„Wir haben die Herausforderungen einer Museumssanierung ins Positive umgewandelt und dazu genutzt, die schönsten und bekanntesten Werke unseres Museums Behnhaus Drägerhaus zu zeigen und damit sowohl für Lübecker:innen als auch Städtetourist:innen ganz konzentriert als Einstieg in die Sammlung aufzubereiten und Lust auf Mehr zu machen.“, ergänzt Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der LÜBECKER MUSEEN.
Die Reduzierung der Ausstellungsfläche um etwa die Hälfte nimmt Museumsleiter Dr. Alexander Bastek als Chance: „Die Ausstellungsfläche wird verkleinert, dafür aber der Blickwinkel vergrößert. Die Highlight-Ausstellung im Drägerhaus soll die Bilder der Sammlung neu zum Sprechen bringen und den Besucher:innen die Kunst der Romantik bis zur Klassischen Moderne auf vielfältige Weise erschließen.“ Zu sehen sind rund 120 Gemälde und eine Reihe Skulpturen, darunter natürlich die unverzichtbaren Werke der Sammlung mit Lübecker, norddeutscher und nordeuropäischer Ausrichtung. Von Ostseeansichten Caspar David Friedrichs und der nazarenischen Kunst des in Lübeck geborenen und in Rom tätigen Johann Friedrich Overbeck über die deutschen Impressionisten Max Liebermann, Max Slevogt, Lovis Corinth und Gotthardt Kuehl bis zu den Lübecker Gemälden Edvard Munchs sowie den Werken von Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, August Macke, Max Beckmann, Paula Modersohn-Becker und Lyonel Feiningers Lübeckansicht von 1931 reicht der Bogen der Galerie großer Namen. Von Caspar David Friedrich und Edvard Munch kann die Schau sogar mit jeweils vier Bildern aufwarten. Daneben sind Lübecker Künstler:innen wie Maria Slavona, Albert Aereboe oder Erich Dummer zu entdecken. All jene „Behnhaus-Klassiker“ wurden nun nicht nur neu arrangiert, sondern auch um einige neue Ankäufe und Leihgaben ergänzt. Dabei wurde bei der Präsentation nicht nur aufgrund der kleineren Fläche darauf geachtet, die Kunst des 19. Jahrhunderts der des 20. Jahrhunderts noch unmittelbarer gegenüberzustellen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede sollen deutlicher ins Auge fallen, Fragen aufwerfen und zu Diskussionen anregen.
So werden museale Traditionen bewusst in der Ausstellung gebrochen: Die Präsentation folgt keinem streng chronologischen Rundgang und es werden gezielt manchmal auch provokante Gegenüberstellungen gezeigt. So ist etwa im Nazarener-Raum mit der religiösen Malerei Friedrich Overbecks ein Werk der Neuen Sachlichkeit aus den 1920er Jahren zu sehen. Albert Aereboes „Totes Lamm“ erinnert thematisch zwar an die christliche Symbolik vom „Lamm Gottes“. In der Drastik der Darstellung ist es aber ganz klar ein Werk des 20. Jahrhunderts.
In dem Ausstellungsraum, welcher der Dresdner Romantik um Caspar David Friedrich gewidmet ist, findet sich neben der neuen Dauerleihgabe „Überfahrt über die Elbe am Schreckenstein“ von Ludwig Richter die impressionistische Darstellung der Elbe von Gotthardt Kuehl. Klassische akribische Malerei, der Fluss und die Menschen, die ihn mit dem Kahn überqueren, in symbolischer Überhöhung stehen somit der an Licht und Atmosphäre orientierten Stimmungsmalerei des Impressionismus gegenüber.
Von Gotthardt Kuehl ist zudem eine Neuerwerbung des Vereins der Freunde zu sehen: Die „Gesangsstunde“ von 1886 wird nun von einer Studie zu diesem Gemälde ergänzt. Kuehl hatte sich die beiden Chorknaben im Vordergrund in einer eindrucksvollen Ölstudie auf Holz malerisch erschlossen und das Leuchten ihrer Gewänder sogar noch deutlicher herausgearbeitet.
Kuehl ist es auch, der in der Drägerdiele den Auftakt macht und die Schnittstelle zur Neupräsentation von „Buddenbrooks im Behnhaus“ bildet. Die Kinder in Kuehls Gemälde „Lübecker Waisenhaus“ sind neben Kaulbachs „Kinderkarneval“ zu sehen. Die Zeitgenossen Kuehl und Kaulbach widmeten sich dabei ganz gegensätzlichen Lebenswelten. Letzterer zeigt als Münchens Salon- und Porträtmaler die kostümierten Pringsheimkinder, darunter Thomas Manns spätere Ehefrau Katia.
Die Gemälde Edvard Munchs zählen bereits seit den 1920er Jahren zur Museumssammlung. Schon der damalige Museumsdirektor Carl Georg Heise präsentierte Munch als „Ahnherrn“ der Moderne und wichtigen Impulsgeber für die deutschen Expressionisten. Ernst-Ludwig Kirchner, der die Vorbildrolle Munchs für seine Kunst übrigens immer zurückwies, ist in der Präsentation nun ebenso wie Max Pechstein oder Paula Modersohn-Becker in einer neuen Sichtachse mit Munchs Bildern verbunden.
Die Eröffnung der Dauerausstellung am 13. März findet noch in der Diele des Behnhauses statt; noch können die Besucher:innen das Museum auch wie gewohnt über die Haupteingangstür betreten. Allerdings ist dieser Raum dann bereits ohne Gemälde und versinnbildlicht noch einmal den Abschied vom alten, sanierungsbedürftigen Museumsbereich.
Am 14. April bezieht dann auch die Interimsausstellung des Buddenbrookhauses „Buddenbrooks im Behnhaus“ ihr neues Domizil in den Räumlichkeiten des Drägerhauses. Ein Gemälde von Ida Boy-Ed, der Förderin von Thomas Mann, ist bereits richtungsweisend am Übergangsbereich zwischen beiden Häusern platziert.
BegleitprogrammBegleitend zu „Von Caspar David Friedrich bis Edvard Munch“ wurde eine Audioguidetour speziell für Kinder konzipiert: Die vierjährige Else (das Mädchen vom Gemälde „Kind im Spielzimmer“) und der Hund Fritz führen kleine Gäste spielerisch durch die Ausstellung und stellen ihnen zehn Gemälde vor. Zu erleben sind all jene spannenden Geschichten, die hinter den Werken stehen und die Kunst lebendig machen.
Dienstag - Sonntag01.01. - 31.03.11 - 17 Uhr
Montag - Sonntag01.04. - 31.12.10 - 17 Uhr
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