Michael Müller Mögliche und unmîgliche Bilder Birkenau-Orange VII 2013 Michael Müller Mögliche und unmîgliche Bilder Birkenau-Orange VII 2013 - Mit freundlicher Genehmigung von: galeriethomasschulte

Was: Ausstellung

Wann: 23.04.2023 - 03.09.2023

Ab dem 23. April 2023 zeigt der Künstler Michael Müller seine Schau »Am Abgrund der Bil- der« in der St. Matthäus-Kirche im Berliner Kulturforum. In Auseinandersetzung mit Gerhard Richters »Birkenau«-Zyklus, der ebenfalls ab April 2023 in der benachbarten Neuen Natio- nalgalerie gezeigt wird, beschäftigt sich Müller mit der Frage der Darstellbarkeit des Holo- caust und des…
Ab dem 23. April 2023 zeigt der Künstler Michael Müller seine Schau »Am Abgrund der Bil- der« in der St. Matthäus-Kirche im Berliner Kulturforum. In Auseinandersetzung mit Gerhard Richters »Birkenau«-Zyklus, der ebenfalls ab April 2023 in der benachbarten Neuen Natio- nalgalerie gezeigt wird, beschäftigt sich Müller mit der Frage der Darstellbarkeit des Holo- caust und des künstlerischen Umgangs mit dem Bösen.

Lässt sich das Grauen des Holocaust zeigen? Gerhard Richters 2014 entstandener Bir- kenau-Zyklus – vier abstrakte Übermalungen von auf Fotografien aus Auschwitz-Birkenau beruhenden fotorealistischen Gemälden, die ab 1. April 2023 in der Neuen Nationalgalerie und zukünftig im Museum des 20. Jahrhunderts gezeigt werden – gilt als wichtigste künst- lerische Beschäftigung mit dem Thema. Der Künstler Michael Müller befragt in einer 16-teiligen Arbeit Richters Werk, indem er des- sen Schichten freilegt und Mechanismen zeigt, die bei genauer Betrachtung und Analyse Raum für Diskussion lassen. Dass sich damit zugleich grundlegende Fragen nach künstleri- schen Formen und Grenzen der Darstellbarkeit singulärer Ereignisse und dem Verhältnis von Fotografie und Malerei, Wirklichkeit und Abbild, Gegenständlichkeit und Abstraktion stellen, zeigen die anderen Werke der Ausstellung. Sie präsentieren alternative Formen der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust, und verzichten dabei auf eine defi- nitive, endgültige Antwort, sondern schaffen einen Raum der Offenheit, der eine beständig zu führende und immer wieder zu aktualisierende Diskussion zulässt und ermöglicht. Mül- lers Werke rufen im Dialog mit den Werken Gerhard Richters zur Auseinandersetzung mit der Frage nach angemessenen Formen der Erinnerung auf.

Der in der Ausstellung in der St. Matthäus-Kirche gezeigte, zwischen 2013 und 2022 ent- standene Werkkomplexes von Michael Müller widmet sich intensiv der Frage nach den Möglichkeiten und Unmöglichkeiten eines künstlerischen Umgangs mit dem Holocaust und nach dessen Darstellbarkeit mit künstlerischen Mitteln. Ein Thema, das sich zwar in Müllers Œuvre seit längerem wiederholt findet, doch hier eine neue, eine gesteigerte Intensität und Fokussierung findet. Die einzelnen Werke vereint, dass sie eine Befragung aus unterschied- lichen analytischen Richtungen, aus verschiedenen Perspektiven und in einem weiten Spektrum künstlerischer Medien – Malerei, Skulptur, Fotografie, Text und Konzept – , sind und sich nur auf die Offenheit des Fragens, den Erkenntnisfortschritt durch stetige, aktuelle Überprüfung berufen. Eine besondere Rolle innerhalb des Werkkomplexes kommt den vier Fotografien zu, die ver- mutlich von Alberto Errera, einem Mitglied des sogenannten »Sonderkommandos« von 

Auschwitz-Birkenau, heimlich in Birkenau aufgenommen und aus dem Vernichtungslager geschmuggelt wurden. Diese vier Fotografien sind die einzigen direkten und unmittelbaren visuellen Zeugnisse des Holocaust. Das »Sonderkommando«, eine Gruppe jüdischer Häft- linge, die den Massenmord durch die Nationalsozialisten vor- und nachbereiten mussten, war in die perverse Logik der Nationalsozialisten eingebunden, jedes Zeugnis und jeden Zeugen des Holocaust zu vernichten, jede Spur zu tilgen. Das »Sonderkommando«, das Häftlinge in die Gaskammern führen, die ineinander verkrallten Leichen aus den Gaskam- mern zerren, ihnen Goldzähne ausbrechen und sie in den Krematorien oder in Gräben ver- brennen musste, wurde in regelmäßigen Abständen »ausgetauscht«, das heißt ermordet. Im Kirchenraum der St. Matthäus-Kirche stellt die Ausstellung »Am Abgrund der Bilder« nicht nur die Frage nach dem biblischen Bilderverbot neu, sondern auch die Frage nach ei- nem Gott, der den millionenfachen Mord zulassen konnte. Zugleich werfen sie ein Licht auf die zu wenig beachtete Geschichte des jüdischen Bürgertums im alten Tiergartenviertel rund um die St. Matthäus-Kirche, das – wie das Viertel als Ganzes – den Nationalsozialisten zum Opfer fiel und durch das Kulturforum »übermalt« wurde. Seine Geschichte wird gerade erst wiederentdeckt.

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank. Zur Ausstellung erscheint die Publikation Michael Müller & Lukas Töpfer: Am Abgrund der Bilder – »Birkenau«, De Gruyter / Deutscher Kunstverlag, Berlin 2023, ISBN 978-3-422- 80126-4.

Begleitveranstaltungen:23. Mai, 19 Uhr: Künstlergespräch Am Abgrund der Bilder mit Michael Müller, Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet, Dr. Joachim Jäger

12. Juni, 19 Uhr: Bilder trotz allem. Briefe an Gerhard Richter – Lesung mit Dr. Dietrich Sagert und Florina Speth, Cello, Lesung zum 70. Geburtstag von Georges Didi-Huberman

15. Juni, 19 Uhr: Jüdische Bürger im alten Tiergartenviertel – Vortrag mit Dr. Michael Dorrmann, Deutsches Historisches Museum Berlin – in Kooperation mit dem Johanna und Edurard Arnhold Verein

Spätsommer 2023: Symposium Am Abgrund der Bilder in Kooperation mit dem BARD College und der Evangelischen Akademie zu Berlin

Buchveröffentlichung:Michael Müller & Lukas TöpferAm Abgrund der Bilder - Birkenau

Veröffentlichung: 22. April 2023ISBN: 9783422801264

Das Buch dokumentiert die wichtigsten Werke dieser künstlerischen Auseinandersetzung von Michael Müller und kontextualisiert sie in einem ausführlichen Essay des Kunsthistorikers Lukas Töpfer. Erfahren Sie mehr hier.

Erscheint zur Ausstellung im Deutschen Kunstverlag und DE GRUYTER.

Tags: Malerei, Michael Müller

OPENING HOURS:TUESDAY – SATURDAY12PM – 6PM