis von Cartier-Bressons Lebenswerk, das nahezu das gesamte 20. Jahrhundert umfasst.Der Mitbegründer der Fotoagentur Magnum gehörtezu den berühmtesten Foto-graf:innendes 20. Jahrhunderts.Als Fotojournalist, KunstfotografundPort-rätist schuf erzeitlose Kompositionen und prägte damitden Stil nachfolgen-derGenerationen von Fotograf:innen.Sein künstlerischerAusdruckbeein-flussteinsbesondereden Stil der Street Photography. Ein untrüglichesGe-spür für den „entscheidenden Augenblick“ inspontanen Begegnungen und Situa-tionencharakterisiert sein Werk und machte viele seiner Arbeiten zu Ikonen der Fotografie.
Bereits 1932 erwarb Cartier-Bresson eine Leica-Kleinbildkamera, mit der er experimentierte. Sein daraus entstandenes surrealistischesFrühwerksowie eine Auswahl seinerFilmarbeiten bilden den Auftakt der Retrospektive.Daran schließen seinebekannten Fotoreportagen,Porträts von Kunst-und Kultur-schaffenden sowie seine ikonischen fotografische Beobachtungen spontanerzwischenmenschlicherBegegnungenan.
1908 geboren und 2004, im Alter von fast 96 Jahren gestorben, erlebte Car-tier-Bresson als Zeitzeuge das gesamte 20. Jahrhundert und wurde zu dessen fotografischen Chronisten. Als Augenzeuge dokumentierteer zahlreiche histo-rische und politische Großereignisse.In der Ausstellung werden stellvertre-tend die Krönung des britischen Königs George VI. in London 1937, die Be-freiung von Paris 1944, Deutschland nach Kriegsende 1945, die Beisetzung von Gandhi 1948, das Ende der Kuomintang-Herrschaft in China 1948, Russland nach dem Tode Stalins 1954, Kuba nach der Raketen-Krise 1963 sowie seine Lang-zeitstudienaus Frankreichvorgestellt.
Cartier-Bresson pflegte jahrelange Freundschaften in die Kunst-und Kultur-welt, die ihn und sein künstlerisches Schaffen nachhaltig inspirierten. Seine intimen Porträts von Künstler:innen, Schriftsteller:innen und Foto-graf:innnen wie Pablo Picasso, Simone de BeauvoirundHenri Matissebilden einen wichtigen Teil seinesŒuvres und werdenin der Ausstellung präsentiert.
Darüber hinaus beinhaltet die Schau eine Auswahl anStreet Photography, die daszwischenmenschliche Verhalten im Alltag, bei der Arbeit und Freizeit ab-bildet. Die Werkeverdeutlichendas stilprägende Element in Cartier-Bressons Fotografien: das Beobachtenund gleichzeitige Analysieren von menschlichemHandeln in spontanen Augenblicken. Cartier-Bresson setzte sich mithilfe sei-nerKamera bewusst Begegnungen aus, hielt dabei Verhaltensmuster fest und machte flüchtige Szenen sichtbar, die sonst im Getümmel der Straßen unterge-gangen wären.
Cartier-Bresson selbst war lange in der kommunistischen Bewegung aktiv, was sich nachhaltig auf sein politisches und künstlerisches Engagement aus-wirkte. So galt sein fotografisches Interesse insbesondere sozial ausge-grenztenMenschen. Schlüsselereignisse seines Lebens wie die deutsche Kriegsgefangenschaft während des Zweiten Weltkriegs, die mehrmaligen erfolg-reichen Fluchtversucheaus dieser und das EngagementinderWiderstandsbewe-gung gegen den Nationalsozialismus prägten sein dokumentarisches Interessean der Fotografie. Mit der Gründung der Fotoagentur Magnum zusammen mit Ro-bert Capa, Chim Seymour, George Rodger und William Vandivert im Jahr1947wurden seine Fotoreportagen zunehmend professionalisiert. In den folgenden Jahrzehnten bereiste Cartier-Bresson im Auftrag von Magazinen und Zeitungen wie „Life“, „Paris Match“ oder „New York Times Magazine“ die verschiedenen Kontinente.Seine Fotoreportagen erschienen weltweit in millionenfacher Auf-lage. In der Ausstellung werden dieseOriginalfotografien durch gedruckte Abbildungen in Zeitschriften begleitet.
Zur Ausstellung entsteht ein Katalog im Hirmer-Verlagund enthält Aufsätze von Nadya Bair, Kathrin Baumstark, Clément Chéroux, Ulrich Pohlmann, Valérie Vignauxund Deborah Willis.
Die Ausstellung wird vom Bucerius Kunst Forum in Hamburg und der Fundación Mapfre in Barcelona in Zusammenarbeit mit der Fondation Henri Cartier-Bres-son organisiert.