Wolfgang Denk im Stadel-Atelier, 2020, Foto: Martha Denk, © DENK ART Wolfgang Denk im Stadel-Atelier, 2020, Foto: Martha Denk, © DENK ART - Mit freundlicher Genehmigung von: noedok

Was: Ausstellung

Wann: 12.03.2021 - 16.05.2021

Nach meinem schweren Unfall 2011 und den eineinhalb Jahren Krankenhausaufenthalt stellte ich mir vorerst deprimiert die Frage: ‚Ist das das Ende meiner 1968 begonnenen Kü̈nstlerkarriere? Nein, im Gegenteil ein Neubeginn beschäftigte meine Fantasie, der letztlich 2019 zum Durchbruch kam. Eine neue Art von Malerei müsste die Konsequenz sein. Ich experimentierte mit einfachen…
Nach meinem schweren Unfall 2011 und den eineinhalb Jahren Krankenhausaufenthalt stellte ich mir vorerst deprimiert die Frage: ‚Ist das das Ende meiner 1968 begonnenen Kü̈nstlerkarriere? Nein, im Gegenteil ein Neubeginn beschäftigte meine Fantasie, der letztlich 2019 zum Durchbruch kam. Eine neue Art von Malerei müsste die Konsequenz sein. Ich experimentierte mit einfachen, aber widersprüchlichen Grundelementen und einer vom malerischen Zeichen bestimmten, repetitiven Bildsprache. Mit komplexer Verwobenheit müsste sie zugleich eine ideale Grundform für ein strukturell-analytisches System einer informellen gestischen Malerei sei.“ Wolfgang Denk

24. Februar 2021, St. Pölten Seit September 2019 arbeitet Wolfgang Denk konsequent an einer neuen Bildsprache, die der im Waldviertel lebende und arbeitende Künstler zum DENK ART-Vokabularium verdichtet. Im Mittelpunkt von Denk steht der Versuch die deklarative Beschränktheit des Geometrischen und die überschüssige Expressivität der gestischen Malerei zu überwinden. Das Resultat seiner intensiven Beschäftigung mit den Parametern der Malerei, ist eine neue Form der Plasticolorotype -Technik – ein von Denk entwickelter Terminus technicus. Diese neuentwickelte Technik ist für Denk ein Weg, in unregelmäßigen Reihen sternförmige Grundelemente zu variieren, welche seine neue Position in der Malerei bestimmt. Diese Strahlenelemente werden in verschiedene Zusammenhänge gestellt und erzielen eine hohe Wandlungsfähigkeit der diversen Elemente.

Entstanden sind in dieser Schaffensphase rund 200 klein-, mittel- und großformatige Malereien auf ver-schiedenen Trägermaterialen wie Leinwand, Papier und Hartfaserplatten (HFPL). Zu sehen ist nun eine Auswahl von ca. 80 Werken, die im Zeitraum von 2019 bis 2020 entstanden sind und ab Donnerstag, den 11. März 2021 unter dem Titel ... aus heiterem Himmel. Wolfgang Denk. Neue Malereien. im NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst in der Prandtauerstraße 2, 3100 St. Pölten.

Wolfgang Denk wird in der Zeit von 12 bis 18 Uhr anwesend sein und für Gespräche zur Verfügung stehen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog unter dem Titel Wolfgang Denk. Neue Malereien 2019–2020 mit Texten von Carl Aigner, Wolfgang Denk und Susanne Magdalena Karr im Verlag Bibliothek der Provinz GmbH, Gmünd.

DENK ART„Ursprünglich stammten die Grundformen aus einfachen, monotypieartigen Abdrücken gewöhnlicher ‚Plastik-Einkaufssackerl’ als malerische Gestik, wobei da von Anfang an eine kontrollierte Artikulation einer zufälligen gegenüberstand. Wieder interessierte mich das alte ontologische Prinzip der Ambivalenz zwischen Ordnung und Chaos. Die farbigen ‚Colortypes’ zeigen dem aufmerksamen Beobachter, dass dies die formgebende, gestalterische Methode ist, welche in der konzeptionellen, imaginativen Planung meiner Arbeit eine malerisch definierte, physisch existierende Bilddramatik entstehen lässt. Zuerst kommen die poetisch naturfarbigen Farbfelder auf den Hintergrund und dann die fertigstellende Oberfläche mit ornamentalen Formen, meist im Grundfarbenspektrum gehalten, wie ich es am 17. September 2019 im Wachtraum vorhergesehen habe. In diesem Modell stehen metaphysische Vorstellungen und logische Prozesse nebeneinander auf der Oberfläche, während die eigentlichen mythisch-philosophischen Theorien im Bild verborgen sind.“ Wolfgang Denk.

