„Vorübergehend fixiert: Bruchstücke, Realitätszitate, Fragmente, Fragmentierungen, Annäherungen, Verwerfungen. Innen- und Außenwelten, notiert und aufgezeichnet.Malerische und zeichnerische Improvisationen. Wirklichkeiten imaginierend, transformierend. Flüchtig. Realitätssplitter, Zuordnung entzogen. Plötzlich Grau. Existenzerfahrungen.
Annäherungen, Notizen, Fragmente – diese Begriffe umschreiben treffend das vielfältige Werk von Dieter Kleinpeter in seiner figurativ-gegenständlichen und stark abstrahierten Ausprägung. Kleinpeter hatte seit 1993 die Professur für Malerei am Mozarteum Salzburg inne und er beendete diese Tätigkeit im Herbst 2020.
In der Stadtgalerie Lehen erwartet den Besucher keine retrospektiv angelegte Schau, vielmehr ist der Titel Programm. Die gezeigten Malereien und Zeichnungen stammen aus den vergangenen drei Jahren.
Sie thematisieren die Quintessenz dieses auf Farbe (auch im Grau der neuesten Arbeiten) und Volumen angelegten Oeuvres. Kleinpeter übersetzt und transformiert Wirklichkeit in Farb-Räume, die konsequent seinem analytischen Blick folgen. Der Entscheidung in Serien zu denken und zu arbeiten ist Kleinpeter - mit konkreter bzw. abstrakter Konnotation - über die Jahre treu geblieben.
Wie bei Tagebuchaufzeichnungen finden Wahrnehmungen des Alltäglichen, Schärfungen von Perspektiven, Politisches und Persönliches Eingang in seine Zeichnungen und Malereien. Das gilt auch für die aktuellsten Arbeiten, bei gleichzeitiger Reduktion im Kolorit, wie die seit mehreren Jahren entwickelten Serien offener, schweifender Zeichnungen ‚Konsistenz’ und kleinformatiger Leinwände ‚Notizen’. Bezüge der aktuellen Arbeitszusammenhänge zu früheren Serien sind evident. In dem Text „Anmerkungen zur Kunst Kleinpeters“ schrieb Dietrich Schubert 1989: Kleinpeter „schafft simultan aus Bewußtsein und Unterbewußtem eine künstlerische Gestalt, die je verschiedenen Existenz-Erlebnissen entsprechen kann“. Sein Werk „ist weniger konkret bestimmt als unbestimmt und symbolisch, lässt sich ebenso auf „Existenz-Erfahrungen eines Betrachters beziehen“, folgt keinem Schema und lädt zu einer intensiven Auseinandersetzung ein. Der großen malerischen Geste haftet kein Pathos an und visuelle Behauptungen von Realitätserfahrung tendieren zu amalgamieren, sich in der Farbe und Gestaltung zurückzuziehen. Eine Malerei, „die den Prozess des Gestaltens betont und häufig noch voll zur Anschauung bringt“. Auf Leinwand und Papier manifestiert sich so ein breiter Kosmos von Möglichkeiten und Wahrheiten die zugleich offen bleiben. Ein Programm, das Lust am Sehen vermittelt und Betrachter_innen dazu anregt eigene Welten aus anderen Perspektiven zu erfahren. *) Zitate beziehen sich auf den Katalogext von Dietrich Schubert in „Zimmer -Heimwärts“, Wien 1989
Biografie:
Dieter Kleinpeter1955 in Mauterndorf geboren. Er lebt in Wien und Salzburg.1973-1974 Studium der Malerei, HS für Angewandte Kunst, Wien1974-1976 Philosophie und Politikwissenschaft in Wien und Salzburg1976-1982 Studium der Malerei und Grafik an der Staatlichen Hochschule für BildendeKunst, Braunschweig / Deutschland1983 Romstipendium1986 Theodor Koerner Preis und Preis: Hommage a Kokoschka1990 Arbeitsstipendium Glasgow, SchottlandArbeitsaufenthalte in Japan, Mexiko, den USA, Italien, FrankreichSeit 1993 Professur für Malerei am Mozarteum, Salzburg. Abteilungs- / Departmentleitung.
Ausstellungen (E) und Ausstellungsbeteiligungen (B) - Auswahl:1978 Selbstgespräche, Würtembergischer Kunstverein, Stuttgart, 1979 Haus am Waldsee, Berlin (B)1982 Idee und Technik, Kunstverein Bayreuth, Deutschland (B)1983, 1987 Galerie Hilger, Wien (E)1985 Galerie Barlach, Hamburg, Deutschland (E)1986 Hommage à Kokoschka, Kunstforum Länderbank, Wien (B)1988 Galerie Hermeyer, München, Deutschland (E)1988 Galerie im Traklhaus, Salzburg (E)1988 Mannheimer Kunstverein, Deutschland (E)1989 BAWAG Fondation, Wien (E)1990 Ausstellungspavillon, Galerien der Stadt, Salzburg (E)1990 Galerie am Friedrichplatz, Mannheim, Deutschland (E)1993 Marburger Kunstverein(E)1989,1993,1998 Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld (E)1992 Wien - Expressionistische Tendenzen nach 1945, Salford Art Gallery and Museum, Salford/Manchester (B)1992 Bilder vom Tod, Historisches Museum der Stadt Wien (B)1994 Galerie Kasten&Steinmetz, Mannheim, Deutschland (E)1995 ACP Galerie, Salzburg (E)1996 Beispiele, Heidelberger Kunstverein (B)1996 Elements. Austrian Paintings since 1980, Hugh Lane Municipial Gallery of Modern Art, Dublin, Irland (B)1997 Die Atmosphäre und Die Serie, Galerie der Stadt Salzburg und Traklhaus,Salzburg (B)1998 I&AC Galerie, Graz (E)1998 Salzburger Kunstverein (B)1990,1992,1994,1997 Galerie Redmann, Berlin (E)1999 Im Wald und auf..., Galerie Maerz, Linz (E)2000 Die Spitze des Eisberges, Galerie im Traklhaus und Rupertinum, Salzburg (B)2000 Me(e)hrblick, JO29 – ground for art, Wien (E)2001 topless – bildballung, Galerie Walsch, Wien (E)2002 Se(e)hstück, JO29 – ground for art, Wien (E)2003 querreigen (mit Rainer Wölzl), Palais Liechtenstein, Feldkirch (E)2003 Bildsicht, Kuenburggewölbe, Werfen (E)2003 Figuration, Galerie Hermeyer, München (B)2004 50 Jahre grafische Werkstatt, Galerie im Traklhaus, Salzburg (B)2005 Die Serie, Kunsthaus Raskolnikow, Dresden, Galerie Exner, Wien und Kunstverein Horn (B)2008 Die Welle, Kurpfälzisches Museum, Heidelberg (B)2009 strand:identitäten, Ausstellungspavillon, Galerien der Stadt, Salzburg (E)2010 Vermischt, die Malerei (mit Mischa Reska),Kunstraum Pro Arte, Hallein (E)2010 strand:und, Schloss Raabs, Raabs an der Thaya (E)2014 Extrazimmer III (mit Barbara Reisinger), Galerie das Zimmer, Salzburg (E)2015 „100“ Galerie im Traklhaus, Salzburg (B)2018/19 „Gemeinsamkeit Lungau“, Parallel Vienna; Kuenburg Tamsweg; Galerie im Traklhaus, Salzburg