Die Kunst Südafrikas unterliegt in den letzten Jahrzehnten einem starken Wandel. Bedingt durch das autoritäre Apartheids-Regime, das bis Anfang der 1990er Jahre das Land beherrschte, waren die künstlerische Freiheit und das Schaffen insbesondere schwarzer Künstler*innen lange unterdrückt. Politische und soziale Aspekte lagen im Fokus derjenigen Künstler*innen, die die Apartheid verurteilten. Seit den 1990ern erlebt die jüngere Generation einen Aufbruch und widmet sich neuen Themen, wie z.B. der Hinterfragung von Identität und Rollenbildern. In dieser Doppelausstellung werden einige der unterschiedlichen Facetten südafrikanischer Kunst anhand der Werke von Banele Khoza und Santu Mofokeng präsentiert.Der 1956 in Südafrika geborene und 2020 verstorbene Fotokünstler widmete sich seit Mitte der 1980er Jahre der Dokumentation von Geschichten, die sich am Rande seines Landes entfaltet haben: dem Leben von Familien, Farmpächtern und Arbeitern in den Townships – Wohnsiedlungen für die »schwarze Bevölkerung«. Im Gegensatz zu den aufsehenerregenden Bildern von Propaganda, Gewalt und Ungleichheit bauen Mofokengs Fotografien ein Verständnis des Alltaglebens während und nach der Apartheid betont indirekt und zurückhaltend auf. Als einem der wenigen schwarzen Fotografen, die in dem turbulenten Jahrzehnt vor dem Ende der Apartheid aktiv waren, war es Santu Mofokeng möglich, die peripheren südafrikanischen Gemeinschaften hautnah und von innen heraus zu beobachten. »Stories« ist die erste Ausstellung in Deutschland, die einen vollständigen Bogen über Mofokengs drei Jahrzehnte lange Karriere spannt: Von seinen ersten Bildern von Arbeiterstreiks, politischen Kundgebungen und religiösen Ritualen, die spontan im Pendelzug zwischen Soweto und Johannesburg aufgeführt wurden, bis hin zu seinen einzigartigen Aufnahmen vom Leben auf den Straßen, von Häusern und Shebeens (illegalen Trinkhallen) in Townships wie Bloemhof und Dukathole. Daneben wird Mofokengs gefeierte Diaschau »The Black Photo Album / Look at Me: 1890–1950« zu sehen sein.
Das komplexe Innenleben romantischen Begehrens und die Erweiterung des Begriffs von Männlichkeit sind Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung von Banele Khoza. Der 1994 in Swaziland geborene Künstler arbeitet heute in Johannesburg und hat dort 2018 das BKhz gegründet – einen Zusammenschluss von offenem Atelier, Projektraum und Galerie –, in dem neben ihm auch andere Künstler*innen seiner Generation wirken. Arbeiten auf Papier in verwaschenen, bunten oder düsteren Farben prägen Khozas figürliche bis abstrakte Bildsprache. Die Figuren in seinen Arbeiten spiegeln nicht nur die Sehnsüchte des Künstlers wider, sondern markieren eine Suche nach zwischenmenschlicher Präsenz und Intimität in einer Zeit, die zunehmend von sozialen Medien geprägt iie im Kunsthaus Göttingen gezeigte Ausstellung ist die erste Bestandsaufnahme von Khozas Arbeiten, die in einem Ausstellungshaus außerhalb des afrikanischen Kontinents gezeigt wird. Sie integriert zusätzlich auch Arbeiten anderer Künstler*innen, die bisher im BKhz ausgestellt wurden und gibt damit einen Einblick in die junge Generation der südafrikanischen Kunstszene.