Im Rahmen der Ausstellungsreihe Fotografie neu ordnen lädt das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) die Künstlerin Susanne Kriemann (*1972) ein, sich mit der Sammlung Fotografie und neue Medien zu beschäftigen und ihr eigenes Werk mit historischen Fotografien und Drucken in Dialog zu setzen. Susanne Kriemann befasst sich in ihrer Arbeit Gessenwiese, Kanigsberg, 2017/18 mit der Sichtbarmachung von radioaktiver Strahlung und den Folgen für die Vegetation. Dafür nutzt sie nicht nur das Mittel der Fotografie, sondern bedient sich auch historischer Druckverfahren wie der Heliogravüre. Für das benötigte Pigment verarbeitet sie die kontaminierten Pflanzen selbst, die Radioaktivität wird somit auch zum physischen Element ihrer Bilder.Ein installativer Aufbau von Pflanzenproben ergänzt diese Serie und gibt Einblick in die Entstehung der Fotodrucke. Für eine zweite Reihe von Heliogravüren, die eigens für die Schau entsteht, ließ sich Susanne Kriemann von den so genannten Naturselbstdrucken der Botaniker Constantin von Ettingshausen (1826–1897) und Alois Pokorny (1826–1886) inspirieren. Ihre beiden gezeigten Serien setzt Susanne Kriemann in Bezug zu Heliogravüren von Piktorialist*innen der Jahrhundertwende um 1900 aus der Sammlung des MK&G. Es sind vor allem Motive des Gestrüpps, die ihre intuitive Auswahl von etwa 40 Arbeiten leiten. Sie stammen von Künstler*innen wie Annie W. Brigman (1869–1950), Clarence Hudson White (1871–1925), Gertrude Käsebier (1852–1934), Alice Boughton (1867–1943), Oscar (1871–1937) und Theodor Hofmeister (1868–1943) oder Heinrich Kühn (1866–1944).
Susanne Kriemann ist seit 2017 Professorin an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Sie arbeitet recherchebasiert und beschäftigt sich mit den technischen Voraussetzungen und historischen Bedingungen der Herstellung von Fotografien. Ihre Arbeiten wurden u.a. im CCA Wattis Institute for Contemporary Arts, San Francisco (2018), Schering Stiftung Berlin (2016), Belvedere 21, Wien (2013), Kunstverein Braunschweig (2012) gezeigt.