Die Publikation Das Spiel von der Einverleibung. Frei nach Unica Zürn (starfruit publications, 232 Seiten mit 18 doppelseitigen Farbabbildungen) dokumentiert eine Forschungsreise nach innen und nach außen.Quer durch Europa hat sich Natascha Gangl auf Spurensuche nach Unica Zürn begeben und Orte besucht, die in deren Leben und Werk eine wichtige Rolle gespielt haben.
Aus den Erlebnissen und Erfahrungen dieser Reise sowie ihrer intensiven Lektüre der Schriften Zürns destilliert Gangl eine vielstimmige Textcollage, die man auch als ein Spiel verstehen kann – ein literarisches Spiel, bei dem Denken, Fühlen und Schreiben der beiden Autorinnen tief ineinandergreifen, sich Vergangenheit und Gegenwart gegenseitig durchdringen.
Am 19. Oktober 2020 jährt sich der Todestag von Unica Zürn (1916 – 1970), einer viel zu wenig beachteten Ikone des Surrealismus, zum 50. Mal. Um an ihr einzigartiges Werk zu erinnern und es neu erfahrbar zu machen, hat das Institut für moderne Kunst in Zusammenarbeit mit der österreichischen Autorin Natascha Gangl (*1986) und dem spanischen Künstler Toño Camuñas (*1967) eine Projekt-Trilogie konzipiert, bestehend aus einer Ausstellung, einer Publikation und einer Audioperformance. Im Zentrum der Ausstellung Das Spiel von der Einverleibung stehen Werke von Unica Zürn und Alexander Camaro, die zwischen 1949 und 1953 in intensivem künstlerischen Austausch standen – für Zürn war dieser Lebensabschnitt wie ein »Fenster in eine andere Welt«.
Flankiert werden die Arbeiten von Zürn und Camaro von historischen Dokumenten, Briefen und Presseartikeln, die Unica Zürns Rang als außergewöhnlich sensible und erfindungsreiche Künstlerin ihrer Zeit verdeutlichen:
»Geboren zum Beobachten: Wissensdurst und Neugier« (Unica Zürn).
In Zürns Affinität zu vielgestaltigen surrealen Wesenheiten, ihrem Drang zur Selbsterforschung und zum Skurrilen ebenso wie zum Abgründigen hat der Zeichner und Tattookünstler Toño Camuñas eine starke innere Seelenverwandtschaft erkannt.
In den unterschiedlichsten visuellen Welten zuhause verbindet Camuñas Motive der europäischen Kunstgeschichte, piktorale Zürn-Zitate, skripturale Elemente, Tiere und Totems, Comic-Figuren und Pin-ups sowie Symbole des ebenso drastischen wie lebensbejahenden mexikanischen Totenkults zu Collagen und Panoramen einer entfesselten Imaginationslust. Auf diese Weise wird Unica Zürns phantastischer Kosmos in all seinen Facetten reaktiviert.
Die Audioperformance Die Revange der Schlangenfrau. Ein Klangcomic frei nach Unica Zürn von und mit Natascha Gangl & Rdeča Raketa kreiert als Femmage ein Klangkunstwerk, das Zürns einzigartigen künstlerischen Kos- mos in einer fiktiven Superheldinnen-Biographie erfahrbar macht. Sprache wird zu Klang, Klang zu Sprache, und der Rhythmus zum fliegenden Tep- pich, der die Zuhörerinnen und Zuhörer mitnimmt zu einem akustischen Trip ins Herz des Surrealismus.