Rendezvous am 3. September 2020 um 18 UhrShakespeare, Turner, JarmanDer Kurator Dr. Gerhard Graulich führt durch die Ausstellung DER STURM von Alf LöhrDie Ausstellung Der Sturm des deutsch-britischen Künstlers Alf Löhr setzt sich mit dem Verhältnis von Kunst und Natur auseinander. Seine Werke stehen im Zusammenhang mit den immer stärker in Erscheinung tretenden Klimaveränderungen, ohne sich auf konkrete Ereignisse und Erfahrungen zu beziehen.
Seit der Antike bedeuten Stürme Unheil und Unberechenbarkeit, vor denen sich die Menschen fürchten. Schon Vergils Aeneis beginnt mit einem Sturm, der zur Flucht aus Troja führt.
In der künstlerischen Auseinandersetzung mit Stürmen hat sich zu Beginn der Neuzeit besonders William Shakespeare mit seinem Stück The Tempest (Der Sturm) von 1611 eingeprägt. Darin wird geschildert, wie mittels Magie Stürme beschworen werden, um politische Verhältnisse zu beeinflussen.
Der Maler Alf Löhr steht in gewisser Hinsicht in der Shakespeare-Tradition. Es geht ihm jedoch nicht nur um äußere Wahrnehmungen, sondern auch um innere Emotionen wie Überraschungen, Liebe, Trauer und Wut, die sich zu orkanartigen Gefühlen verdichten können. Insbesondere in seinen neuen Werken spielt die malerische Impulsivität / Bewegtheit/ Bewegung eine zentrale Rolle. Hier zeigen sich Bilder einer radikalen Heftigkeit.
Löhrs Serie der Fragmente, die nach den Sturm-Gemälden entstanden sind, lassen wieder die Palette der Buntfarben zu. Sie verdeutlichen, dass sich nach dem Sturm der Himmel klärt.
In den so genannten Blauen Bildern setzt sich der Künstler mit der Region seines Wohnortes Whitstable in Kent, England auseinander, das an der Themsemündung liegt. Weit ist hier der Horizont, in der Ferne liegt Sheerness auf der Halbinsel Sheppy, wo einst der mecklenburgische Schriftsteller Uwe Johnson wohnte. Dorthin zog er sich zurück, um in Ruhe zu arbeiten. Dies galt auch für den englischen Romantiker William Turner, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer wieder die Küsten Kents besuchte. Auch er war fasziniert von Meer und Himmel. Die Blauen Bilder, im Staatlichen Museum Schwerin erstmals öffentlich zu sehen, bieten eine interessante inhaltliche Parallele zu den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns.
In der Ausstellung werden 35 Gemälde und 10 Farbtücher gezeigt. Es erscheint ein zweisprachiger Katalog (deutsch/englisch) mit einem Gespräch zwischen Alf Löhr und Gerhard Graulich.
Kurator: Dr. Gerhard Graulich