Sehr wenige Menschen hatten bis weit in das 19. Jahrhundert hinein Gelegenheit, ein lebendes Nashorn zu sehen. Auch Dürer kannte ein Rhinoceros unicornis nur aus der Beschreibung aus zweiter Hand. Trotzdem schuf er mit seinem Holzschnitt das über 200 Jahre gültige, nahezu ausschließliche Vorbild für Darstellungen des exotischen Tiers.Das Rhinocerus ist wohl die populärste Druckgraphik Dürers und hat Europas Vorstellung vom Aussehen eines Nashorns entscheidend geprägt. Die Studioausstellung widmet sich auch der Bildgeschichte der nachfolgenden Artgenossen. Rund 40 ausgewählte druckgraphische Blätter des 16. bis 18. Jahrhunderts veranschaulichen eindrucksvoll den Wandel von der phantastischen Kreatur zum realistisch dargestellten Säugetier.
Zu den bedeutendsten Objekten zählen einige Flugblätter, die im Zusammenhang mit der öffentlichen Zurschaustellung des Panzernashorns Clara entstanden. Es tourte als wahre Sensation mit ihrem geschäftstüchtigen Besitzer Mitte des 18. Jahrhunderts durch ganz Europa. Spätestens 1748 war das kolossale Wundertier auch in Nürnberg zu bestaunen. Die in Tierschauen gezeigten Nashörner befriedigten die Neugier und erweiterten das Wissen über diese Spezies – nicht nur von Künstlern und Wissenschaftlern.
Die Idee zu der Präsentation entstand dank Jim Monson, der die mit seiner Frau Isolde Monson-Baumgart zusammengetragene „Rhino-Collection“ 2018 dem Germanischen Nationalmuseum zum Geschenk machte. Illustrierte Bücher der Bibliothek und Medaillen des Münzkabinetts erweitern in der Ausstellung den Blick auf die Blätter aus der Sammlung Monson-Baumgart um wissenschafts- und kulturhistorische Aspekte. Nicht zuletzt soll auch auf die gegenwärtige Bedrohung dieser faszinierenden Tierart aufmerksam gemacht werden, die unter anderem auf die seit der Antike kursierenden Mythen über die Heilkraft des Horns zurückzuführen ist.