Gute Neuigkeiten! Wir freuen uns, dass wir die Ausstellung Boris Becker – Hochbunker. Photographien von Architekturen und Artefakten, die ursprünglich am 31. Januar enden würde, bis zum 11. April 2021 verlängern können. Somit ergreifen wir die Chance, diese wunderbare Ausstellung nach dem Lockdown noch möglichst vielen Besucher*innen zu zeigen.Von 1984 bis 1990 schuf Boris Becker (Jg. 1961) die Reihe „Hochbunker“. Für die Moderne Galerie des Saarlandmuseums hat der Künstler sein umfangreiches Archiv der Bunker-Aufnahmen ausführlich gesichtet und aus gegenwärtiger Perspektive reflektiert. Das bemerkenswerte Ergebnis erfreut seit dem 18. Juli 2020 nicht nur das Publikum, sondern findet auch einen erfreulich großen Anklang bei der bundesweiten und französischen Presse.
Die heute noch zahlreich vorzufindenden Bunkergebäude aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs spielen für Boris Becker seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn eine wichtige Rolle und boten ihm Anlass zur Erarbeitung der ersten umfangreichen Serie seines Werks. Als Relikte der Vergangenheit scheinen die Bauten ihrer ursprünglichen Funktion beraubt, sind sie doch vielfach in eine neue Nutzung überführt. Dennoch ist ihr Verweis in die Geschichte stets vorhanden. Boris Becker lotet die höchst unterschiedlichen Bauformen mittels Schwarz-Weiß-Fotografie sowie auch in Farbe aus, betrachtet sie in ihrem zumeist städtebaulichen Umfeld und bildet Oberflächenstrukturen und vorgefundene Details ab.
Entstanden ist ein fundamentales Archiv der in Westdeutschland ab 1940 gebauten Hochbunker, das in großen Teilen in unserer Ausstellung präsentiert und dabei mit jüngeren, großformatigen Farbfotografien des Künstlers kombiniert wird. Auch bei diesen neueren Arbeiten liegt der Fokus auf Architekturen oder Artefakten. Sie lassen vielfältige formalästhetische und inhaltliche Bezüge zu den historischen Großbauten zu, sodass insgesamt Beckers grundlegende fotografische Fragestellungen und Motivwelten zum Tragen kommen.
Boris Becker arbeitete einige Male auch in Saarbrücken - ein erstes Mal im Kontext der „Hochbunker“: 1985 entstanden SW-Aufnahmen der Bunker in der Schmoller-, Breitenbacher- und Richard-Wagner-Straße. Ein Jahr darauf fertigte er eine Farbaufnahme des Bunkers am Burbacher Markt. 2014/15 nahm Boris Becker an dem Projekt „Mapping the Museum“ in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums teil. Hierbei entstanden Bilder aus dem damals noch im Rohbau befindlichen Erweiterungsgebäude der Modernen Galerie, von denen einige nun in unserer Ausstellung zu sehen sind.
Der Künstler kannte die „Bunker – Archéologie“ des französischen Philosophen Paul Virilio, der ein fotografisches Inventar der von den Deutschen erbauten Atlantikwall-Bunker schuf. Der Katalog der gleichnamigen Ausstellung von 1975 ist ein dokumentierendes Exponat unserer Ausstellung und zeigt, dass Boris Beckers „Hochbunker“ als der deutsche Beitrag zu diesem Thema mit Virilios Projekt korrespondieren.
Die dreisprachige Publikation (dt./engl./frz.) stellt, über die Exponate der Ausstellung hinaus, den gesamten Werkkorpus der Hochbunker in über 890 Fotografien vor, die Becker sowohl mit Mittel- als auch Großformatkamera aufgenommen hat. Sie ist erschienen im Snoeck Verlag, mit Texten von Gabriele Conrath-Scholl, Roland Augustin, und einem Langgedicht von Marcel Beyer; Preis: 68 EUR. Das Buch wurde 2019 von der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur, Köln herausgegeben.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit Boris Becker und der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur in Köln entstanden und wurde dort 2019/20 in einer ersten Station gezeigt. Die Ausstellung ist mit freundlicher Unterstützung der VSE AG entstanden.