Ensemble-Foto Axensprung Theater, Foto Alexandra Calvert Ensemble-Foto Axensprung Theater, Foto Alexandra Calvert - Mit freundlicher Genehmigung von: shmh.de

Was: Ausstellung

Wann: 20.09.2023 - 07.01.2024

Noch bis zum 7. Januar 2024 zeigt das Museum für Hamburgische Geschichte die Sonderausstellung „Hamburg 1923. Die bedrohte Stadt“, die sich mit den Ereignissen rund um den „Hamburger Aufstand“ im Oktober 1923 auseinandersetzt. Die Ausstellung nimmt die historischen Ereignisse zum Anlass, um die politische und wirtschaftliche Lage sowie den sozialen Alltag im Hamburg des…
Noch bis zum 7. Januar 2024 zeigt das Museum für Hamburgische Geschichte die Sonderausstellung „Hamburg 1923. Die bedrohte Stadt“, die sich mit den Ereignissen rund um den „Hamburger Aufstand“ im Oktober 1923 auseinandersetzt. Die Ausstellung nimmt die historischen Ereignisse zum Anlass, um die politische und wirtschaftliche Lage sowie den sozialen Alltag im Hamburg des Krisenjahres 1923 darzustellen und spürt den Fragen nach, welche Ursachen und Ziele der „Hamburger Aufstand“ hatte, wie er verlief und wer die damaligen Protagonisten waren. Zudem betrachtet sie die Auswirkungen des Aufstands auf die Entwicklung der parlamentarischen Demokratie in Hamburg und nimmt die langfristige Wirkung dieser Ereignisse auf die Erinnerungskultur bis in das 21. Jahrhundert hinein in den Fokus.

Begleitend zur Ausstellung präsentiert das Axensprung Theater, das für seine Produktionen jüngst von Verteidigungsminister Boris Pistorius mit dem Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ ausgezeichnet wurde, an den Abenden des Wochenendes vom 9. und 10. Dezember den ersten Teil seiner Weimar-Trilogie. Das Schauspiel mit dem Titel „Gier. Weimar – die erhitze Republik“ erzählt anhand der Schicksale von fünf Personen in den Anfangsjahren der Weimarer Republik vom Leben in widersprüchlichen Zeiten und von der Zerbrechlichkeit der Freiheit in einer fragilen Demokratie. Die Produktion, in der intensives Schauspiel von musikalischen Einlagen und beeindruckenden Bildcollagen begleitet wird, macht die erste deutsche parlamentarische Demokratie mit ihren Irrungen und Wirrungen nacherlebbar und lässt das Publikum hautnah nachfühlen, wovon Menschen in Zeiten rasender Veränderung träumen und hoffen. In den sich verwebenden Handlungssträngen der Protagonisten des Stücks treten real-historische Personen wie Walter Rathenau, Gustav Stresemann, Erich Ludendorff, Matthias Erzberger und Fritz Schumacher auf.

Die Theaterkritikerin Dagmar Ellen Fischer schrieb in der SZENE HAMBURG zur Weimar-Trilogie des Axensprung Theaters: “Die 1920er Jahre, gern die goldenen genannt, verlieren beim näheren Anschauen. an Glanz. Genau hingeschaut hat das Team vom Axensprung Theater, bevor es sich daran machte, jene wegweisende Epoche ebenso spannend wie unterhaltsam aufzuarbeiten. (…) Das Alleinstellungs-merkmal aller drei großartigen Schauspiele: Historisch verbürgte Personen treffen auf fiktive Charaktere. Menschen mit Ecken und Kanten. (…) Mit der Weimar-Trilogie gelingt Axensprung ein Quantensprung im Genre Theater.”

Das NDR-Magazin „Das!“ aus dem September dieses Jahres gibt einladende Einblicke in Abende „zwischen Revue, Revolution, Inflation, Armut, Profitgier und Tanz auf dem Vulkan“ und lässt die Mitglieder des Ensembles von den historischen Hintergründen ihrer Weimar-Trilogie berichten.

Zu den beiden Theaterabenden am 9. und 10. Dezember im Museum für Hamburgische Geschichte lade ich Sie hiermit herzlich ein und freue mich, wenn Sie auf die Aufführungen im Rahmen Ihrer redaktionellen Berichterstattung hinweisen können.

Das Jahr 1923 hat in vielerlei Hinsicht eine einschneidende Bedeutung in der Hamburger Geschichte. Die Weimarer Republik war erst wenige Jahre alt und wurde sowohl von rechten wie von linken Gegnern in Frage gestellt und bekämpft. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen wie auch die Besetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich und Belgien bedrohten die junge parlamentarische Demokratie ebenso wie die rasant zunehmende Inflation und die sich verschlechternde Versorgungslage für einen großen Teil der Bevölkerung.

