Sarrah Krajnak, Meisterrituale II: Westons Akte2020/2021 Schwarzweißfotografie 23,8 x 18,8 cm Museum Ludwig, Köln  © Tarrah Krajnak, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln Reproduktion: Galerie Thomas Zander, Köln Sarrah Krajnak, Meisterrituale II: Westons Akte2020/2021 Schwarzweißfotografie 23,8 x 18,8 cm Museum Ludwig, Köln © Tarrah Krajnak, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln Reproduktion: Galerie Thomas Zander, Köln - Mit freundlicher Genehmigung von: MuseumLudwig

Was: Ausstellung

Wann: 22.04.2023 - 27.08.2023

Aus­gangspunkt der Fo­to­raum-Präsen­ta­tion ist die Ar­beit Mas­ter Ri­t­u­als II: We­s­t­on Nudes von Tar­rah Kra­j­nak (*1977 in Li­ma, Pe­ru, lebt in Los An­ge­les, USA). In der achtzeh­n­teili­gen Se­rie von 2020/2021 stellt die Kün­st­lerin wei­bliche Akte nach, die der nor­damerikanische Fo­to­graf Ed­ward We­s­t­on ab 1927 auf­nahm und die nach seinem Tod 1977 publ­…
Aus­gangspunkt der Fo­to­raum-Präsen­ta­tion ist die Ar­beit Mas­ter Ri­t­u­als II: We­s­t­on Nudes von Tar­rah Kra­j­nak (*1977 in Li­ma, Pe­ru, lebt in Los An­ge­les, USA). In der achtzeh­n­teili­gen Se­rie von 2020/2021 stellt die Kün­st­lerin wei­bliche Akte nach, die der nor­damerikanische Fo­to­graf Ed­ward We­s­t­on ab 1927 auf­nahm und die nach seinem Tod 1977 publ­iziert wur­den. Kra­j­nak zeigt sich in ihrem Werk als Fo­to­grafin und Mod­ell in einem. Ihre Aneig­nung von We­s­t­ons Fo­to­gra­fien ver­weist auf das tra­di­tionelle hi­erarchische Ver­hält­nis von Kün­stler*in und Mod­ell, in dem der An­teil des als pas­siv vorgestell­ten Mod­ells aus­ge­blen­det wird. Darüber hi­naus zielt ihr per­for­ma­tiv­er und fo­to­gra­fisch­er Akt auf den Kanon west­lich­er Fo­to­gra­fie, der geprägt ist von ein­er weißen Vorstel­lung ideal­er Wei­blichkeit.

VA­LIE EX­PORT (*1940 Linz, Öster­reich, lebt in Wien, Öster­reich) ist mit Fo­to­gra­fien aus ihr­er Se­rie Kör­perkon­fig­u­ra­tio­nen von 1976 vertreten. Eine Frau in All­t­agsk­lei­dung ist in ver­schie­de­nen Hal­tun­gen in die ar­chitek­tonischen For­men des Wien­er Burgthe­aters in­te­gri­ert. Die Pas­siv­ität ihr­er jew­eili­gen Po­si­tionierung wird von den Titeln der einzel­nen Auf­nah­men widerge­spiegelt: Der Kör­p­er der Frau wird einem herrschaftlichen Repräsen­ta­tions­ge­bäude aus dem 19. Jahrhun­dert einge­passt. In dies­er Zeit bildete sich die bürg­er­liche Vorstel­lung von Gesch­lechtscharak­teren her­aus, de­nen ent­sprechend der Pri­va­traum als Ort der Re­pro­duk­tion wei­blich und der öf­fentliche Raum als Ort der Pro­duk­tion männ­lich be­set­zt ist.

