Den Kunstsammlungen Chemnitz ist es mit Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und der Stadt Chemnitz gelungen, das bedeutende Ge- mälde Junger Mann mit Pfeife (um 1920) von Karl Schmidt-Rottluff zu erwerben und so dauerhaft für die Öffentlichkeit zu sichern. Bereits 2020 konnten die Kunstsammlungen Chemnitz mithilfe des Vereins Die Freunde der Kunstsamm- lungen Chemnitz und der Volksbank Chemnitz Schmidt-Rottluffs Malerei Haus am Augustmittag aus einer Privatsammlung erwerben. Mit den Erwerbungen der bei- den Gemälde wird der bedeutende Schmidt-Rottluff-Bestand um wichtige Werke bereichert und die Bedeutung des international anerkannten Künstlers in Chemnitz gestärkt. Karl Schmidt-Rottluff, 1884 geboren in Rottluff bei Chemnitz, gehört zu den wich- tigsten Künstlern des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Als Gründungmitglied der Künstlergemeinschaft Die Brücke ist der expressionistische Maler wohl der be- kannteste Sohn der Stadt Chemnitz. Seine Kunstwerke bilden den Kanon der kulturellen Identität der Stadt im Bereich der Kunst des 20. Jahrhunderts. Dem Erhalt und Ausbau dieses Sammlungsbestandes gilt eine große Aufmerksamkeit und genießt aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung eine hohe Priorität.Das nun erworbene Gemälde Junger Mann mit Pfeife ist um 1920 entstanden. Männliche Bildnisse sind selten in Karl Schmidt-Rottluffs Œuvre. Bereits 1928 hatte der damalige Direktor Friedrich Schreiber-Weigand ein Portrait von Leo Feininger aus dem Jahr 1915 erworben, das ebenso wie andere verfemte Werke Schmidt-Rottluffs 1937 dem Museum entzogen wurde. Mit dem Jungen Mann konnte diese Position in der Sammlung erneut besetzt werden. Dargestellt ist wahrscheinlich der jüngere Künstlerkollege und Freund Curt Stoermer (1891– 1976) , den Schmidt-Rottluff in der Hohwacht an der Ostsee malte. Dort ver- brachte der Künstler zusammen mit seiner Schwester Gertrud und seiner frisch angetrauten Ehefrau Emy Frisch mehrere Arbeitswochen. Sie ist als Modell im Gemälde Mädchen der Kunstsammlungen Chemnitz zu sehen, das 1920 ent- stand und in seiner Farbigkeit und im Malstil als ein Pendant zum Jungen Mann mit Pfeife gelten kann.
Die Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen Katja Margarethe Mieth hebt hervor: »Bei dem Ankauf des Gemäldes Junger Mann mit Pfeife von 1920 handelt es sich um eines der Hauptwerke des Expressionisten, dass typische Merkmale seiner künstlerischen Handschrift vereint. Insbeson- dere vor dem Hintergrund, dass in Folge der beiden Diktaturen in Ostdeutsch- land Werke des Künstlers rar in hiesigen Museen sind, ist es eine besondere Freude, dass wir dazu beitragen konnten, dass dieses Gemälde nun in Chemnitz, der Geburtsstadt des Künstlers, dauerhaft öffentlich präsentiert werden kann.«
Begeisterte Worte kommen auch von Bürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky: »Mit der Beteiligung am Erwerbung von Karl Schmidt-Rottluffs Junger Mann mit Pfeife bekennt sich die Stadt Chemnitz zu ihrem wichtigsten Künstler des 20. Jahrhun- derts. Sie unterstützt damit auch die Bemühungen der Kunstsammlungen Chem- nitz, das Renommee dieses international anerkannten Künstlers in seiner Verbin- dung mit Chemnitz weiter zu verankern. Ein Gewinn für die Stadt!«
Die andere Erwerbung Haus am Augustmittag, die aus dem Jahr 1905 stammt, ist ein Motiv in Chemnitz an der Limbacherstraße, nahe der elterlichen Mühle abge- bildet. Hier handelt es sich um ein frühes Gemälde des Künstlers, vergleichbar mit seinem 2015 für Chemnitz erworbenen Gemälde Gartenstrasse frühmorgens. Das Bild ist jedoch kurz nach der Gründung der Künstlergruppe Die Brücke ent- standen und ist damit das erste Zeugnis dieser Gruppe im Bestand der Kunst- sammlungen.
Die perfekte Ergänzung, um den Künstler in der vollen Breite seines Schaffens adäquat präsentieren zu können, bietet schließlich Konvolut kunsthandwerkli- cher Objekte von Karl Schmidt-Rottluff aus der Sammlung Peters, das 2019 für die Kunstsammlungen Chemnitz von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung zu- sammen mit der Sparkasse Chemnitz erworben wurde und als Dauerleihgabe zur Verfügung wurde. Anhand der persönlichen Objekte und Papiere wird sowohl Ausstellungsmachern, als auch Besuchern die Möglichkeit gegeben, Leben und Werk des Künstlers selbst näher zu kommen. Es ist geplant, die Artefakte künftig im Elternhaus von Karl Schmidt-Rottluff zu präsentieren, in dem ein dem Künstler gewidmetes Museum entstehen soll und damit auch eine der Interventionsflä- chen der Kulturhauptstadtbewerbung 2025 weiter mit Leben gefüllt wird.