Die Museen Böttcherstraße präsentieren nach mehrjähriger Pause vom 2. Juli bis 18. September erneut einen zeitgenössischen Künstler in der Ausstellungsreihe „Sommergast“. Mit Tim Eitel zieht ein Maler ins Paula Modersohn-Becker Museum ein, der seit Jahren erfolgreich international ausstellt. In seinen Gemälden lotet der 1971 in Leonberg geborene Künstler die Möglichkeiten der figurativen Malerei aus. Durch raffinierte Spiegelungen und ungewöhnliche Perspektiven lässt er Vertrautes, Museumsräume oder Landschaften etwa, fremd und rätselhaft wirken. Anders als in Eitels früheren Werken, in denen Personen oft in Rückenansicht in einer Landschaft oder einem Raum zu sehen sind, begegnen uns Menschen in dieser Ausstellung in insgesamt 16Werkendes Malers auch unmittelbar und nah. Bestes Beispiel hierfür sind die Porträts, die in den vergangenen zwei Jahren unter dem Eindruck der Corona-Pandemie entstanden sind und eine neue Facette in Eitels Werk entfalten.Man merkt Tim Eitel das Unbehagen an,wenn es darum geht, über seine Bilder zu sprechen. Denn in seinen Augen haben sie ein Eigenleben, deren Erzählung erst im Akt des Betrachtens entsteht. Was er malt, sind Analogien von Erlebnissen, Resonanzräume, die offen für individuelle Erinnerungen, Gefühle und Empfindungen sind. Vielleicht ist das der Grund, warum Eitels Gemäldeeine besondere Ruhe ausstrahlen. Offene Räume, flüchtige Augenblicke, Bilder von Menschen, darunter Schlafende, und mittelalterliche Steinköpfe –für zweieinhalb Monate füllen vom 2. Juli bis zum 18. September 2022 16 Werkevon Eitel Teile des Paula Modersohn-Becker Museums in Bremen. Besucherinnen und Besucher können in dieser Zeit hautnah den Sog erleben, der von Tim Eitels Kunstwerken ausgeht.
Es sind vor allem minimale Irritationen, die Spannung erzeugen. Eine Verschiebung im Motiv, eine fehlende Figur, ein Schatten, eine surreale Spiegelung –Tim Eitel spielt mit der Diskrepanz zwischen Bild und Abbild, zwischen Leinwand und Realität. Wer die Personen auf den Bildern sind, ist nicht relevant. Selbst bei der jüngst entstandenen Serie „10 portraits“ (2021/2022) steht nicht die Individualität der Vorbilder im Fokus. Die abgebildeten Personen sind Zeitgenossinnen und Zeitgenossen ohne besondere Merkmale. Dabei sind alle Bilder ineinem zweistündigen Malprozess direkt vor dem Modell entstanden. Ein intensives Erlebnis für den Künstler, unmittelbar und unausweichlich. Genauso wie auch die Bildnisse dem Publikum in der Präsentation im Museum begegnen.
An einigen Stellen treffen die Kunstwerke von Tim Eitel im Paula Modersohn-Becker Museum auf Gemälde unter anderem von Paula Modersohn-Becker und Lucas Cranach d. J. sowie auf eine Skulptur aus dem 15. Jahrhundert, alle aus der Sammlung der Museen Böttcherstraße. Im Zusammenspiel mit diesen jahrhunderteübergreifenden Werken wird einmal mehr die überzeitliche Qualität von Tim Eitels Gemälden deutlich.