In einem anderen Modell stellt Wolfgang Denk auf seinen neuen Leinwandbildern mit „polycolortype“ gedruckten Archetypen aus dem Zentrum Strebendes dar, wobei sich die Grenzlinien zwischen den diversen Grundformen durchschneiden. Verschiedene Zeichenverfahren vermischen sich, in einem informellen Prozess integriert, unabhängig vom Material, Papier, Hartfaserplatte (HFPL) oder Leinwand. Unterschiedliche Prototypen werden aufgetragen und auf der Bildfläche schachbrettartig verteilt. Durch die Herstellung eines Farbfeldes auf der Grundfläche und einer „monotypisierten“ Bildoberfläche mit dem „polycolortype“ Ornamentsystem, ergibt sich ein eigenwilliges informelles, geometrisches Ordnungsprinzip.

ANIMIERENDER THINKTANKDie Darstellung der gefundenen Formen in den verschiedenen Bildkontexten ist eine logische Weiterentwicklung jener Erkenntnisse, die Denk in seinen ursprünglichen, archaischen Perioden und Landschaften, die er durchquerte, gewonnen hat. Durch seine unzähligen Reisen, die er seit den 1970iger Jahren immer wieder unternahm – oftmals auch gemeinsam mit seiner Frau Martha – empfing er eine Fülle von Erfahrungen und Inspirationen. Sie führten ihn zu den Monumenten der europäischen Megalithkultur, zu den Tempelanlagen ins „Morgenland“ – Indien und Japan –, zu den amerikanischen Indianern (First Nations) – New York bis Montreal –. Besonders seine vielen Westafrikareisen, nach Nigeria, Oshogbo zu Susanne Wenger (1915–2009) wurden zum animierenden Thinktank und emotionalen und philosophischen Kapital seiner Kunst. Letztendlich ist es auch der Einfluss an Erfahrungen, die Wolfgang Denk als Ausstellungsmacher, Gründungsdirektor der Kunsthalle Krems (1991–1996), des Hermann Nitsch Museum (2004–2007) und der Susanne Wenger Foundation Museumsgalerie Krems (1995 und 2011) in Jahren intensiver Arbeit erworben hat und die unzähligen Begegnungen mit internationalen KünstlerInnen, die seinem Schaffenswerk immer neue Impulse gaben.

ABSTRAKTER EXPRESSIONISMUS, FARBFELDMALEREI, TACHISMUSWolfgang Denks Malerei wurde immer wieder den Begriffen verschiedener Stilrichtungen wie dem abstrakten Expressionismus, der Farbfeldmalerei und des Tachismus zugeordnet, weil er teilweise auf Maltechniken des Schüttbildes und des Action Painting zurückgreift. Hier dominieren Gefühl, Emotion und Spontanität vor Perfektion, Vernunft und Reglementierung. Die Darstellungsweise abstrakt, teilweise auch abstrakt-figurativ; Die surrealistische Technik des Automatismus, die kubische Idee der flächigen Räumlichkeit, das Varieren im Auf-tragen von Farben auf den Malgrund mit Pinseln, Spachteln, mit der Handfläche, mit Hilfe von durchlöcherten Behältern („dripping“) oder Eimern sind Techniken, mit denen sich Wolfgang Denk in seiner 50 jährigen Künstler-karriere beschäftigt hat und weiterentwickelt.

