Die österreichische Künstlerin Maria Lassnig (1919–2014) gilt als eine der wichtigsten Malerinnen der Gegenwart. In ihren schonungslosen und zugleich humorvollen »Körperbewusstsbildern«, die abseits aller Stil- und Modeströmungen entstehen, reflektiert sie sich Zeit ihres Lebens selbst und entwickelt einen eigenen, unnachahmlichen künstlerischen Ausdruck zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.Das Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert von 1.10.2021 bis 9.1.2022 an die 70 Ölgemälde und Graphiken aus der Sammlung Klewan, die nahezu alle ihre Schaffensphasen beleuchten und ihren Weg von der Außenseiterin zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts nachvollziehen lassen.
Als 21-jährige angehende Künstlerin beginnt Maria Lassnig 1940 ihr Studium an der Wiener Akademie der bildenden Künste, das sie 1945 mit Diplom abschließt. Die erste Einzelschau folgt 1949 in Klagenfurt, wo auch ihre ersten »Körperbewusstseins«-Arbeiten entstehen. Mit den Mitteln des Informel und Tachismus versucht sie fortan, ihr Körpergefühl zu analysieren.
Ab den 1960er Jahren entwickelt sie eigene erzählerische Formen, die Anleihen an Science-Fiction nehmen: Körperteile verschmelzen mit Gegenständen und werden zu geometrischen Figuren, mitunter in absurden karikaturenhaften Szenerien. 1968 zieht es sie nach New York, wo sie sich nicht nur mit Malerei beschäftigt, sondern auch Animationsfilme produziert. Ab 1980 lehrt Lassnig selbst Malerei und Trickfilm in Wien und stellt 1980 im Österreich-Pavillon auf der Biennale von Venedig aus. Fünf Jahre später präsentiert das Museum moderner Kunst in Wien ihre erste Retrospektive. Mit ihren sogenannten »Drastischen Bildern« und mit Ausstellungen in ganz Europa und den USA gelangt sie ab den 1990er Jahren zu später Bekanntheit. 2013 wird sie mit dem Goldenen Löwen der Biennale von Venedig für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
2014 stirbt Maria Lassnig 94-jährig in Wien. Nach mehr als 70 Schaffensjahren hinterlässt sie ein Werk von internationalem Renommee.
Der Münchner Galerist und Sammler Helmut Klewan kennt und schätzt die Künstlerin schon lange vor ihrem Ruhm. 1981 zeigt er die erste Lassnig-Schau in seiner damaligen Galerie in München. Es folgen zahlreiche weitere Einzelpräsentationen, die dazu beitragen, dass Maria Lassnig in ihrer zweiten Lebenshälfte endlich die verdiente Anerkennung zuteilwird.
»Sie hat immer gesagt ›Ja als Frau hat man es viel schwerer. Man muss doppelt so gut sein, dass man anerkannt wird‹. Von den Emanzen wurde sie dann als berühmte Galionsfigur herangezogen. Dagegen hat sie sich aber gewehrt und gesagt, dass es ja keine Männer- und keine Frauenkunst gibt: ›So ein Blödsinn, es gibt nur gute und schlechte Kunst.‹«
Das Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert nun seine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken in einer eigenen Ausstellung. Über die langjährige Verbindung zwischen Künstlerin und Sammler eröffnet sich in der Präsentation ein persönlicher Einblick in die außergewöhnliche Kunst- und Körperwelt der Maria Lassnig, die durch ihre Radikalität und ihren ureigenen österreichischen Humor besticht..
Die Ausstellung wird von einem vielseitigen Rahmenprogramm mit Führungen, Gesprächsforen und Workshops begleitet.