Im Oktober 1923 befand sich Hamburg vor diesem Hintergrund für einige Tage im Ausnahmezustand: Bewaffnete Arbeiter und Funktionäre der KPD besetzten Polizeiwachen, bauten Barrikaden, lieferten sich mit den Polizeikräften Straßenkämpfe und wurden dabei von einem Teil der Bevölkerung unterstützt.

Der Hintergrund dieses „Hamburger Aufstandes“ war die Absicht der KPD in Verbindung mit der Kommunistischen Internationale, in der krisengeschüttelten Weimarer Republik revolutionäre Aufstände zu initiieren. Damit sollte der politische Umsturz nach sowjetischem Vorbild und darüber hinaus die Weltrevolution bewirkt werden. Tatsächlich fand ein revolutionärer „Aufstand“ dieser Art nur in Hamburg statt und wurde damals schnell niedergeschlagen. Die Straßenkämpfe forderten etwa 100 Tote und 300 Verletzte unter den Aufständischen, den Polizisten und der Zivilbevölkerung. Der „Hamburger Aufstand“ von 1923 wurde damit zur blutigsten Auseinandersetzung in der hamburgischen Geschichte, er bildet ein besonderes Ereignis in der Geschichte der Weimarer Republik und erregte europaweit Aufsehen.

In der Ausstellung des Museums wird nach der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Lage in Hamburg im Jahr 1923 gefragt, welche Ursachen und Ziele der „Hamburger Aufstand“ vom Oktober 1923 hatte, wie er verlief und wer die damaligen Protagonisten waren. Es geht um die Reaktion der parlamentarischen Republik auf diese Bedrohung und die Auswirkungen des Aufstands auf das politische System Hamburgs und der Weimarer Republik. Schließlich wird die langfristige Wirkung der Ereignisse von 1923 auf die Erinnerungskultur und die politischen Auseinandersetzungen bis in das 21. Jahrhundert hinein betrachtet.

Ausgewählte originale Objekte und Dokumente, Modelle, Karten und Grafiken – darunter seltene Leihgaben aus Privatbesitz – geben neben einer Vielzahl von grafisch aufbereiteten Reproduktionen, z. B. Fotografien, Pläne, Postkarten, Zeitungsartikel, einen anschaulichen Einblick in die Ereignisse dieses bewegten Jahres. Neu entdeckte Fotografien verdeutlichen die Dramatik der Oktobertage vor allem im Stadtteil Barmbek, sie laden aber auch ein zur kritischen Auseinandersetzung mit dem damals neuen Medium der Pressefotografie. Über die Biografien damals Beteiligter – Polizisten, Aufständische, Politiker und unbeteiligte Zeitzeugen – werden die unterschiedlichen Sichtweisen der Zeitgenossen deutlich. Bereits unmittelbar nach dem „Aufstand“ setzten sich deutsche und auch zahlreiche ausländische Schriftsteller, Künstler sowie Theater- und Filmemacher mit dem Ereignis auseinander. Sie trugen damit bis in das 21. Jahrhundert zur Erinnerung an dieses bemerkenswerte Jahr in der demokratischen Geschichte der Stadtrepublik Hamburg bei.

Die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg stellt dieses Jahr das Thema „Demokratie – ihre Werte und ihre Gefährdungen“ in den Vordergrund. Unter dem Motto „Demokratie braucht politische Bildung!“ werden zudem zahlreiche Aktivitäten mit den Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 2023 verknüpft, der zentral in Hamburg begangen wird. Das Museum für Hamburgische Geschichte möchte sich dem explizit anschließen und das Haus für eine Auseinandersetzung mit diesem Thema öffnen. Ziel ist es, auch im Rahmen der Ausstellung verschiedene Themen der Demokratiebildung und -gefährdung in Vergangenheit und Gegenwart zu diskutieren. Die Ausstellung soll daher zu einer aktiven Plattform werden und über drei Monate ein Forum für Vorträge, Führungen, Workshops und szenische Darstellungen bieten, das von verschiedenen Akteuren der Stadtgesellschaft mitgestaltet und von interessierten Bürgerinnen und Bürgern – von Jugendlichen bis zu Erwachsenen – rezipiert werden kann. Kurz vor der modernisierungsbedingten Schließung des Hauses lädt das MHG mit einer offenen Ausstellungsbühne dazu ein, sich mit einem der wichtigsten Themen unserer Zeit mit Blick auf die Geschichte und gegenwärtige Krisen in der Welt zu beschäftigen: der Entwicklung unserer Demokratie.

Tags: Farbfotografie, Malerei, Postkarten, Schwarzweißfotografie‎, Weimarer Republik, Zeichnungen

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Eintrittspreise7 Euro / freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren5 Euro für Schüler und Berufsschüler ab 18 Jahren, Studenten bis 30 Jahre, Auszubildende, Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, FSJ, Schwerbehinderte, Inhaber der Hamburg CARD5 Euro für Gruppenbesucher ab 10 PersonenÖffnungszeiten
 
Montag sowie Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, dienstags geschlossen

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