Mit dem mehrteiligen Denkmal „Strobl“ ist Iris Andraschek von der sechsköpfigen Jury einstimmig als Gewinnerin des geladenen Wettbewerbs „Ein Denkmal für Helmut Strobl am Kunsthaus Graz“ hervorgegangen. Das Projekt besteht aus einer Licht- und Soundarbeit im Foyer des Kunsthauses Graz und einer jährlichen Plakataktion anlässlich zum Menschenrechtstag. Start ist der 10. Dezember 2021.
Zur Einreichung eingeladen waren Iris Andraschek, Alfredo Barsuglia, Anita Leisz, Alois Neuhold und Werner Reiterer. Als Aufwandshonorar erhielten alle Einreichenden eine Summe von 2.500 Euro. Insgesamt beläuft sich das Projektvolumen zur Umsetzung des Siegerprojektes auf 40.000 Euro.
Das Siegerprojekt wurde aufgrund seiner Vielschichtigkeit, Interaktivität und Prozesshaftigkeit ausgewählt. Die Arbeit widmet sich wesentlich dem Aspekt der Menschenrechte und legt Wert auf Vernetzen, Verbinden und Kommunizieren _ für den Kulturpolitiker Helmut Strobl immer im Fokus seines Wirkens. Als „Denkmal in Bewegung“ besteht sie aus drei Teilen:
- Fix montierter Schriftzug aus Leuchtbuchstaben im Foyer: Strobl Der Schriftzug besteht aus einem Wort: Strobl. Doch wird damit nicht nur Helmut Strobl adressiert, sondern alle Menschen, die Strobl heißen. Damit gelingt es der Künstlerin, den Fokus zu weiten – ganz im Sinne Strobls, der sein Wirken in den Dienst anderer stellte und sich selbst nicht zu wichtig nahm. Andraschek öffnet damit auch die Idee des Denkmals: Es ist weniger Monument als Denkanstoß. Die Leuchtschrift wird im Foyer links neben dem Haupteingang am Lendkai zwischen innen und außen positioniert und kann somit auch beim Vorbeigehen und in der Nacht wahrgenommen werden.
- Soundarbeit: Stimmen aus der WandÜber eine kleine Öffnung in der Wand unterhalb des Schriftzuges dringt die so charakteristische und einprägsame Stimme Helmut Strobls. Unter Miteinbeziehung von Familie und Freundinnen und Freunden wird die Künstlerin Auszüge aus Reden, Interview- und Gesprächsfragmenten auswählen.
- Plakatserie von 2021 bis 2031Die 30-teilige Plakatserie ist zunächst auf einen Zeitraum von zehn Jahren angelegt und basiert inhaltlich auf den 30 Artikeln der Menschenrechtserklärung. Gestaltet von der Künstlerin, werden in diese Plakate Abbildungen persönlicher Gegenstände, Fotografien und Wortdokumente Helmut Strobls integriert. Jedes Plakat wird in der Auflage von 60 Stück hergestellt. Davon werden 50 Stück im öffentlichen Raum Graz und zwei Exemplare im Kunsthaus Graz affichiert. Je acht signierte und nummerierte Exemplare werden in die Sammlung der Neuen Galerie Graz (Universalmuseum Joanneum) aufgenommen. Am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, werden die Plakate an ausgesuchten Orten der Stadt sichtbar Künstlerin Iris Andraschek: „Es freut mich besonders, dass die Jury meinem Entwurf, der weit über die Materialisierung eines statischen „Denkmals“ hinausgeht, gefolgt ist. Es ist mir eine Freude, mich in enger Kooperation mit der Familie über einen längeren Zeitraum der Persönlichkeit Helmut Strobls annähern zu können und ihm eine Würdigung zukommen zu lassen, die der Lebendigkeit seiner Person, seinem Engagement für die Kunst und den Humanismus entspricht. Darüber hinaus richtet sich die Ehrung für Helmut Strobl, den Menschenrechtsaktivisten, ganz in seinem Sinne an alle Menschen, mit der Aufforderung, die Menschenrechte nicht als gegeben zu betrachten, sie hoch zu halten und gegen ihre Einschränkungen und Verletzungen aufzustehen.“
Kulturlandesrat Christopher Drexler: "Mit dem Tod von Helmut Strobl mussten wir uns im Herbst 2019 viel zu früh von einem der herausragendsten Grazer Stadtpolitiker und einem der prägendsten steirischen Kulturpolitiker verabschieden. Heute überwiegt die Freude, dass an sein einzigartiges Wesen und sein umfassendes Wirken in Form einer wohlüberlegten Kunstinstallation am von ihm mitinitiierten Kunsthaus Graz erinnert wird. Eine künstlerische Arbeit, die in ihrer Tiefgründigkeit und Vielschichtigkeit dem geschätzten Helmut Strobl und seinem Engagement insbesondere für Kultur und Menschenrechte ein ehrendes Andenken bewahrt. Es wird uns an einen Menschen erinnern, der getrost als wahres Sinnbild eines Kulturpolitikers bezeichnet werden kann, und beständig mahnen, den eigenen Wertekompass und das gesellschaftliche Wirken zu hinterfragen."
