Die langjährige Kooperation von AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich und dem Kunstverein Baden führt auch 2022 zu einer Begegnung zweier ganz unterschiedlicher Künstler:innen im Raum. In diesem Jahr treffen die Werke von Gabriele Engelhardt aus Deutschland, zurzeit als Artist in Residence in Krems, und der österreichischen Künstlerin Raphaela Riepl aufeinander.Die Künstlerinnen haben für diese internationale Begegnung in den Räumen des Kunstvereins den Titel TRANS_FORM gewählt. To transform bedeutet im englischen Umwandeln, also der Prozess der Überführung von einem in einem anderen Zustand – z.B. einer Materie. Die Vorsilbe Trans drückt aus, dass das mit dem Zweitglied Bezeichnete über etwas hinausgeht, zu etwas übergeht bzw. jenseits von etwas gelegen ist. Bei der Schreibweise, die beide Künstlerinnen gewählt haben, ist also die Form das in etwas anderes Übergehende. Es ist die Auseinandersetzung mit dem Prozessualen, der Umwandlung und der Form. Damit haben beide, deren künstlerischen Strategien so divers scheinen doch etwas Verbindendes getroffen, um in dieser Ausstellung in einen Dialog zu treten.
Gabriele Engelhardt ist Fotografin, Kuratorin und Kulturvermittlerin. Sie hat Medienkunst mit Schwerpunkt Fotografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und Bildhauerei an der Staatlichen Akademie in Stuttgart studiert. Diese zwei Schwerpunkte ihrer Ausbildung sind auch in den fotografischen Serien von Engelhardt wiederzufinden. In der Serie Kehler Berge z.B. hat die Künstlerin große Haufen von Abfallmaterialien fotografiert, die skulpturalen Qualitäten dieser Ansammlungen herausgearbeitet und sie wie hochästhetische Landschaften behandelt. Dabei ist das so real erscheinende, was wir sehen, eine Täuschung. Engelhardt setzt das Bild aus über 100 Einzelbildern zusammen, in dieser Technik der Montage ist so auch ein Arbeitselement aus dem skulpturalen Tun integriert. Transformation bezieht sich also bei Engelhardt sowohl auf die inhaltliche wie auch die formale und materielle Dimension ihrer poetischen Arbeiten.
Die österreichische Künstlerin Raphaela Riepl hat unter anderem in der Grafik Klasse bei Gunter Damisch studiert und einige Zeit in New York gelebt. Ihre Arbeiten entwickeln sich aus der Beschäftigung mit der Zeichnung. Einzelne Formen, Konturen von Flächen werden aus einem imaginären Zeichnungskontext herausgelöst und so verabsolutiert. In New York arbeitete die Künstlerin in einer Neonfirma und lernte so die Technik kennen, die sie zu Werken inspiriert hat, da die Linie auch dabei das wesentliche Element ist, wie der Strich in der Zeichnung. In den letzten Jahren entstehen so viele Arbeiten, in denen sie auf ein Trägermaterial wie auf einer Fläche bei einem grafischen Blatt eine Form aus Licht setzt und so die zweidimensionale Zeichnung in eine Licht-und Raumplastik transformiert. Daneben entstehen auch teils großformatige Zeichnungen, die formal ähnlich funktionieren, nur das hier auf eine oft farbig gesetzte Fläche die Formen schwebend gesetzt werden.