San­ja Iveković (1949 Za­greb, Ju­gos­lawien, lebt in Za­greb, Kroa­tien) beschäftigte sich vor dem Zer­fall Ju­gos­lawiens mit dem wider­sprüch­lichen Frauen­bild des Regimes. In der Se­rie Sweet Life von 1975–1976 verknüpft sie voyeuris­tische Sch­napp­schüsse aus Boul­e­vard­blät­tern mit pri­vat­en Auf­nah­men ihr­er selbst, die durch ihre Ähn­lichkeit den Ein­druck ein­er in­haltlichen Verbin­dung ent­ste­hen lassen. Be­gleit­et wer­den sie von Aussch­nit­ten aus Sch­lagzeilen wie „in­sieme al ‚night‘“ (die ganze Nacht zusam­men), „skan­daloz­na“ (skan­dalös) oder „Pop­u­larni iza po­zor­nice“ (Be­liebt hin­ter den Kulis­sen). Deren Anzüglichkeit ge­ht auf die Tren­nung von pri­vatem und öf­fentlichem Bereich in der bürg­er­lichen Ge­sellschaft um 1900 zurück, in der die Frau auf das Pri­vate ver­wie­sen war.

Die Fo­tor­ei­he Un­ti­tled (Fa­cial Hair Tran­s­plants) von Ana Mendi­e­ta (*1948 in Ha­van­na, Ku­ba, gest. 1985 in New York, USA) doku­men­tiert eine Per­for­mance, in der sie sich Barthaare an­k­lebt. Sie ent­s­tand 1972 als Ab­sch­lus­sar­beit für Mendi­e­tas Malereis­tudi­um an der Uni­ver­si­ty of Iowa. In die­sem Jahr be­gann sie, ihren ei­ge­nen Kör­p­er einzusetzen und dabei Ma­te­rialien wie Blut, Fed­ern, Steine, Blu­men und Rauch zu ver­wen­den.

In ihr­er Se­rie Nicht Manets Typ von 1997 zeigt sich die Kün­st­lerin Car­rie Mae Weems (*1953 Port­land, Ore­gon, USA, lebt in Syra­cuse, NY, USA) über den Umweg eines Sch­mink­spiegels in ver­schie­de­nen Kör­per­hal­tun­gen, un­ter an­derem als Akt­mod­ell. In ihrem be­glei­t­en­den Text stellt Weems mit beißen­dem Spott fest, dass mod­erne eu­ropäische Maler keine Sch­warzen Frauen als Mod­elle wähl­ten, ihre Schön­heit wurde aus­geschlossen. Dabei the­ma­tisiert sie die Verun­sicherung, aus welchem Blick­winkel sie sich dem The­ma näh­ern soll: als Kün­st­lerin oder als Mod­ell? Auf der Ebene der Be­trach­tung kehrt sie die Verun­sicherung um: Der Spiegel rahmt die in­time Szene und über­führt die Be­trachter*in­nen des Voyeuris­mus.

Allen aus­gewähl­ten Werken, die über ei­nen Zei­traum von et­wa fün­fzig Jahren zwischen 1972 und 2021 ent­s­tan­den sind, ist ge­mein­sam, dass der ei­gene Kör­p­er per­for­ma­tiv und fo­to­gra­fisch in das Werk einge­bracht wird. Mit dem Kör­p­er als Medi­um un­ter­suchen die Kün­st­lerin­nen die in ihrem jew­eili­gen ge­sellschaftlichen Um­feld wirk­sa­men Macht­for­ma­tio­nen und machen diese sicht­bar.

Ku­ra­torin: Bar­bara En­gel­bach

Sanja Iveković, Nr. 8 (aus der Serie Süßes Leben), 1975/76 Zeitungsfotos und private Schwarzweißfotografien, Fünfteilig, Museum Ludwig, Köln, © Sanja Iveković Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv, Köln Sanja Iveković, Nr. 8 (aus der Serie Süßes Leben), 1975/76 Zeitungsfotos und private Schwarzweißfotografien, Fünfteilig, Museum Ludwig, Köln, © Sanja Iveković Reproduktion: Rheinisches Bildarchiv, Köln - Mit freundlicher Genehmigung von: MuseumLudwig / Museum Ludwig
Tags: Ana Mendieta, Carrie Mae Weems, Farbfotografie, Installation, Sanja Iveković, Schwarzweißfotografie‎, Tarrah Krajnak, Valie Export

ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag, Feiertage: 11 – 18 UhrErster Donnerstag im Monat: 11 – 20 UhrMontag geschlossen
Eintritt6 € / erm. 3 € / Schulklassen 1 € p. P.Jahreskarte 20 € 

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