Bürgermeister Siegfried Nagl freut sich, dass seine Anregung, beim Grazer Kunsthaus an Helmut Strobl zu erinnern, mit diesem Denkmal realisiert worden ist. „Vor allem auch“, so Nagl, „weil dieses Werk nicht nur dem Gedächtnis eines großen Grazers gilt, sondern weil es auch als einladender Imperativ zu lesen ist: Denk mal!“ „Müsste man Helmut Strobls politisches Wirken in einer geometrischen Figur darstellen, so wäre dies ein gleichseitiges Dreieck: Kultur, Stadtplanung und Menschenrechte, wobei jede dieser Seite auch in den jeweils beiden anderen sichtbar wäre.“
Auch Kulturstadtrat Günter Riegler, welcher das Kunsthaus in seiner Ressortverantwortung hat, ist vom Siegerprojekt überzeugt: „Das Wirken Helmut Strobls ist untrennbar mit dem Kunsthaus Graz und dem Kulturhauptstadtjahr 2003 verbunden. Sein Engagement für die Menschenrechte und die Freiheit der Kunst hat Vorbildwirkung für die politische Arbeit in Zeiten einer volatilen Entwicklung in Österreich und Europa. Das Siegerprojekt bringt Anliegen und Haltung von Helmut Strobl bestens zum Ausdruck.“
Die Jury bestand aus Karin und Miša Strobl, der Gattin und einem der Söhne des verstorbenen Helmut Strobl, Barbara Steiner und Katrin Bucher Trantow, Direktorin und Chefkuratorin des Kunsthauses Graz, Hemma Schmutz, Direktorin des Kunstmuseums Lentos in Linz, und Katharina Hofmann-Sewera, Kuratorin bei wir zeigen, Wien, und Leitung Fundraising SOS Mitmensch.
Karin Strobl: „Mein inniger Dank gilt den Initiatoren Siegfried Nagl, Christopher Drexler und Günter Riegler sowie Barbara Steiner und Katrin Bucher Trantow vom Kunsthaus Graz, der Jury und last, but not least den einreichenden Künstler*innen. Dem Siegerprojekt von Iris Andraschek habe ich mit Freude meine Stimme gegeben, es trifft auf großartige Art und Weise die Intentionen meines Mannes: Freiheit der Kunst, Dialog und Toleranz und vor allem die allgemeinen Menschenrechte, die er salopp einen der besten Exportartikel der westlichen Welt nannte.“
Miša Strobl: „Mit großer Freude und Stolz übernehme ich die Aufgabe des Ansprechpartners für die Familie, um gemeinsam mit Iris Andraschek und dem Kunsthaus Graz für das Fortbestehen des Projektes Sorge zu tragen.“
Die Umsetzung ist für 2021 geplant. Zunächst bis 2031 angelegt, sollen jetzt schon Voraussetzungen geschaffen werden, um das Projekt dauerhaft zu verankern. Das Kunsthaus Graz wird mit Miša Strobl als Ansprechpartner der Familie sowie der Künstlerin in gemeinsamer Verantwortung für das Fortbestehen und die Weiterentwicklung der Arbeit Sorge tragen. Auf diese Weise bleibt die Arbeit aktuell und kann auf zukünftige Ereignisse Bezug nehmen. Die erste Präsentation der dreiteiligen Arbeit ist für den Menschenrechtstag am 10.12.2021 geplant.
Initiatoren: Bürgermeister Siegfried Nagl, Kulturstadtrat Günter Riegler, Kulturlandesrat Christopher Drexler, Familie Strobl
Verantwortlich für die Umsetzung: Kunsthaus Graz
Barbara Steiner, Leiterin und Katrin Bucher Trantow, Chefkuratorin des Kunsthauses Graz: „Das von Iris Andraschek vorgeschlagene Denkmal für Helmut Strobl ist für uns Auftrag, Verantwortung und Verpflichtung. Es wird nicht das Schicksal vieler Monumente erleiden, deren einst Geehrte in Vergessenheit geraten, sondern Strobl bleibt aktuell – im Geiste des Geehrten, dem gesellschaftliches Engagement wichtiger war als Selbstdarstellung.“
Iris Andraschek (* 1963 in Horn, NÖ, lebt und arbeitet in Wien)
Iris Andraschek hat für das Kunsthaus Graz zur Ausstellung Glaube Liebe Hoffnung 2018 in Kooperation mit der Akademie Graz und der Caritas eine Serie von Arbeiten im Museumsraum, aber auch im öffentlichen Raum zum Thema Schutz und Geborgenheit umgesetzt. Seit vielen Jahren ist ihre Arbeit in der Steiermark präsent. Ausgestellt hat die Künstlerin unter anderem in der Grazer Galerie Lendl, in der Neuen Galerie Graz, im Forum Stadtpark und beim steirischen herbst. Andraschek beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Praxis seit bald drei Jahrzehnten wiederholt mit der Anerkennung und Würdigung von menschlicher Existenz und Arbeit. Sie ist national und international in Gruppenausstellungen präsent. 2019 hatte sie Einzelausstellungen im Museum Moderner Kunst Kärnten und in der Galerie Raum mit Licht in Wien. Mit verschiedenen Gruppen und über das Thema des Ausgegrenzt-Seins arbeitete sie u. a. in Wien, in Linz oder auch bei Arbeitsaufenthalten in Durham, Ontario (2002), New York (2010), im Djerassi Resident Artists Program in Woodside, CA (2012) und in Istanbul (2015).
Rituale unterschiedlicher Communitys, alternative Lebensentwürfe, der ländliche Raum und seine Gesellschaft sowie Ordnungssysteme sind wiederkehrende Themen in den künstlerischen Arbeiten Andrascheks. Die Übergänge von Privatheit und Öffentlichkeit, Alltag und Inszenierung verhandelt sie ebenso wie die Grenzen zwischen Realität und Fiktion in medial konstruierten Räumen und Bildern. Für die Präsentation ihrer Zeichnungen und Fotografien in kontext- und ortsspezifischen Installationen, Ausstellungen oder im öffentlichen Raum entwickelt Andraschek spezielle Displays und Möbel.
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