Sprachen konstruieren Welten. Sterben sie aus, verschwinden auch die kulturellen Gemeinschaften ihrer Sprecher*innen. Parallel zur Ausstellung von Camille Henrot ist die Arbeit „Lost and Found“ (2016) der US-amerikanischen Künstlerin Susan Hiller (1940–2019) zu sehen.„Lost and Found“ ist eine Audio-Collage von Stimmen, die in 23 unterschiedlichen Sprachen Anekdoten, Lieder und Erinnerungen vortragen. Die Sprachen sind ausgestorben oder vom Aussterben bedroht, darunter zum Beispiel Aramäisch und Livländisch. Das Gesprochene wird von Untertiteln und einer oszillierenden Linie begleitet, die die Schallwellen visualisiert. Die Betrachter*innen erhalten so einen Zugang zu den unterschiedlichen Welten der Sprecher*innen und sind mit ihnen, über Zeit und Raum hinweg, durch die physische Erfahrung des Klangs verbunden. Susan Hiller verbindet in ihren Arbeiten eine archäologische Herangehensweise mit einem Interesse am kollektiv Unterbewussten und an einem kulturellen Gedächtnis, das sich nicht zuletzt auch durch Sprache ausdrückt.
Susan Hiller war in zahlreichen Überblicksausstellungen vertreten, darunter im Bloomberg SPACE, London, UK (2020); The Polygon, Vancouver, Kanada (2018); Officine Grande Riparazioni, Turin, Italien (2018); Pérez Art Museum Miami, Florida, USA (2017); in der Samstag Foundation, Kopenhagen, Dänemark (2014); im Musée d'Art Moderne et Contemporain, Toulouse, Frankreich (2014); in der Tate Britain, London, UK (2011); im Moderna Museet, Stockholm, Schweden (2007); Castello di Rivoli, Turin, Italien (2006); Museu Serralves, Porto, Portugal (2004); ICA, Philadelphia, Pennsylvania, USA (1998) und ICA, London, UK (1986).
Die Ausstellung wird freundlich unterstützt vom Förderkreis der Kestner Gesellschaft. Kuratorin: Lea Altner
Mehr Informationen unter: www.kestnergesellschaft.de