Seit den 1970iger Jahren operiert Wolfgang Denk mit dramatischen, kompositionellen und inhaltlichen Sinn-bildern, Flugträumen, symmetrischen Frauen-Schamanenmänteln, Flughemd-Altären oder Allegorien des Krähenfluges. Levitationen, Grundrisse der Steinkreise, Dolmen und Menhire aus der europäischen archaischen Vorzeit und Erfahrungen aus dem Wissen der Mythos-Geschichte (Traumzeit) erforscht er mehr als zehn Jahre lang. Mystische Anlagen der Megalithkultur wie Stonehenge, Avebury und ihre spirituellen Nervensynapsen sind in der Welt fast überall manifest, was er auch gemeinsam mit seiner Frau Martha in zahlreichen Reisen feststellen konnte: Die Geistessysteme des Schamanismus der Native Americans (Indianer) oder später die der afrikanischen Yoruba interessieren ihn seit langer Zeit.

Zu Beginn seiner ernsthaften künstlerischen Arbeit, um 1968, faszinierten ihn besonders die geheimnisvollen Schriftzeichen der altmexikanischen Maya. Dieselben janusköpfigen Gesichte, Blickrichtung nach vorne und rückwärts, mehr Bewegung und Artikulation will Wolfgang Denk nach seiner Vorstellung weiter fortsetzen.

Textquelle: Katalog, Wolfgang Denk. Neue Malereien 2019–2020, Gmünd, 2021 (Hrsg. Wolfgang Denk, Carl Aigner)

KATALOGWolfgang Denk – Neue Malereien, 2019 – 2020 Herausgeber: Wolfgang Denk, Martha Denk, Carl Aigner, Redaktion: Martha und Wolfgang Denk, Carl Aigner, mit Texten von Carl Aigner, Wolfgang Denk und Susanne Karr, deutsch, 192 Seiten, ca. 150 Abbildungen, Verlag Bibliothek der Provinz GmbH, Großwolfgers, A-3970 Weitra, 2021, ISBN: 978-3-99126-014-1, Preis: 35,- Euro;

DANKSAGUNGCarl Aigner, Martha und Wolfgang Denk danken der Autorin Susanne Karr und den Fotografen Cibulka Frey, Hans Eder und Wolfgang Mayer sehr herzlich. Besonderer Dank an den Verlag Bibliothek der Provinz für die schöne Zusammenarbeit und den professionellen Support, gelten insbesondere dem Verleger Richard Pils sowie dem Grafiker Erich Goldmann.

Beim Besuch der Ausstellung gilt die COVID-19-Schutzmaßnahmenverordnung der Österreichischen Bundesregierung, die zum Zeitpunkt der Präsentation gültig ist.

DENK ART 2020, Plasticolortype schwarz & weis D6, Acryl, Leinen,145 x 250 cm, Foto: Wolfgang Mayer, © DENK ART DENK ART 2020, Plasticolortype schwarz & weis D6, Acryl, Leinen,145 x 250 cm, Foto: Wolfgang Mayer, © DENK ART - Mit freundlicher Genehmigung von: noedok DENK ART 2020, Plasticolortype X Cosmic Deep Blue, Acryl Mix, Hartfaserplatte, 200 x 280 cm, Foto: Wolfgang Mayer, © DENK ART DENK ART 2020, Plasticolortype X Cosmic Deep Blue, Acryl Mix, Hartfaserplatte, 200 x 280 cm, Foto: Wolfgang Mayer, © DENK ART - Mit freundlicher Genehmigung von: noedok DENK ART 2020, Liquid Balance, Acryl Mix, Hartfaserplatte, 109 x 180 cm, Foto: Wolfgang Mayer, © DENK ART DENK ART 2020, Liquid Balance, Acryl Mix, Hartfaserplatte, 109 x 180 cm, Foto: Wolfgang Mayer, © DENK ART - Mit freundlicher Genehmigung von: noedok
Tags: Kunst, Malerei, Wolfgang Denk

ORT NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst, Prandtauerstraße 2, 3100 St. Pölten
START Donnerstag, 11. März 2021, 12 – 18 Uhr in Anwesenheit des Künstlers
DAUER 12. März – 18. April 2021
ÖFFNUNGSZEITEN MI – SO 10 – 18 Uhr
EINTRITT FREI
INFORMATION www.noedok.at, https://denkwolfgang.com