Der Fotograf und Künstler Simon Brugner begab sich auf eine Spurensuche nach der angeblich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in den Alpenregionen erprobten Praxis des Arsenikessens. „Irgendwann wurde mir klar, dass die alpenländische Kultur, weit über Alkohol hinaus, auch eine Drogenkultur ist“, so der Künstler Simon Brugner zur Entstehung des Projekts. Die Ausstellung Simon Brugner. Erinnerung an die steirischen Arsenikesser ist bis 6. März im Volkskundemuseum am Paulustor zu sehen.Vor allem die Steiermark war wegen ihres vermeintlichen Arsenikkonsums berüchtigt. Die steirischen Arsenlagerstätten wurden bergmännisch abgebaut, das im Gestein gebundene mineralische Gift durch Röstung in den sogenannten „Gifthütten“ freigesetzt und so das stark nachgefragte Arsenik – im landläufigen Sprachgebrauch als „Hittrach“ verschrien – gewonnen. Der größte Abnehmer dieses hochgiftigen Produkts war die venezianische Glasindustrie. Nachfrage nach Hittrach gab es aber auch in der steirischen Bevölkerung.
Ein oststeirischer Bauer erzählt, auch sein Vater habe das Mittel gehabt, für den Herbst, wenn die Furchen in die abschüssigen Äcker zu ziehen waren. Die Pferde hätten die Anstrengungen des Pflügens der steilen Hänge nur unter Zuhilfenahme eines Aufputschmittels durchgestanden: „Der is mit die Pferd drei Wochen togaus, togein nur gfoahrn.“ Arsenik war essenziell für die Pferdewirtschaft. Kleine Mengen dieser Substanz wurden auf in Schnaps oder Most getunktes Brot gestreut und so den Tieren verfüttert. Diese wurden „feurig“, fett und bekamen ein glänzendes Fell. Von den Pferden haben es sich die Fuhrleute, die Holz- und Pferdeknechte vielleicht abgeschaut. Jedenfalls, so ging die Mär, schlage die Kur beim Ross nur dann an, wenn auch der Knecht „mitschleckt“.
Die Ausstellung zeigt eine Mischung aus intellektueller Aufarbeitung und visuellem Reenactment, das eine Brücke vom Mythos des Arsenikessens über Material aus der Museumssammlung bis hin zu unserer gegenwärtigen Existenz schlägt.